Vom „Influencen“ in sozialen Netzwerken
Seit geraumer Zeit geht besonders in sozialen Netzwerken ein Trend um: Blogger oder sogenannte Influencer zeigen auf ihren Plattformen, welche Dinge sie vermeintlich verwenden, bewerten diese und verlinken auf die jeweiligen Produktseiten im Shop eines Händlers. Vorgestellt und bewertet werden dabei Kosmetika, Kleidung, Restaurants oder Multimediaprodukte. Für den Verbraucher macht es dabei den Anschein, dass die Blogger die jeweiligen Produkte objektiv testen und der angegebene Link lediglich einen Hinweis für mögliche Kaufoptionen darstellt.
Allerdings: Der jeweilige Händler des Produktes kann am Link erkennen, von welcher Seite aus der Besucher auf seinen Shop weitergeleitet wurde. Häufig wird den Bloggern eine Vermittlungsprovision bezahlt, entweder sobald der Seitenbesucher auf den Link zum Shop geklickt hat oder nach erfolgreichem Kauf des Produktes. Dies lassen sich die Shops durchaus etwas kosten, so können die gezahlten Provisionen bis zu zehn Prozent des gesamten Einkaufswerts betragen. Ähnlich verhält es sich mit vielen vermeintlichen Test-Portalen.
Test-Portale – lange Texte und nichts dahinter?
Viele Test-Portale bewerten und vergleichen Produkte, formulieren lange Texte und erstellen Bestenlisten anhand ihrer Untersuchungen. Aber auch hier hinter kann sich ein Geschäftsmodell verstecken, indem auf den vermeintlichen Testportalen mit einem solchen bezahlten Link auf die Händler-Website verwiesen wird.
Oftmals haben die vermeintlichen „Produkttester“ dieser Portale das untersuchte Gut nicht einmal selbst in der Hand gehalten, sondern erstellen die Bewertungen lediglich anhand der Herstellerinformationen oder Rezensionen großer Verkaufsplattformen. Derlei Fake-Test-Portale sind sogar bereits vom Verbraucherzentrale Bundesverband aufgrund dieser Praktiken als Verbrauchertäuschung abgemahnt worden. Denn wird der Kunde durch ein solches Fake-Portal zu einem Kauf animiert, den er andernfalls nicht getätigt hätte, handelt es sich bei der „Produktbewertung“ auf dieser Seite bereits um irreführende Werbung.
Affiliate Links – woran erkennt man sie?
Kann der Händler anhand des Links erkennen, über welche Seite der Kunde geschickt wurde, so nennt man dies Affiliate Links oder auch „Partner-Marketing“, da dieses Geschäftsmodell eine Win-Win-Situation für den Seitenbetreiber als auch den Händler bedeutet. Schließlich verdienen der Seitenbetreiber, also zum Beispiel das Testportal oder der Blogger, und der Onlineshop an dieser Verlinkung.
Der Affiliate Link erhält dabei einen speziellen Erkennungscode, welcher aus Zahlen und Buchstabenkombinationen besteht. Verbraucher können allerdings oftmals gar nicht erkennen, ob sie gerade auf einen solchen Link geklickt haben. Folgende Punkte können helfen „falsche“ Testportale zu entlarven:
- Sind die Links zum Händlershop ungewöhnlich lang?
- Enthalten die Links zum Händlershop viele Zahlen und Buchstabenkombinationen?
- Testet das Portal eher teurere Produkte?
- Gibt es auch schlechte Bewertungen?
- Führen eingefügte Links zu dem Internetauftritt desselben Händlers? Oftmals ist der verlinkte Händler nicht einmal der günstigste!
Fazit
Test ist nicht gleich Test. Wer für die Kaufentscheidung eine objektive Produktbewertung hinzuziehen möchte, sollte lieber auf professionelle und unabhängige Tester setzen. Ein Beispiel ist die Stiftung Warentest, welche durch Steuermittel gefördert wird und so wissenschaftliche, freie und händlerunabhängige Untersuchungen durchführen kann. Auch Fachzeitschriften geben hilfreiche und unbezahlte Produkttipps.
Wer sich doch online durch den Test-und Beurteilungsdschungel wagen möchte, sollte sich nicht auf ein Portal verlassen, sondern vorsichtshalber die Bewertungen von unterschiedlichen Testportalen miteinander vergleichen.
Stand: August 2019