Eine Woche mit dem Rad unterwegs – bei Wind und Wetter
Ich fahre viel zu viel Auto, manchmal sogar die kürzesten Strecken. Natürlich ist mir klar, dass das weder gut fürs Klima ist, noch für meine Gesundheit. Deswegen ist jetzt Schluss! Ich habe mir fest vorgenommen, in diesem Jahr häufiger das Fahrrad zu benutzen. Wie meine erste Woche auf zwei Rädern verlaufen ist und ob ich dranbleibe, erfahren Sie hier.
„Probieren geht über Studieren“, sagt der Volksmund zu Recht. Wir wollen unsere Leserschaft in loser Folge an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Unser Redaktionsteam schildert eigene Eindrücke aus dem Verbraucheralltag hier ganz persönlich und ohne Filter. Für diese Folge ist unsere Redakteurin Anne-Kathrin Siebert eine Woche lang aufs Fahrrad umgestiegen – für kürzere und längere Strecken. Das Auto ist in dieser Woche mal stehengeblieben.
Ob bei ihrem Pferd, im Gemüsebeet oder an der Nordsee, bei Wind und Wetter draußen an der frischen Luft zu sein, ist für die Ernährungswissenschaftlerin Erholung pur! Ob das auch zukünftig auf dem Fahrrad so sein wird?
Mein Schweinehund ist ein kleiner, blauer Flitzer
Ich würde mich als einen äußerst umweltbewussten Menschen bezeichnen und Klimaschutz ist mir sehr wichtig. Ich bin schon viele Jahre Vegetarierin, kaufe Kleidung und Möbel hauptsächlich secondhand und versuche möglichst viel Plastik einzusparen. Doch was das Autofahren betrifft, bin ich ganz schön bequem. Ich liebe es in meinen kleinen blauen Flitzer zu springen und in Windeseile am Ziel zu sein. Ich muss mich an keine Fahrpläne halten, Regen, Schnee und Wind behindern mich nur selten und ich kann einfach vor meiner Haustür in mein Auto einsteigen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass das weder fürs Klima, noch für meinen Geldbeutel oder meine Gesundheit vorteilhaft ist, doch ich finde immer wieder Gründe, warum ich gerade heute für den Weg zur Arbeit oder zum Supermarkt nicht aufs Auto verzichten kann.
Als Neujahrsvorsatz für 2024 hatte ich mir vorgenommen, endlich mal aus meiner Komfortzone zu kriechen und häufiger aufs Fahrrad umzusteigen. Während am Jahresanfang das Wetter noch ziemlich durchwachsen war, gehen mir mit dem voranschreitenden Frühling nun langsam die Ausreden aus. Es wird also Zeit, mein Rad zu Wartungszwecken mal aus dem Keller zu schieben.
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren: Fahrrad nach der Winterpause fit machen
Im Tageslicht sieht mein Fahrrad eigentlich ganz passabel aus. Ich checke aber dennoch das Vorder- und Rücklicht. Stecken noch alle Kabel an den Leuchten und am Dynamo fest und ist die Birne noch heile? Sieht gut aus! Ein regelmäßiger Bremsencheck kann Unfällen vorbeugen, daher schaue ich also auch, ob bei meinen Felgenbremsen die Gummibeläge noch ausreichend vorhanden und die Bremsen nicht verschmutzt sind. Was mir dabei schnell auffällt ist, dass meine Bremsen viel zu locker eingestellt sind. Bei meinem Rad ist es möglich, über die Stellschrauben am Bremszug die Bremsen wieder festzuziehen.
Damit ich ab jetzt reibungsfrei von A nach B strampeln kann, bekommt meine Fahrradkette noch eine Portion Extrapflege: Zunächst mit Wasser und Bürste, um den Dreck zu entfernen und anschließend mit etwas Kettenöl. Fertig.
