Immer wieder werden schockierende Bilder gezeigt, wie auf engstem Raum Nerze, Füchse, Kaninchen oder Marder eingepfercht gehalten und auf grausame Weise getötet werden allein mit dem Ziel, ihr Fell für einen Mantel, einen Jackenkragen oder einen Bommel an der Mütze zu verwenden.
Eine Alternative zu echtem Fell ist der Kunstpelz. Doch dem Etikett kann nicht immer vertraut werden. Hunde- und Katzenfelle aus Asien werden absichtlich falsch deklariert und bei uns als Kunstpelz verkauft. Der Handel mit Pelzen boomt, denn jährlich werden 100 Millionen Tiere für ihr Fell getötet.
Warum echtes Fell mit Kunstpelz verwechselt wird
Wer Pelz attraktiv findet, aber nicht möchte, dass dafür Tiere sterben müssen, für den scheint Kunstpelz eine gute Alternative zu sein. Doch häufig wird Kunstpelz mit echtem Pelz verwechselt, wofür es mehrere Gründe gibt:
- Ähnliches Aussehen
Ein hochwertiger Kunstpelz sieht aufgrund seiner guten Qualität einem echten Pelz sehr ähnlich. Folglich fällt es kaum auf, wenn der Pelzbommel an der Mütze oder der Kragen an der Jacke aus echtem Fell sind. Zudem wird echtes Fell, wenn es für Modekleidung und Accessoires verwendet wird, stark verarbeitet zum Beispiel durch Scheren und Färben. Da es dann nicht mehr natürlich aussieht, vermutet der Verbraucher nicht, dass es sich hier um ein echtes Fell handelt.
- Ähnlicher Preis
Bei Waren mit einem Pelzanteil wie dem Fellbesatz an Schuhen, dem Fellkragen am Mantelkragen oder dem Fellbommel am Schlüsselanhänger ist auch am Preis der Ware nicht erkennbar, ob es sich um Echtfell oder Kunstfell handelt. Echtes Fell ist aufgrund der Massentierhaltung mit geringen Produktionskosten verbunden, zumal der Echtpelz vor allem aus Tierfarmen in Asien kommt. Dort spielen Tierschutzgedanken und eine artgerechte Haltung nur eine untergeordnete Rolle. Auch ist die Herstellung von hochwertigem Webpelz aufwändig und mit entsprechenden Kosten verbunden. Dadurch kann Webpelz teurer sein als echtes Fell.
- Fehlende Kennzeichnung
Studien belegen, dass die Kennzeichnung von Echtpelz mangelhaft ist. Bei Kleidungsstücken mit einem Pelzbesatz oder bei Accessoires mit Fell fehlt häufig die Deklaration, die darüber Auskunft geben kann, ob es sich um Kunstfell oder Echtpelz handelt.
So unterscheidet sich echtes Fell von Kunstpelz
Es ist also nicht einfach, auf den ersten Blick Kunstpelz von echtem Pelz zu unterscheiden. Doch folgende Tests helfen dabei:
- Wind-Test
Pusten Sie ganz sanft über den Pelz. Bewegen sich schon bei leichtem Windhauch die Haare, liegt wahrscheinlich echter Pelz vor. Die Haare von Kunstpelz bewegen sich bei einer leichten Brise nicht.
- Unterwolle-Test
Echtes Fell hat meist eine Unterwolle aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren, die die Tiere gut wärmen. Diese sind zu erkennen, wenn die langen Oberhaare des Pelzes etwas auseinandergezogen werden.
- Leder-Test
Der Ledertest ist eine einfache und sichere Methode, um Kunstpelz zu erkennen. Wenn die Haare ganz auseinandergezogen werden, ist bei echtem Fell immer Leder zu erkennen, bei Kunstpelz hingegen ein gewebter Stoff.
- Haar-Test
Auch beim Verbrennen von ein paar Haaren lässt sich eindeutig echtes Fell von künstlichem Fell unterscheiden. Bei einem Kunstpelz verströmen die Haare beim Verbrennen einen synthetischen Geruch und schmelzen dabei zu kleinen harten schwarzen Klümpchen. Riecht es jedoch nach verbranntem Haar, handelt es sich um einen natürlichen Pelz.
Zudem sind die Haarspitzen bei echtem Fell spitz gewachsen, bei Kunstfell hingegen gerade geschnitten, also stumpf.
Kennzeichnungsregelung ist ungenügend und wird nicht eingehalten
Wenn beim Parka nur der Kragen aus echtem Fell besteht, dann ist der Anteil an diesem Material relativ gering gemessen an dem gesamten Kleidungsstück. Hier greift die EU-Kennzeichnungsregelung, nach der textile Kleidungsstücke mit einem Anteil von weniger als 20 Prozent tierischer Bestandteile mit dem Hinweis „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet werden müssen. Aus dieser unklaren Bezeichnung geht jedoch nicht hervor, ob es sich bei den „Teilen tierischen Ursprungs“ um den Echtpelz am Kragen, der Daunenfüllung, dem Lederbesatz am Ärmel oder den Hornknöpfen zum Zuknöpfen handelt.
Die Tierschutzorganisation VIER PFOTEEN hat gemeinsam mit dem Deutschen Tierschutzbund im Herbst 2016 in fünf deutschen Städten Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurden große Mängel bei der Kennzeichnung der 87 Kleidungsstücke aus 47 verschiedenen Boutiquen, Straßenständen, nationalen und internationalen Modeketten und Kaufhäusern festgestellt:
- Von den 87 Kleidungsstücken waren 79 kennzeichnungspflichtig gewesen, doch bei 50 Prozent war kein Etikett mit dem vorgeschriebenen Hinweis vorhanden.
- Je günstiger die Ware war, desto eher fehlte die korrekte Kennzeichnung. So war bei Produkten unter 50 Euro bei 80 Prozent und bei Waren unter 10 Euro sogar zu 100 Prozent nicht der vorgeschriebene Kennzeichnungshinweis vorhanden.
Bei einer im Jahr 2017 durchgeführten Untersuchung in Geschäften und auf Weihnachtsmärkten in Hamburg und München wurde gezielt nach Textilien mit echtem Pelz gesucht. Das Ergebnis war fatal, da bei 44 von 49 Produkten mit Echtpelz die Kennzeichnung fehlte. Es handelt sich somit um Verbrauchertäuschung, wenn eine Mütze mit einem echten Pelzbommel als „100 Prozent Acryl“ gekennzeichnet ist.
Diese mangelhafte Kennzeichnung ist leider nicht nur in Deutschland festzustellen, sondern auch in vielen weiteren EU-Ländern.
Mode ohne Pelz: Fur Free Retailer Program
Immer mehr Modemarken sprechen sich ganz bewusst gegen echten Pelz in ihren Kollektionen aus. Die internationale Initiative „Fur Free Retailer Program“ erfasst Händler, die sich schriftlich verpflichtet haben, auf echte Pelzprodukte zu verzichten. In Deutschland wird dieses Programm von der Stiftung VIER PFOTEN repräsentiert.
Eine Liste sämtlicher Hersteller, die auf echtes Fell in ihren Produkten verzichten, ist auf der Internetseite von Fur Free RetailerÖffnet sich in einem neuen Fenster einzusehen. Diese Unternehmen werden regelmäßig kontrolliert. (fra)
Stand: Januar 2020