Schon mal vom Crowdfarming gehört?
Als Crowdfarming (Schwarmlandwirtschaft) wird der Direktkontakt von Landwirten oder Erzeugern mit Endkonsumenten bezeichnet. Die Landwirte und Erzeuger stellen dabei ihre Waren potenziellen Abnehmern im Internet vor, nehmen die Bestellungen entgegen und liefern die reifen Erzeugnisse direkt an den Kunden aus. Auf diese Weise sollen Lieferketten verkürzt und die Lebensmittelproduktion transparenter werden.
Das Prinzip hinter dem Crowdfarming ist das CrowdfundingÖffnet sich in einem neuen Fenster, zu deutsch Schwarmfinanzierung. Dabei suchen Gründer für ihre Ideen und Projekte finanzielle Unterstützung von möglichst vielen Interessierten. Auch beim Crowdfarming beteiligen sich interessierte Abnehmer finanziell an der Lebensmittelproduktion und bekommen dafür als Gegenleistung einen Teil der Ernte.
So funktionieren Lebensmittel-Patenschaften
Das Prinzip des Crowdfarmings ist einfach: Interessierte Abnehmer übernehmen eine Patenschaft für eine Pflanze oder adoptieren eine Kuh oder Ziege für eine Saison. Im Gegenzug erhalten sie in diesem Zeitraum die komplette Ernte.
So können neben Obstbäumen, Kartoffeläckern und Rebstöcken auch Bienenstöcke, Kühe und Ziegen adoptiert werden. Als Ernte erwarten die Paten dann unter anderem Olivenöl, Käse, Wolle, Kartoffeln, Orangen, Honig oder Wein.
Planbarkeit für Landwirte und Transparenz für Verbraucher
Durch die Patenschaften können Crowdfarming-Landwirte Planungssicherheit gewinnen und mögliche Überproduktionen umgehen. Die Verbraucher gehen in Vorkasse, somit sind anfallende Produktionskosten bereits im Vorhinein gedeckt. Gleichzeitig erhalten die Landwirte ein festes Einkommen und können Arbeitsplätze sichern.
Die kurze Lieferkette ohne weitere Zwischenhändler macht die Preisbildung für Verbraucher transparenter und Landwirte sind nicht dem Preisdumping von Großhändlern ausgesetzt.
Die Verbraucher erhalten eine Ware, von der sie wissen, wo sie herkommt und von wem sie wie produziert wurde.
Wie nachhaltig ist Crowdfarming?
Die Produkte aus dem Crowdfarming sind nicht zwangsläufig bio, nur, weil lange Lieferketten umgangen werden. Ob die Erzeuger ihre Produkte unter ökologischen Gesichtspunkten produzieren, können Verbraucher zum Beispiel auf der Crowdfarming-Website oder beim Kontakt mit dem Erzeuger herausfinden. Nur ein Biosiegel garantiert auch eine ökologische Herstellung.
Auch beim Warenversand lohnt es sich genauere Informationen einzuholen. Auf der Website Crowdfarming.com werden beispielsweise die Erzeuger, die auf nachhaltiges, recyclingfähiges Verpackungsmaterial setzen mit dem Hashtag #ohneplastik gekennzeichnet. Um außerdem beim Transport CO2 und Kosten einzusparen, werden nach Möglichkeit die Bestellungen bei den Erzeugern gebündelt und mit dem effizientesten Transportmittel (Transporter, Bahn, Flugzeug, Schiff) auf direktem Wege verschickt.
Was ist der Unterschied zur Solidarischen Landwirtschaft?
Sowohl beim Crowdfarming als auch der Solidarischen Landwirtschaft (SOLAWI)Öffnet sich in einem neuen Fenster schließen sich Verbraucher für eine transparente und unabhängige Lebensmittelversorgung zusammen. Dennoch gibt es einige Unterschiede.
So gilt die SOLAWI als ein Zusammenschluss zu einer Wirtschaftsgemeinschaft. Das bedeutet, dass Erzeuger und Unterstützer sich die Verantwortung und Risiken teilen. Beim Crowdfarming geht der Verbraucher lediglich eine Patenschaft ein. Der Erzeuger trägt das Risiko weiterhin alleine.
Während bei der SOLAWI die Verbraucher einen landwirtschaftlichen Betrieb aus der Region finanziell fördern, können die Patenschaften für Pflanzen und Tiere beim Crowdfarming überregional oder sogar weltweit übernommen werden. Das bedeutet, dass beim Crowdfarming auch Lebensmittel und Waren bezogen werden können, die nicht regional angebaut werden.
Anders als beim Zusammenschluss zur SOLAWI, haben die Paten beim Crowdfarming kein Mitspracherecht bei den landwirtschaftlichen Abläufen. Auch stehen den Paten nicht sämtliche Erzeugnisse des Landwirts zu, sondern nur die Ernte, die das Adoptiv-Tier oder die Adoptiv-Pflanze einbringt. (Sie)
Stand: Januar 2021