Nicht ohne meinen Helm
Ich bin eine absolute Verfechterin des Helmtragens. Vielleicht bekomme ich so keinen Preis für das beste Styling, aber immerhin kann ich mich im Falle eines Sturzes vor schlimmen Verletzungen schützen. Gottseidank habe ich mir erst vorletzten Sommer einen neuen, schön reflektierenden Helm zugelegt. Helme, die bereits älter als fünf Jahre sind, sollte man nämlich besser nicht mehr verwenden, da das Material mit der Zeit ermüden kann.
Mein persönliches Logbuch: Eine Woche mit dem Rad unterwegs
Montag: Und los geht´s!
Für meinen ersten Tag auf dem Rad bin ich extra früher aufgestanden. Ich habe das Glück, dass ich nur etwa drei Kilometer von meiner Arbeitsstelle entfernt wohne. Dennoch will ich vor Abfahrt nochmal Luft auf die Räder pumpen und meine neue, speziell für diesen Vorsatz angeschaffte Fahrradtasche bestücken, die mit einer Halterung am Gepäckträger festgemacht werden kann. Ich brauche eine sichere Verstaumöglichkeit für meinen Laptop, meine Brotdose und Wertsachen und bin gespannt, wie sich die Tasche bewährt.
An der Arbeitsstelle angekommen, fühle ich mich ziemlich fit. Die Bewegung und die frische Luft am Morgen hat mir definitiv gutgetan.
Dank der Radtour nach dem Feierabend fühle ich mich direkt entschleunigt. Mein Radweg führt ein Stückchen durchs Grün mit Vogelgezwitscher und verkehrsberuhigten Straßen – herrlich.
Dienstag: Wenn der Wocheneinkauf eine neue Herausforderung darstellt
Heute muss ich nach der Arbeit noch meinen Wocheneinkauf erledigen. Dies stellt mich vor eine neue Herausforderung, da ich meine Einkäufe sonst immer mit dem Auto verrichte. Zugegeben, so landet auch mal mehr Zeug im Einkaufskorb, als ich ursprünglich vor hatte zu kaufen. Platz habe ich im Auto ja genug, um alle Einkäufe nach Hause zu kutschieren. Mit dem Rad sieht das schon ganz anders aus. Ich entschließe mich daher einen Einkaufszettel zuschreiben. So kann ich im Vorhinein schon abschätzen, wie viele Produkte ich nach Hause transportieren muss. Zudem setze ich mir einen großen Rucksack auf und bestücke mein Rad mit einem Korb auf dem Gepäckträger. Das müsste passen.
Am Supermarkt treffe ich auf einige andere einkaufende Radfahrer, die deutlich besser vorbereitet sind, etwa mit Fahrradanhängern oder Lastenrädern. Nicht schlecht!
Was mich etwas nervt, ist meine Fahrradtasche. Dort sind meine Wertgegenstände und mein Arbeits-Laptop drin. Ich kann sie also nicht am Fahrrad hängen lassen während meines Einkaufsbummels. Nun fahre ich die Tasche also im Einkaufswagen vor mir her.
Zwar hat mich mein Einkaufszettel vor unnötigen Impulskäufen bewahrt, doch ich hätte nicht alles in meinen Rucksack und Einkaufskorb verstaut bekommen, was eigentlich auf der Liste stand. Es bleibt mir nichts Anderes übrig, als morgen nochmal einen Abstecher zum Supermarkt zu machen, um den Rest mitzunehmen.
Mittwoch: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung
Leider spielt das Wetter am dritten Tag meines Experimentes nicht mehr mit. Für so ein Wetter bin ich bisher nicht besonders gut ausgestattet. Ich entscheide mich dafür, heute aus dem Homeoffice zu arbeiten und bestelle mir direkt in der Mittagspause bei einem Outdoor-Versand eine wasserdichte Überziehhose.
