Mehrere Winterjacken, die gelbe hat einen Pelzkragen

Weshalb echtes Fell als Kunstpelz verkauft wird

Aus Tierwohlgründen ist echter Pelz verpönt. Wer es dennoch flauschig möchte, greift deshalb zu Kunstpelz. Doch ein guter Kunstpelz ist manchmal teurer als echtes Fell. Folglich wird echter Pelz als Kunstpelz ausgegeben. Wie kann man Kunstpelz von echtem Fell unterscheiden?

Hierzulande lehnen die meisten Verbraucher Kleidung und Accessoires aus echtem Pelz ab, da Tierquälerei vermutet wird.

Eine Alternative zu echtem Fell ist der Kunstpelz. Doch dem Etikett kann nicht immer vertraut werden. Hunde- und Katzenfelle aus Asien werden absichtlich falsch deklariert und bei uns als Kunstpelz verkauft.

Warum echtes Fell mit Kunstpelz verwechselt wird

Wer Pelz attraktiv findet, aber nicht möchte, dass dafür Tiere sterben müssen, für den ist Kunstpelz eine gute Alternative. Doch häufig wird Kunstpelz mit echtem Pelz verwechselt, wofür es mehrere Gründe gibt:

  • Ähnliches Aussehen
    Ein hochwertiger Kunstpelz sieht aufgrund seiner guten Qualität einem echten Pelz sehr ähnlich. Folglich fällt es kaum auf, wenn der Pelzbommel an der Mütze oder der Kragen an der Jacke aus echtem Fell sind. Zudem wird echtes Fell, wenn es für Modekleidung und Accessoires verwendet wird, stark verarbeitet zum Beispiel durch Scheren und Färben. Da es dann nicht mehr natürlich aussieht, vermutet der Verbraucher auch nicht, dass es sich hier um ein echtes Fell handelt.
     
  • Ähnlicher Preis
    Bei Waren mit einem Pelzanteil wie dem Fellbesatz an Schuhen, dem Fellkragen am Mantelkragen oder dem Fellbommel am Schlüsselanhänger ist auch am Preis der Ware nicht erkennbar, ob es sich um Echtfell oder Kunstfell handelt. Echtes Fell ist aufgrund der Massentierhaltung mit geringen Produktionskosten verbunden, zumal der Echtpelz vor allem aus Tierfarmen in Asien kommt. Dort spielen Tierschutzgedanken und eine artgerechte Haltung nur eine untergeordnete Rolle. Auch ist die Herstellung von hochwertigem Webpelz aufwändig und mit entsprechenden Kosten verbunden. Dadurch kann Webpelz teurer sein als echtes Fell.

So unterscheidet sich echtes Fell von Kunstpelz

Es ist also nicht einfach, auf den ersten Blick Kunstpelz von echtem Pelz zu unterscheiden. Doch folgende Tests helfen dabei:

Vor dem Kauf:

  • Sanft pusten
    Pustet man sanft über den Pelz bewegen sich die Haare von Kunstpelz nicht. Bewegen sich dagegen die Haare, liegt wahrscheinlich echter Pelz vor. .
     
  • Haare auseinanderziehen
    Echtes Fell hat meist eine Unterwolle aus ganz feinen, dichten und flauschigen Haaren, die die Tiere gut wärmen. Diese sind zu erkennen, wenn die langen Oberhaare des Pelzes etwas auseinandergezogen werden.
    Werden die Haare ganz auseinandergezogen, ist bei echtem Fell immer Leder zu erkennen, bei Kunstpelz hingegen ein gewebter Stoff.

Nach dem Kauf:

  • Haarspitzen ansehen
    Bei echtem Fell sind die Haarspitzen spitz gewachsen, bei Kunstfell hingegen gerade geschnitten. Bei einem Blick durch die Lupe ist der Unterschied deutlich erkennbar.
     
  • Haare anzünden
    Auch beim Verbrennen von ein paar Haaren lässt sich eindeutig echtes Fell von künstlichem Fell unterscheiden. Bei einem Kunstpelz verströmen die Haare beim Verbrennen einen synthetischen Geruch und schmelzen dabei zu kleinen harten schwarzen Klümpchen. Riecht es jedoch nach verbranntem Haar, handelt es sich um einen natürlichen Pelz.

Kennzeichnungsregelung ist ungenügend

Wenn beim Parka nur der Kragen aus echtem Fell besteht, dann ist der Anteil an diesem Material relativ gering, gemessen an dem gesamten Kleidungsstück. Hier greift die EU-Kennzeichnungsregelung, nach der textile Kleidungsstücke mit einem Anteil von weniger als 20 Prozent tierischer Bestandteile mit dem Hinweis „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet werden müssen. Aus dieser unklaren Bezeichnung geht jedoch nicht hervor, ob es sich bei den „Teilen tierischen Ursprungs“ um den Echtpelz am Kragen, der Daunenfüllung, dem Lederbesatz am Ärmel oder den Hornknöpfen zum Zuknöpfen handelt.

Untersuchungen der vergangenen Jahre haben ergeben, dass die Kennzeichnung häufiger nicht oder fehlerhaft vorhanden ist. Bei Kleidungsstücken mit einem Pelzbesatz oder bei Accessoires mit Fell fehlt häufig die Deklaration, die darüber Auskunft geben kann, ob es sich um Kunstfell oder Echtpelz handelt.

Mode ohne Echtpelz: Fur Free Retailer Program

Immer mehr Modemarken sprechen sich ganz bewusst gegen echten Pelz in ihren Kollektionen aus. Die internationale Initiative „Fur Free Retailer Program“ erfasst Händler, die sich schriftlich verpflichtet haben, auf echte Pelzprodukte zu verzichten. In Deutschland wird dieses Programm von der Stiftung Vier Pfoten repräsentiert.

Eine Liste sämtlicher Hersteller, die auf echtes Fell in ihren Produkten verzichten, ist auf der Internetseite von Fur Free RetailerÖffnet sich in einem neuen Fenster einzusehen. Diese Unternehmen werden regelmäßig kontrolliert.

Auch Kunstpelz ist nicht optimal

Kunstpelz ist zwar im Hinblick auf das Tierleid eine Alternative, doch ganz so unproblematisch ist er auch nicht. Er wird aus synthetischen Fasern hergestellt und ist damit letztendlich Plastik, das aus dem endlich vorhandenen Rohstoff Erdöl gewonnen wird. Zudem wird beim Waschen der Kunstfasern Mikroplastik freigesetzt, das über das Abwasser in die Umwelt gelangt.  (fra)

Stand: Februar 2025

Schlagworte zum Thema