Ein junge Frau hält mit verärgertem Blick zwei leere zerknautschte Plastikflaschen in die Kamera

Plastik sparen – zu Hause und unterwegs

Plastikmüll ist ein großes Problem für die Umwelt und die Gesundheit. Dabei ist es gar nicht so schwer den Kunststoff zu vermeiden. Oftmals ist er sogar völlig unnötig. Wir haben einfache Tipps, wie jeder ganz einfach Plastik einsparen kann, egal ob im Haushalt oder unterwegs.

Müllproblem Mikroplastik

Das Grundproblem bei Plastik ist, dass der Kunststoff sehr lange haltbar ist und kaum oder nur sehr langsam abgebaut werden kann. So kann es beispielsweise bis zu 20 Jahre dauern bis sich eine Plastiktüte zersetzt hat. Bei einer Plastikflasche dauert es sogar noch viel länger: bis zu 450 Jahre! Hinzu kommt, dass auf diese Weise auch Inhaltsstoffe aus dem Plastik, wie beispielsweise Weichmacher in die Umwelt gelangen. Hier wird also schnell klar, dass der Kunststoff zu einem dramatischen Umweltproblem wird.

Das Umweltbundesamt weist in seinem FaktenpapierÖffnet sich in einem neuen Fenster Meeresmüll an der deutschen Nord- und Ostsee aus, dass an den Stränden der Nordsee pro hundert Meter im Mittel 389 Kunststoffteile gefunden werden. In der Ostsee, die weniger im Austausch mit den Weltmeeren steht, sind es immerhin noch 70 Teile.

Aber nicht nur Plastikmüll aus Verpackungen, sondern auch MikroplastikÖffnet sich in einem neuen Fenster eispielsweise aus Kleidungsfasern oder Reifenabrieb, gelangt in großen Mengen in die Umwelt und ist bereits von der Arktis bis ins Hochgebirge nachweisbar.

Dabei sind Kunststoffe oft unnötig und vermeidbar, denn es gibt gute Alternativen.

Lebensmittel in Plastik – alles andere als nachhaltig

Besonders viel Plastik fällt im Lebensmittelhandel an. Dort soll die Verpackung die Lebensmittel vor Verunreinigungen, Licht und Gerüchen schützen. Die Ummantelung wird auch genutzt, um wichtige Informationen zum Produkt aufzudrucken, wie etwa Nährwertangaben oder Zutatenlisten, oder um das Produkt zusätzlich besonders zu bewerben.

Plastik-Einspartipps beim Lebensmittelkauf

Wer hier Plastik einsparen möchte, kann beim Einkaufen zu unverpacktem Obst und Gemüse greifen. Stoffbeutel, Schraubgläser oder Brotdosen können helfen, die ausgewählten Lebensmittel sicher und sauber nach Hause zu transportieren. Ein großer Rucksack, Jute- oder Baumwollbeutel eignen sich hervorragend, um die Einkäufe nach Hause zu tragen.

Mittlerweile gibt es deutschlandweite und regionale Mehrwegsysteme für Getränke, Milchprodukte oder „To go“-Essen. Hier bekommt man die Lebensmittel direkt in einem Gefäß gegen Pfand, das man bei Rückgabe wiedererhält.

Viele Lebensmittel gibt es in Supermärkten allerdings nur eingepackt, etwa Nudeln, Müsli oder Haferflocken. Eine Möglichkeit hier Verpackungsmüll einzusparen ist es, diese trockenen, haltbaren Produkte in Großpackungen zu kaufen. Eine Ein-Kilogramm-Nudel-Packung benötigt weniger Verpackung als vier 250-Gramm-Packungen. Da es sich hierbei um Lebensmittel handelt, die eine lange Haltbarkeit aufweisen und fast immer auch über das angegebene Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus haltbar bleiben, lassen sich diese Lebensmittel auch gut bevorraten. Wem die großen Packungen zu viel sind, kann sich mit Familien und Freunden zusammentun und den Inhalt der Großpackungen teilen. So kann man gleichzeitig auch noch Geld sparen.

Auch bei frischen Lebensmitteln kann Verpackungsmaterial eingespart werden, zum Beispiel indem man auf Produkte, die nur mit einer Banderole oder einem Sticker versehen sind, zurückgreift. Manchmal findet man im Supermarkt auch Lebensmittel, die ein Natural Branding aufweisen. Hierbei werden Lebensmittelkennzeichnungen, Siegel und Markenlogos statt mit Aufklebern oder Plastikverpackungen durch ein Laserverfahren auf die Schale von Obst und Gemüse aufgebracht.

Direkt „ohne“ einkaufen – im Unverpackt Laden

Inzwischen gibt es deutschlandweit besondere LädenÖffnet sich in einem neuen Fenster, die dem Verpackungsmüll den Kampf ansagen und die Ware verpackungsfrei anbieten. Neben Obst und Gemüse gibt es dort auch Mehl, Nudeln, Olivenöl, Waschmittel, Zahncreme oder Shampoo lose in großen Behältnissen, sodass Kunden sich die gewünschte Menge des jeweiligen Produktes selbst in mitgebrachte Boxen und Gläser abfüllen können.