Donnerstag: Beruf und Freizeit mit dem Rad vereinen
Da das Wetter heute wieder schön ist, habe ich mir vorgenommen, direkt nach der Arbeit in meinen Schrebergarten zu fahren. Außerdem habe ich mich abends fürs Kino verabredet. Bedeutet, dass ich wieder viel Gepäck von A nach B transportieren muss. Die Zeitersparnis, die ich habe, wenn ich nach Feierabend direkt von meiner Arbeitsstelle aus weiterfahre, überzeugt mich dennoch. Also habe ich heute in meiner Fahrradtasche zusätzlich ein paar Samentüten, etwas mehr Proviant als sonst und für abends noch einen dickeren Pulli. Da ich auch morgen wieder ins Büro muss, entscheide ich mich dazu, meinen Laptop über Nacht dort zu lassen. So verringert sich zumindest mein wertvolles Gepäck im Laufe des Tages deutlich.
Abends fühle ich mich, trotz des knackigen Zeitplans am Tage, wenig gestresst und dafür viel aktiver. Erneut stelle ich fest, dass mir das Radfahren zwischen den einzelnen Tagespunkten dabei hilft Stress abzubauen.
Freitag: Und wieder Regen…
Da ich meinen Laptop im Büro stehen gelassen habe, ist Homeoffice an diesem erneuten Regentag keine Option. Ich muss mich also wohl oder übel in den Sattel schwingen. Mein Rad stand über Nacht draußen an den Fahrradständern vorm Haus. Deshalb habe ich nun nach wenigen Sekunden auf dem Rad einen nassen Hintern. Mein Regenponcho ist auch schon in die Jahre gekommen und nach einem etwas heftigeren Guss unterwegs, fühlt sich mein Pullover langsam klamm an. Meine Euphorie vom Vortag ist im Nu verschwunden. Ich nehme mir vor, in Zukunft ein Handtuch und meine guten Büroschuhe im Schrank an meiner Arbeitsstelle zu verstauen und bei miesem Wetter noch eine Wechselhose einzupacken. Sicher ist sicher! Immerhin, meine Fahrradtasche hält gut trocken.
Samstag: Fahrradtour und Picknick
Meine neue Fahrradbegeisterung hat Anklang gefunden, sodass ich zusammen mit Freunden für heute eine Radtour mit Picknick geplant habe. Eine Begleitung hat ein E-Lastenrad – perfekt. Nicht nur um ihre kleine Tochter problemlos mitzunehmen, sondern auch all die Leckereien, die nicht mehr in Fahrradkörbe und –taschen gepasst haben sowie unsere große Picknickdecke. Das Wetter macht uns diesmal keinen Strich durch die Rechnung und wir genießen es, raus der Stadt und dem Straßenverkehr zu kommen. Hier ist Radfahren einfach immer noch am schönsten.
Sonntag: Fahrradfrei und Zeit fürs Fazit
Den letzten Tag meiner Fahrradwoche lasse ich das Rad im Keller und mache es mir auf der Couch bequem, um über ein Fazit meiner Woche nachzudenken. Was mir wirklich gut gefällt am Radfahren im Alltag ist der Erholungseffekt. Setze ich mich nach der Arbeit ins Auto, bin ich in jedem Fall gestresster. Oft nerven mich schon kürzeste Strecken im vollgestopften Nachmittagsverkehr in unserer Stadt. Was mich noch Überwindung kostet ist, bei Wind und Wetter auf den Drahtesel zu steigen. Hier fehlt mir noch eine optimale Ausstattung, die mich auch an Regentagen motiviert, das Auto stehen zu lassen. Um alle meine Einkäufe zu erledigen, denke ich darüber nach, mir einen kleinen Anhänger für mein Rad zu kaufen. Der ist deutlich günstiger als ein Lastenrad, lässt mich aber dennoch viel Gepäck von A nach B kutschieren. Die Rucksack-Alternative vom Dienstag hat mich nämlich auch noch nicht richtig überzeugt. Ich werde definitiv weiterhin den Sommer über das Rad nutzen und hoffe, dass ich dann bis zum Herbst und Winter mit meinem Rad so eingespielt bin, dass mir auch in der kalten Jahreszeit das Radfahren nicht mehr so viel ausmacht.