Ein älteres Paar isst zusammen an einem Tisch

Essen in Hessen – was kommt beim Senioren-Mittagstisch auf den Teller?

Im hessischen Schöneck setzen Nachbarschaftshilfe und Seniorenberatung auf Gemeinschaft – und das schmeckt man! In Kooperation mit einem Bistro gibts hier einen Mittagstisch für unsere Senioren. Warum ist das so beliebt? Wir haben einen Besucher gefragt.

Einfach mal nachgefragt!

Wie gelingt gutes Essen und Trinken im Alter? Um das herauszufinden, haben wir einfach einmal nachgefragt – und zwar bei Menschen in ihrem direkten Lebensalltag. Wir wollen unsere Leserschaft in loser Folge an den Gedanken, Erfahrungen und Tipps von Seniorinnen und Senioren, pflegenden Angehörigen und Verpflegungsverantwortlichen in Wohneinrichtungen teilhaben lassen. Die interviewten Personen schildern hier eigene Eindrücke aus dem Essalltag ganz persönlich und ohne Filter.

Für diese Folge hat unsere Autorin Ilona Berg, Fachreferentin der Vernetzungsstelle Seniorenernährung in Hessen (Friedrichsdorf), mit dem 89-jährigen Heinz gesprochen. Er ist regelmäßig Gast beim Senioren-Mittagstisch im Bistro des Altenhilfezentrums in Schöneck (Main-Kinzig-Kreis). Den Veranstaltern dort ist es wichtig, dass auch alleinlebende hochaltrige Menschen die Möglichkeit haben, bei einem guten Essen soziale Kontakte zu pflegen und ein Schwätzchen zu halten

Interviewpartner Heinz sitzt an einem Tisch

Sie sind regelmäßig beim offenen Mittagstisch in Schöneck dabei. Was motiviert Sie, daran teilzunehmen?

Jedes Mal, wenn ich zu Hause nicht selbst kochen muss, freue ich mich sehr. Neben der Geselligkeit ist das für mich der Hauptgrund, regelmäßig den Mittagstisch zu besuchen. Wir sind ein Kreis von etwa 20 älteren, meist alleinlebenden Menschen, die sich zum gemeinsamen Mittagessen treffen. Das tut einfach gut und macht den Tag schöner.

Auf welche Gerichte freuen Sie sich beim Mittagstisch besonders?

Besonders gut schmeckt mir der Heringssalat. Aber auch Suppen und Eintöpfe sind meine Favoriten. Beim Mittagstisch esse ich davon oft gleich zwei Portionen – das zeigt, wie sehr es mir schmeckt!

Wie sind Sie auf das Angebot des Mittagstisches aufmerksam geworden?

Ich war von Anfang an dabei. Bekannt gemacht wurde der Mittagstisch über den städtischen Seniorentreff. Das Seniorenbüro und die Nachbarschaftshilfe in Schöneck organisieren sogar einen Fahrdienst. Schon beim ersten Treff kam der Bürgerbus und holte insgesamt neun Personen ab. So waren die Teilnehmer gleich miteinander bekannt und wir sind direkt ins Gespräch gekommen.

Gibt es beim Mittagstisch auch ein Rahmenprogramm?

Ja, nach dem Essen gibt es noch Ratespiele und kleine unterhaltsame Bewegungsspiele. Für mich trägt der offene Mittagstisch so zu einem gelungenen Tag mit Geselligkeit und einem guten Essen bei.

Was essen Sie zu Hause und wie läufts bei Ihnen? Erzählen Sie uns!

Als rüstiger Senior bin ich glücklicherweise noch recht gesund und versorge mich größtenteils selbst. Meine Vorbilder in Sachen Verpflegung sind meine zwei Omas, die beide 99 Jahre alt wurden und immer selbst gekocht haben. Sie hatten sogar noch ihre eigenen Zähne. Ich auch noch – und darauf bin ich stolz.

Zur Hauptmahlzeit liebe ich Eintöpfe und Suppen und bezeichne mich selbst als „Suppenkasper“. Diese Gerichte habe ich immer im Vorrat. Auch an neue Varianten wie Thaisuppe habe ich mich schon getraut. Ganz nach meinem Geschmack wandle ich die Fertiggerichte auch ab oder ergänze sie mit Kräutern aus dem Garten. Wichtig ist mir außerdem Salat, den ich in meinem Garten selbst anbaue. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen, Gartenarbeit und die teilweise Selbstversorgung gehören für mich dazu.

Essen auf Rädern habe ich noch nie probiert.

Essen Sie meistens alleine oder in Gesellschaft?

Zumeist esse ich tatsächlich alleine, daran habe ich mich gewöhnt.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Hintergrund: Senioren-Mittagstische

Offene Mittagstische sind für Kommunen eine gute Möglichkeit, alleinlebende Seniorinnen und Senioren zu mobilisieren. Die Geselligkeit und ein warmes Essen sind für die meisten von ihnen Motivation, um aus der eigenen Wohnung rauszukommen. Das tut Älteren sichtbar gut. Außerdem werden in der Seniorenarbeit Tätige so auch auf ältere Menschen aufmerksam, die in Zukunft möglicherweise mehr Unterstützung benötigen.

Die Ernährungssituation von alleinstehenden hochbetagten Menschen zu Hause ist sehr unterschiedlich und teilweise nicht optimal, weiß die Vernetzungsstelle Seniorenernährung in Trägerschaft der Sektion Hessen – DGE e.V. Selber kochen muss organisiert werden: Vom Einkauf über die Lagerung bis zur Zubereitung. Wie sieht es mit der Mobilität aus? Sind Kochfähigkeiten vorhanden? Macht das Kochen Spaß oder wird es als mühsam und lästig empfunden? Die Bandbreite der Qualität beim Selberkochen ist sehr groß: Sie reicht von der Tütensuppe bis hin zum vollwertigen Gericht mit frischem Gemüse und Eiweißkomponente (Fleisch, Fisch, Ei, Hülsenfrüchte).

Daher ist es sehr wichtig, dass der tägliche Speiseplan zu Hause mit viel Obst, Gemüse und Salat ergänzt wird. Wenn die Produkte sogar aus dem eigenen Garten kommen, ist auch noch Bewegung durch die Gartenarbeit dabei.

Die Mittagstische können, auch wenn sie nur einmal im Monat angeboten werden, einen wichtigen Beitrag zu einem unterhaltsamen Alltag und einer abwechslungsreichen Versorgung leisten. Die Menschen kommen mal raus, treffen sich und lachen miteinander. Manchmal entstehen sogar neue Freundschaften. Und was das Essen angeht, gibt es auch mal Dinge, die man sich alleine nicht kochen würde. So wird Neues ausprobiert und man erhält zusätzlich Anregungen für die eigene Küche. Für ältere Menschen ist es in jedem Fall eine schöne Form der Entlastung.

Stand: August 2025

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