Eine junge Dame sitzt mit enttäuschtem Gesicht vor einem Notebook

Weit gereiste Billigkleidung kann teuer werden

Der Schein trügt oft. Nicht immer ist ein Online-Shop das, was er vorgibt zu sein. Wer Kleidung im Internet kauft, sollte genau hinschauen, damit eine reibungslose Rückgabe gewährleistet ist. Die wichtigsten Informationen stehen nicht bei den Produktbeschreibungen und Preisen, sondern im Impressum.

Der scheinbar deutsche Shop

Ein Online-Shop für Kleidung wirbt mit ansprechenden Bildern in den sozialen Netzwerken. Die Website nutzt eine .de-Domain. Die Artikelbeschreibung ist deutsch, Preise lauten auf Euro und Cent. Auf den ersten Blick haben wohl die meisten Interessierten das Gefühl, es mit einem deutschen Unternehmen zu tun zu haben. Doch dieser Eindruck kann täuschen. So auch hier. Nur wer genau hinsieht, entdeckt das Ursprungsland des Anbieters. Im Kleingedruckten zeigt sich plötzlich: Der Shop sitzt überraschenderweise in China. Beim Kauf ist deshalb Vorsicht geboten.

Die europäischen Verbraucherrechte sind zahlreich. Zu den wichtigsten Rechten zählt das Widerrufsrecht. Es ermöglicht, online abgeschlossene Kaufverträge üblicherweise innerhalb von zwei Wochen nach Lieferung zu widerrufen. Wer einen online abgeschlossenen Kaufvertrag widerruft, muss die Ware zurückgeben und kann sein Geld zurückverlangen. Eine Begründung ist nicht erforderlich. Doch außerhalb der Europäischen Union sind solche starken Verbraucherrechte alles andere als selbstverständlich. Ein Kleidungskauf bei einem chinesischen Anbieter kann dann zur Hängepartie werden. Was, wenn der Shop sich querstellt?

Das scheinbar einfache Recht

Das Widerrufsrecht geht auf europäische Normen zurück. Deutsche und europäische Anbieter müssen sich also daran halten. Aber auch Firmen, die nicht in der EU sitzen, können an unser Verbraucherrecht gebunden sein. Voraussetzung ist, dass der Shop seine Tätigkeit auf den deutschen Markt ausrichtet, wie es im Gesetz heißt.

Wer wie geschildert eine deutsche Website betreibt und Preise in Euro angibt, richtet sich in der Regel auf diesen Markt aus. Für ihn gilt daher auch das deutsche Widerrufsrecht. Doch die Verbraucherzentrale Hessen hört oft, dass sich solche Shops faktisch nicht an die geltenden Rechte halten. Und dann wird es kompliziert. Kleidung ist im Vergleich zu anderen Produkten oft günstig. Wegen eines Kleidungskaufs einen Rechtsstreit mit ausländischen Firmen zu führen, ist unverhältnismäßig teuer und kompliziert. Im Ergebnis gilt dann zwar deutsches Recht. Aber Kundinnen und Kunden haben Schwierigkeiten, dieses Recht auch wirklich durchzusetzen, wenn ein Shop sich dem verweigert.

Das scheinbar günstige Kleid

Kleidung aus dem Ausland ist dann manchmal ein trügerisches Schnäppchen. Das kann damit zusammenhängen, dass Widerrufs- und Gewährleistungsrechte wie beschrieben nur auf dem Papier existieren. Aber selbst, wenn ein Online-Shop schreibt, dass er sich an die Widerrufsrechte hält, kommt es am Ende noch darauf an, wer die Kosten einer Rücksendung tragen muss.

Ein Beispiel: Auf der deutschsprachigen Seite eines chinesischen Händlers bestellen Sie ein Kleid für 30 Euro. Nach Lieferung merken Sie, dass sich der Stoff des Kleides unangenehm anfühlt. Sie widerrufen den Vertrag. Doch in der Widerrufsbelehrung hatte der Shop geregelt, dass Sie den Rückversand bezahlen müssen. Wenn der Shop Sie darauf hinweist, ist das inzwischen rechtlich in Ordnung.

Ein Versand nach China ist aber sehr teuer. DHL verlangt beispielsweise für ein Paket mit Sendungsverfolgung und einem Gewicht bis zu 5 kg etwa 43 Euro. Der Rückversand ist also schnell teurer als der eigentliche Artikel. Das vermeintliche Schnäppchen ist damit völlig entwertet. Denn wer will bei diesen Rücksendekosten noch seinen Vertrag widerrufen?

Ist das gelieferte Kleid mangelhaft, besteht neben dem Widerrufsrecht theoretisch ein Recht auf Gewährleistung. Das ausländische Unternehmen müsste das Produkt kostenfrei reparieren oder austauschen. Aber auch das Gewährleistungsrecht ist kaum durchzusetzen, wenn sich der chinesische Shop stur stellt.

Im Ergebnis reist ein Kleidungsstück so einmal um die halbe Welt, nur damit es wegen mangelnder Qualität in die Tonne oder bestenfalls in die Altkleidersammlung wandert. Ein teures Missverständnis – auch aus ökologischer Sicht.

Unsere Tipps

  • Prüfen Sie im Impressum, wo ein Unternehmen seinen Sitz hat. Befindet es sich nicht in der EU, sollten Sie sorgfältig abwägen, ob Sie das Risiko einer Bestellung eingehen möchten.
  • Ist ein Impressum gar nicht vorhanden, sollten Sie auf dieser Seite nichts kaufen.
  • Vergleichen Sie Preise. Möglicherweise finden Sie ein ähnlich günstiges Angebot bei einem lokalen Unternehmen.
  • Werfen Sie einen Blick in die Widerrufsbelehrung. Verlangt die Firma, dass Sie den Rückversand zahlen?
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Verfasser: Verbraucherzentrale Hessen e.V.Öffnet sich in einem neuen Fenster

Stand: Juli 2021

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