Mehrweg statt Einweg auch beim Essen to go

Eine große Verpackungsflut entsteht durch sogenannte „To go“-Behältnisse, etwa bei Imbissbetrieben, Lieferdiensten oder Restaurants und Cafés. Seit Januar 2023 gilt eine Mehrwegpflicht für alle gastronomischen Betriebe, die Essen zum Mitnehmen im Einwegplastik anbieten. Das betrifft auch Anbieter von Kaffee in Einweg-Getränkebechern, unabhängig vom Material. Konkret bedeutet das, dass Mehrwegbehälter als Alternative zu Plastik-Einwegbehältnissen für Essen und Getränke zum Mintnehmen vorhanden sein müssen und diese nicht teurer sein dürfen, als die Einweg-Option. Auch müssen für alle Angebotsgrößen die entsprechenden Mehrwegbehältnisse vorrätig sein. Alle Mehrwegbehältnisse dürfen von den Betrieben gegen Pfand ausgegeben werden, das bei Rückgabe zurückgezahlt wird.

Meere vor Mikroplastik schützen – Augen auf beim Kleiderkauf

Laut Schätzungen der Weltnaturschutzunion (IUCN) gelangen jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Tonnen Mikroplastik in die Weltmeere, davon machen zwei Drittel synthetische FasernÖffnet sich in einem neuen Fenster aus Kleidung und Textilien aus. Jedes Jahr werden über 50 Millionen Tonnen dieser synthetischen Fasern produziert, denn mittlerweile besteht 60 Prozent unserer Kleidung aus diesen Materialien. Besonders Polyester wird häufig in Textilien verarbeitet, zum Beispiel für kuschelige Fleecekleidung, Funktionskleidung sowie T-Shirts und Pullover. Weitere synthetische Fasern sind zum Beispiel Acryl,  Elastan, Polyamid, Polyethylen und Polypropylen. Durch Abrieb in der Waschmaschine lösen sich die Kunststofffasern bei jedem Waschgang aus Kleidungsstücken heraus und gelangen so in die Flüsse und Meere.

Deshalb ist ein Umdenken beim Verbrauch von Kleidungsstücken nötig:

  • Statt neue Kleidung zu kaufen oder wegzuschmeißen, können defekte Textilien zur Schneiderei gebracht werden, um sie dort reparieren zu lassen.
  • Shoppingtouren funktionieren auch gut auf dem Flohmarkt oder in Second-Hand-Läden.
  • Beim Neukauf auf Naturfasern, wie Leinen, Baumwolle oder Wolle sowie auf regionale, ökologisch und fair hergestellte Mode achten.
  • Beim Waschgang einfach mal einen Gang runter schalten: Wer weniger und bei niedrigen Temperaturen wäscht, trägt weniger Partikel ins Meer ein. Die Waschmaschinentrommel erst befüllen, wenn sie auch wirklich voll ist, das spart zudem Wasser und Energie!
  • Es gibt spezielle Waschbeutel zu kaufen, in denen Kleidung aus synthetischen Fasern in der Waschmaschine gewaschen werden kann, ohne dass synthetische Fasern ins Abwasser abgegeben werden. Durch das spezielle Material der Beutel können während des Waschgangs keine Mikroplastikfasern hindurch gelangen. Stattdessen lagern sich die Faserpartikel im Beutel ab und können nach dem Waschgang im Hausmüll entsorgt werden.

Plastikfrei im Haushalt – so einfach kann es sein

  • Geschirr, Töpfe und Besteck müssen nicht länger mit Einweg-Plastikschwämmen oder Plastikbürsten gespült werden. In Supermärkten und Drogerien gibt es robuste Spülbürsten aus Holz und Naturfasern, deren Bürstenkopf regelmäßig und umweltfreundlich ersetzt werden kann. Spülmittel gibt es außerdem als feste Seife am Stück, die man in einer Pappschachtel oder lose kaufen kann.
  • Wer NatronÖffnet sich in einem neuen Fenster und EssigÖffnet sich in einem neuen Fenster im Haus hat, kann sich nicht nur aggressive, chemische Reiniger zum Putzen sparen, sondern auch eine Menge Verpackungsmüll aus Kunststoff. Beides lässt sich zum Beispiel als Allzweckreiniger, zum Fugen und Fenster putzen oder zum Wäsche waschen verwenden.
  • Statt Duschgel und Shampoo aus Plastikflaschen zu drücken, können Haare und Körper auch mit Naturseifen am Stück eingeseift werden.
  • Auch durch die Verwendung von Wattepads beim Abschminken von Kosmetik fällt Plastikmüll an. Eine umweltfreundliche Alternative können wiederverwendbare Reinigungspads aus Baumwolle sein. Diese können nach der Anwendung in der Waschmaschine zwischen 60 und 95 Grad mitgewaschen werden.
  • Dinge, die man in die Mülltonne wirft, werden nochmal in Plastikmüllbeutel verpackt, um den Abfall dann gebündelt zu entsorgen – je länger man darüber nachdenkt, desto verrückter erscheint diese Tatsache. Aber es geht auch anders, zum Beispiel mit der Gelben Tonne. Hierfür werden die trockenen, falls nötig ausgewaschenen, Verpackungen in einem Abfalleimer mit Innenbehälter gesammelt. Ist dieser voll, wird der Inhalt lose in die Gelbe Tonne ausgekippt.
  • Statt Frischhalte- oder Alufolie können Müslischüsseln herhalten, die mit einem Teller abgedeckt werden. Auch Mehrwegdosen oder Schraubgläser eignen sich hervorragend für die Aufbewahrung von Lebensmitteln im Kühl- und Vorratsschrank oder für den Proviant unterwegs.
  • Plastikflaschen adé: Deutsches Leitungswasser ist jederzeit und überall verfügbar und gehört zu den am besten kontrollierten Lebensmitteln überhaupt und ist dazu auch noch ganz unverpackt!

Weitere hilfreiche Tipps, um Plastik aus dem Alltag zu verdammen gibt es hier:

(sie)

Stand November 2023

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