Eine Hand hält viele kleine Plastikkörnchen aus einem Wiederverwertungsprozess

Wie nachhaltig ist recyceltes Plastik?

Ob Shampooflaschen, Kleidung oder Rucksäcke – immer häufiger kann man auf Produkten im Handel den Herstellungshinweis „aus recyceltem Plastik“ lesen. Wie nachhaltig ist die Verwendung von Altplastik? Und stammt das recycelte Plastik aus dem gelben Sack oder dem Ozean?

Was bedeutet recyceltes Plastik?

Laut Plastikatlas der Heinrich-Böll-StiftungÖffnet sich in einem neuen Fenster produziert im Schnitt jeder Mensch in Deutschland etwa 40 Kilogramm Verpackungsmüll pro Jahr.

Indem alter Kunststoff für die Herstellung neuer Verpackungen wiederverwendet wird, können Rohöl, Energie und bis zu 80 Prozent CO2 eingespart werden. Denn bei der Produktion von neuem Plastik wird viel Öl und Energie benötigt, zudem fallen große Mengen Treibhausgase an. Recycelte Kunststoffe können also einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Bei Altplastik unterscheidet man zwei verschiedene Sorten. So gibt es Altplastik, das aus Produktionsresten der Industrie anfällt und direkt wieder in die Herstellungsprozesse für Plastik mit einfließt und das sogenannte Post-Consumer-Rezyklat (PCR), welches aus bereits genutzten Plastik-Verpackungen wiederverwendet wird, zum Beispiel aus dem gelben Sack oder der gelben Tonne.

Letzteres wird mittlerweile immer öfter für die Herstellung von Verpackungen genutzt.

PET-Flaschen eignen sich am besten für das Kunststoffrecycling

Besonders PET-Flaschen lassen sich gut wiederverwerten. Hierfür werden die Kunststoffflaschen zu PET-Granulat verarbeitet und können dann zu neuen Kunststofffasern, etwa für Rucksäcke, Regenschirme oder zu Füllmaterial weiterverarbeitet werden. Um einen richtigen PET-Recyclingkreislauf handelt es sich hierbei allerdings noch nicht, denn nach der zweiten Weiternutzung ist bei dem PET-Kunststoff bisher meist Schluss und der Kunststoff wird verbrannt.

Recyceltes Plastik aus dem Meer – mehr Schein als Sein?

Viele Hersteller bewerben ihre Produkte – häufig Kleidung, Schmuck oder Rucksäcke - mit dem Slogan „Ozean-Plastik“ und versprechen, Meere von Geisternetzen und Plastikmüll, in denen sich Delfine oder Schildkröten verfangen oder die in den Mägen der Tiere landen können, zu befreien. Häufig dienen derlei Firmenaussagen aber mehr der Imagepflege, denn nicht selten handelt es sich bei dem Meeresplastik tatsächlich um Kunststoff, der am Strand oder auf dem Land gesammelt wurde.

Um Plastik aus dem Meer weiterzuverarbeiten, ist ein großer technologischer Aufwand nötig, da sich unter Wasser verschiedene Plastikarten miteinander vermischen, verheddern oder Sand aufnehmen oder von Muscheln besetzt sind. Zudem sind die nötigen Recycling-Verfahren noch unausgereift und die Ökobilanz schwer überschaubar.

Nicht zuletzt ist die Bergung von Geisternetzen und Plastikmüll aus dem Meer eine Mammutaufgabe – besonders für kleinere Organisationen und NGOs.

Unternehmen, die Waren produzieren mit dem Hinweis auf Ozean-Plastik, greifen also oft zusätzlich auf weitere Plastikquellen zurück, wie etwa auf Altplastik der Industrie oder PCR. Der Anteil an Ozean-Plastik ist eher gering.

Recyceltes Plastik aus der gelben Tonne und dem gelben Sack

Auch die tatsächlich recycelten Plastikmengen aus der gelben Tonne oder dem gelben Sack sind bisher eher gering. Laut Plastikatlas 2019 liegen die Mengen etwa bei 16 Prozent aller gesammelten Plastikverpackungen und –folien. Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum Beispiel ist die Nachfrage nach recycelten Plastikfasern bislang nicht sonderlich hoch, auch ist die Anschaffung von speziellen Sortiermaschinen für Entsorgungs- und Verwertungsunternehmen kostspielig. Außerdem nehmen viele Produzenten von Kunststoffen lieber neues Plastikgranulat, da dieses wesentlich günstiger ist.

Plastik aus dem gelben Sack zu recyceln ist aufwendig. Für die Herstellung von Rezyklaten ist unter anderem eine sorgfältige Sortierung und Prüfung notwendig, da Verpackungen häufig aus verschiedenen Kunststoffarten zusammengesetzt sind. Je nach Zusammensetzung der Verpackungen wird entschieden, ob sie recycelt werden können oder verbrannt werden. Generell gilt dabei: Je einheitlicher die Zusammensetzung des Kunststoffs, desto besser kann dieser wiederverwertet werden. Auch die Herstellung von Granulat ist hier vergleichsweise günstig.

RAL-Gütezeichen gibt Auskunft

Um bei Produkten aus recyceltem Plastik den Durchblick zu behalten, kann zum Beispiel das RAL-GütezeichenÖffnet sich in einem neuen Fenster hilfreich sein. Es kennzeichnet Plastikwaren, die aus PCR bestehen und gibt zudem Auskunft darüber, wie hoch der prozentuale Anteil an recyceltem Plastik ist.

Richtige Mülltrennung ist das A und O

Auch wenn aktuell das Recycling von Plastikabfällen aus der gelben Tonne oder dem gelben Sack noch relativ gering ist, ohne ein vorheriges Trennen im Haushalt der Verbraucher, ist überhaupt kein Recycling möglich. Tipps, wie das geht, gibt es unter anderem im VerbraucherFensterÖffnet sich in einem neuen Fenster.

Noch besser als Recycling: Weniger Konsum

Am Nachhaltigsten ist es, wenn erst gar kein Plastik produziert wird. Verbraucher können sich aktiv für Plastikvermeidung einsetzen, etwa indem Kleidung länger als eine Saison getragen und beim Lebensmitteleinkauf auf möglichst wenige eingeschweißte Produkte zurückgegriffen wird.

Statt beim Neukauf auf Kleidung aus synthetischen Fasern zu setzen, lohnt es sich bei der nächsten Shoppingtour nach Naturfasern, wie Leinen, Baumwolle oder Wolle Ausschau zu halten. Auch ein Kauf im Second-hand-Shop oder auf dem Flohmarkt kann unnötige Plastikverwendung bei der Kleiderproduktion vermeiden.

Unverpackt-LädenÖffnet sich in einem neuen Fenster bieten Verbrauchern eine gute Gelegenheit, auch Lebensmittel und Bedarfsgegenstände ohne Plastiktüten und Kunststoffumhüllungen einzukaufen.(Sie)

Stand: August 2021

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