Ein Mensch hält sein T-Shirt so, dass das Label Grüner Knopf zu sehen ist

Faire Mode dank dem „Grünen Knopf“?

Verbraucher achten beim Kleiderkauf mehr auf faire Herstellungsprozesse und Arbeitsbedingungen. Ein staatliches Siegel soll Textilien kennzeichnen, die unter sozial verträglichen und ökologischen Bedingungen hergestellt werden: Der Grüne Knopf.

Was ist der Grüne Knopf?

Als erstes staatliches Siegel kennzeichnet der Grüne Knopf fair und ökologisch produzierte Textilien. Um das Siegel zu bekommen, werden die herstellenden Unternehmen geprüft und müssen nachweisen, dass sie verantwortungsvoll, ökologisch und sozial arbeiten. Für einzelne Vorzeigeprodukte wird der Grüne Knopf hingegen nicht vergeben.

Damit Verbraucher sofort erkennen können, ob die Produkte fair und ökologisch hergestellt wurden, ist das Siegel direkt an der Textilie angebracht, zum Beispiel am Etikett oder auf der Verpackung. Das Siegel wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) herausgegeben.

Der Grüne Knopf ist nicht bloß auf deutsche Unternehmen begrenzt, die Textilwaren herstellen oder vertreiben, sondern richtet sich ebenso an internationale Firmen.

Welche Produkte werden mit dem Siegel gekennzeichnet?

Der Grüne Knopf soll für fast alle Textilien gültig sein, zum Beispiel Bekleidung, Bettwäsche, Möbelüberzüge aber auch Rucksäcke oder Markisen. Neben Baumwolle bezieht der Grüne Knopf auch Produkte aus Synthetikfasern mit ein.

Wie bekommt man das Siegel?

Damit ein Unternehmen seine Produkte mit dem Grünen Knopf kennzeichnen darf, muss es bei der Produktion 26 Mindeststandards zu Umweltschutz und Arbeitsbedingungen erfüllen. Dazu gehören zum Beispiel CO2-Einsparungen, das Verbot von umweltschädlichen oder krankmachenden Chemikalien, das Verbot von Kinder- und Jugendarbeit, Zahlung von Mindestlöhnen sowie Maßnahmen zum Arbeitsschutz.

Im August 2022 wurden die Siegelkriterien noch einmal überarbeitet und verschärft. Mit dem Grünen Knopf 2.0 müssen die Unternehmen nun unter anderem auch die Zahlung existenzsichernder Löhne in den Lieferketten vorantreiben. In der Produktion beinhaltet das aktualisierte Siegel neben dem Färben und Bleichen sowie dem Nähen und Zuschneiden seitdem auch die Schritte Rohstoffgewinnung und Faser- und Materialeinsatz. Somit dürfen ab sofort nur noch zugelassene Fasern und Materialien genutzt werden. Baumwolle muss aus nachhaltiger Landwirtschaft stammen, zudem darf bei der Baumwollproduktion kein gentechnisch verändertes Saatgut verwendet werden. Tierische Fasern müssen aus artgerechter Haltung stammen, Kunststoffe pflanzlichen Ursprungs sein.

Umweltschädliche Materialien wie Fluorfasern und Polyacryl sowie Pelz oder Angora dürfen für die Siegelvergabe nicht mehr verwendet werden.

Das Unternehmen wird zusätzlich anhand weiterer Kriterien geprüft, die sich dabei unter anderem auf die Leitprinzipien der Arbeitsorganisation ILO der Vereinten Nationen für Wirtschaft und Menschenrechte beziehen, zum Beispiel ob die Unternehmenspolitik auf Menschenrechte und Umweltschutz ausgerichtet ist.

Wer prüft, ob die Kriterien eingehalten werden?

Ob die Anforderungen für das Siegel von den Unternehmen tatsächlich eingehalten werden, kontrollieren unabhängige Prüforganisationen wie etwa TÜV Nord und DIN CERTCO, die von der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) überwacht werden. Dabei sollen die Unternehmen alle drei Jahre erneut auf die Kriterien geprüft werden. Zusätzlich sollen jährliche Stichprobenziehungen stattfinden. Sollte es Hinweise auf Unregelmäßigkeiten geben, sind auch unangekündigte Kontrollen möglich.

Andere Siegel erfüllen schon die Anforderungen für den Grünen Knopf

Unternehmen, die bereits Textilsiegel haben, können auch den Grünen Knopf als weiteres Zertifikat erhalten. Die Anforderungen der Siegel entsprechen zumindest in Teilen auch denen des Grünen Knopfes und werden für die Auszeichnung anerkannt.

Die folgenden Siegel entsprechen allen sozialen und ökologischen Produktanforderungen:

  • Fairtrade Textilstandard
  • Global Organic Textile Standard, GOTS
  • Naturtextil IVN zertifiziert BEST
  • OEKO-TEX Made in Green

Diese Siegel und Initiativen erfüllen soziale Anforderungen, benötigen für den Grünen Knopf allerdings zusätzlich noch einen Nachweis für die Umweltkriterien:

  • Fair Wear Foundation, FWF
  • SA 8000

Diese Siegel und Initiativen erfüllen ökologische Anforderungen, benötigen für den grünen Knopf noch zusätzlich einen Nachweis für die Sozialkriterien:

  • Bluesign product
  • Blauer Engel
  • Cradle-to-cradle

Was ist das Besondere am Grünen Knopf?

Der Mehrwert des Grünen Knopfes im Vergleich zu bisherigen Textilsiegeln besteht in der zusätzlichen Unternehmensprüfung. Denn diese erfordert vom Unternehmen sich in der Lieferkette auszukennen, menschenrechtliche Risiken bei der Produktion zu registrieren und über diese öffentlich zu berichten und Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Im Vergleich zu vielen anderen Siegeln bindet der Grüne Knopf nicht nur soziale Aspekte sondern auch ökologische ein.

Kritik am Grünen Knopf

Zunächst klingt das Siegel vielversprechend und als gute Orientierungshilfe für den Verbraucher. Dennoch gibt es auch kritische Stimmen. So weist beispielsweise der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) darauf hin, dass eine bestandene Unternehmensprüfung kein Garant für den Ausschluss von Menschenrechtsverletzungen ist. Auch gibt es aktuell noch keinen klar geregelten Sanktionskatalog, der Maßnahmen bei Verstößen sammelt.

Auch in Bezug auf die vom Grünen Knopf geforderten Mindestlöhne gibt es seitens Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Gegenwind. Diese sind in vielen Ländern für ein würdevolles Leben nicht ausreichend. Stattdessen fordern Gegner die Zahlung von existenzsichernden Löhnen.

Auch kritisieren NGOs, dass es sich beim Grünen Knopf um ein für die Unternehmen freiwilliges Siegel handelt und fordern ein sogenanntes Lieferkettengesetz, welches den Herstellern die Einhaltung bestimmter Standards in der Produktion vorschreibt.

Der Branchenverband Textil und Mode befürchtet einen möglichen Etikettenschwindel, da noch unklar sei, wie die komplette Lieferkette auf ökologische und soziale Standards hin tatsächlich geprüft werden sollen.

Fazit

Der Grüne Knopf hat Potenzial, Verbraucher bei Kaufentscheidungen zu unterstützen und für faire Herstellungsprozesse und Umweltschutz zu sensibilisieren.

Scharfe Kontrollen und Maßnahmen bei Nicht-Einhaltung der Kriterien bleiben aber unerlässlich, um ein glaubwürdiges Siegel zu schaffen. (Sie)

Stand: September 2022

 

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