Wie gelingt gutes Essen und Trinken im Alter? Um das herauszufinden, haben wir einfach einmal nachgefragt – und zwar bei Menschen in ihrem direkten Lebensalltag. Wir wollen unsere Leserschaft in loser Folge an den Gedanken, Erfahrungen und Tipps von Seniorinnen und Senioren, pflegenden Angehörigen und Verpflegungsverantwortlichen in Wohneinrichtungen teilhaben lassen. Die interviewten Personen schildern hier eigene Eindrücke aus dem Essalltag ganz persönlich und ohne Filter. Für diese Folge hat unsere Autorin Ilona Berg, Fachreferentin der Vernetzungsstelle Seniorenernährung in Hessen, mit der alleinlebenden 82-jährigen Ursula B. aus Wiesbaden gesprochen und herausgefunden, was ihr Geheimnis für ein gutes und genussvolles Essen ist.
Einfach mal nachgefragt!
Essen in Hessen – was kommt bei Senioren auf den Tisch?
Einfach mal nachgefragt!
Worauf legen Sie beim täglichen Essen und Trinken besonderen Wert?
Ich habe schon immer gerne gekocht und lecker gegessen. Essen ist für mich die reine Freude und Genuss. Schon seit meiner Kindheit brauche und genieße ich täglich mittags ein warmes Essen. Beim Selberkochen kann ich bestimmen, was auf den Teller kommt und was mir bekommt.
Die Rezepte wähle ich meist saisonal und häufig regional. Die Woche über soll es einfach, schnell und praktisch sein, aber ich probiere auch gerne etwas Neues und Kreatives aus.
Ich nehme mir Zeit zum Essen und mache es mir gemütlich. Ich habe meinen festen Essplatz mit einem Platzdeckchen und der Teller wird schön angerichtet. Das Auge isst bekanntlich mit.
Mahlzeiten sind eine gute Möglichkeit den Tag zu strukturieren. Wie sieht ein typischer Tag bei Ihnen aus?
Ja, das stimmt, die Mahlzeiten geben dem Tag eine Struktur. Allerdings bin ich bei der Uhrzeit flexibel.
Zum Frühstück gibt es ein bis zwei Scheiben Brot teils herzhaft mit Käse belegt teils süß mit Marmelade. Außerdem esse ich immer Joghurt wegen des Eiweißes.
Wie ich ja schon sagte, esse ich normalerweise ein warmes Mittagessen. Zur Hauptmahlzeit gehört immer eine ordentliche Portion Gemüse oder Salat dazu. Wir hatten früher einen großen Garten. Ab und zu gibt es dazu eine kleine Fleischportion, einmal wöchentlich Fisch und einmal eine Eierspeise.
Zwischendurch esse ich gerne ein Stück Obst. Allerdings vertrage ich säuerliches Obst nicht mehr so gut.
Als Abendmahlzeit gibt es Brot mit Käse und dazu immer reichlich Grünzeug wie Tomaten, Gurken, Paprika oder im Winter Rote Bete aus dem Glas.
Zum Trinken gibt es meist Mineralwasser, Kaffee und im Winter auch mal Tee. Bei der Menge fällt es mir schwer täglich sechs bis sieben Gläser bzw. Tassen zu trinken. Ich muss mir immer etwas gut sichtbar zur Erinnerung hinstellen, ansonsten vergesse ich es tagsüber und erst am Abend fällt mir auf, dass ich noch nicht ausreichend getrunken habe.
Unterscheidet sich ein Tag am Wochenende wesentlich von einem normalen Tag?
Ja, Sonntag gibt es schon etwas Besonderes oder auch mal ein Stück Kuchen. Da nehme ich mir mehr Zeit zum Kochen und zum Essen. Manchmal bekomme ich auch Besuch oder esse mit der Familie. In Gesellschaft schmeckt es natürlich viel besser.
Sie kochen fast täglich eine warme Mahlzeit. Das ist super! Entscheiden Sie eher spontan oder planen Sie mehrere Tage im Voraus?
Meistens mache ich mit meiner Tochter zusammen einen Wocheneinkauf. Daher plane ich grob vor, was ich in den nächsten Tagen essen möchte. Trotzdem entscheide ich spontan, was ich an einem Tag koche, worauf ich Lust habe. Ich habe auch immer etwas fertig Gekochtes sowie reichlich tiefgefrorenes Gemüse im Tiefkühlfach. So komme ich gut über die Runden und nutze Angebote wie „Essen auf Rädern“ nicht, obwohl es sicherlich eine gute Alternative ist, wenn man nicht so gerne selbst kocht.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Speisen aus?
Es soll abwechslungsreich sein. Ich koche gerne traditionelle Gerichte – auch aus meiner Kindheit in Schwaben. Dann schaue ich, was die Saison so bietet oder was gerade im Angebot ist. Wichtig ist mir auch, dass Reste von den Vortagen verwertet werden. Die Pellkartoffeln werden dann zu Kartoffelsalat oder Bratkartoffeln.
Gesundheitsaspekte sind Ihnen wichtig. Worauf achten Sie besonders?
Viel Gemüse – gekocht, als Rohkost zum Brot oder ein Salat gehören immer dazu, damit ich genügend Vitamine und Mineralstoffe bekomme. Ich achte auch auf ein gutes Öl, zum Beispiel Rapsöl zum Kochen und ein kaltgepresstes Olivenöl für die kalte Küche. Täglich zwei Milchprodukte sorgen für Eiweiß und Calcium.
Super, dass Sie sich Zeit zum Selbstkochen nehmen. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ich möchte etwas Gutes essen und selbst bestimmen, was es gibt. Außerdem macht mir Kochen viel Spaß und gibt dem Tag eine gute Struktur.
Haben Sie Tipps für andere, wie sie das tägliche Kochen erleichtern können?
Wenn es schnell gehen soll, gibt es bei mir Nudeln mit einer Tomaten- oder Gemüsesauce, dazu Parmesan. Oder ein einfaches Gericht von früher wie Kartoffeln mit Tiefkühlspinat und einem Spiegelei.
Ich habe im Vorrat immer ungewürztes Tiefkühlgemüse wie Spinat, grüne Bohnen, Suppengemüse. Daraus lässt sich im Nu eine gesunde Beilage oder ein Eintopf kochen. Auch Tiefkühl-Fischfilet habe ich immer zu Hause.
Halbfertigprodukte wie Sauerkraut, Spätzle, Maultaschen und ähnliches helfen, schnell etwas Gutes auf den Tisch zu bekommen. Inzwischen gibt es häufiger auch kleine Verpackungen für eine Person zu kaufen. Das finde ich sehr praktisch.
Da ich gerne etwas Überbackenes oder Knuspriges esse, habe ich mir eine Heißluftfritteuse sozusagen als Miniherd angeschafft. Dann brauche ich für meinen Auflauf oder die Ofenkartoffeln nicht den großen Backofen anzuschalten.
Mein Tipp: Kochen Sie Gerichte wie Suppen, Eintöpfe und Schmorgerichte auf Vorrat. Sie schmecken aufgewärmt meistens sogar noch besser, weil die Zutaten dann richtig durchgezogen sind. Die übrigen Portionen als Einzelportionen einfach einfrieren, dann hat man immer was zu essen.
Vielen Dank für das nette Gespräch!
Stand: Oktober 2024