Daunen kommen nicht selten aus der Stopfmast oder dem Lebendrupf
Die Daunen für die Textilproduktion stammen von Enten oder Gänsen. Entweder sind die Daunen ein Nebenprodukt von Schlachtungen (Totrupf) oder die Tiere werden für das beliebte Füllmaterial lebend gerupft. Letzteres ist mit Tierleid verbunden, wenn es nicht während der Mauser, das heißt während des natürlichen Wechsels des Federkleids ("Mauserrauf") geschieht. In der EU ist Lebendrupf gesetzlich verboten. Die meisten hierzulande verwendeten Daunen werden importiert und stammen häufig aus China. Dort gelten die Lebendrupfverbote nicht und sind noch gängige Praxis.
Können Textilsiegel weiterhelfen?
Wer sich im Handel für eine Daunenjacke interessiert aber Tierleid umgehen möchte, kann sich an den Daunensiegeln orientieren.
Siegel sollen den Verbrauchern bei der Kaufentscheidung eine Hilfe sein und nachweisen, woher die Daunen stammen oder belegen, dass für die Produktion kein Lebendrupf stattgefunden hat. Viele Hersteller sind sich in Bezug auf die Daunengewinnung ihrer Verantwortung bewusst und kontrollieren ihre Zulieferer. Die Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette wird sichergestellt und eigene Textillabel zum Tierwohl herausgegeben. Das Manko dabei ist, dass es sich nicht um eine unabhängige Prüfinstanz handelt.
RDS – Responsible Down Standard
Das unabhängige Siegel „
Responsible Down StandardÖffnet sich in einem neuen Fenster“ (RDS) ist die am häufigsten anzutreffende Kennzeichnung für Bekleidung, in der Daunen verarbeitet wurde.
RDS steht dabei für zertifizierte Lieferketten, bei denen nur Daunen von geschlachteten Tieren verwendet werden. Außerdem müssen die Tiere vor der Schlachtung unter tierleidfreien Bedingungen gehalten und dürfen nicht wie in der Stopf zwangsgefüttert werden. Bei angekündigten und unangekündigten Kontrollen wird geprüft, ob diese Kriterien eingehalten werden.
Global TDS – Global Traceable Down Standard
Noch strenger als das RDS-Siegel ist die
Global Traceable Down StandardÖffnet sich in einem neuen Fenster (TDS)-Kennzeichnung. Hier werden auch die Elterntiere des Schlachtviehs mit kontrolliert. Da die Elterntiere bis zu vier Jahre länger leben als die für die Fleischproduktion gezüchteten Nachkommen, kommt ein Lebendrupf bei diesen Tieren häufiger vor. Gleichzeitig verspricht das Siegel, dass es zu keiner Vermischung mit Daunen aus Lebendrupf kommt. Die Zertifizierung der Daunenproduzenten gilt immer für ein Jahr. Bei unangekündigten Kontrollen werden die Gegebenheiten überprüft.
Traumpass
Ein weiteres Siegel für Daunenbekleidung ist in Deutschland der
TraumpassÖffnet sich in einem neuen Fenster. Dies Siegel steht für Qualitätskontrollen der Totrupf-Federn als Füllmaterial. Zwangsfütterung wie bei der Foie gras-Produktion, bei der die Daunen als Nebenprodukt anfallen, oder Kontrollen der Elterntiere sind kein Bestandteil der Prüfung. Die Zertifizierung gilt für zwei Jahre und auch hier gibt es regelmäßige angekündigte und unangekündigte Kontrollen.
Downpass
Der
DownpassÖffnet sich in einem neuen Fenster gilt als weiter entwickeltes, internationales Äquivalent zum Traumpass. Neben dem Verzicht auf Daunen aus Lebendrupf umfasst das Siegel zusätzlich das Verbot von Stopfmast. Auch hier gilt die Siegelvergabe für zwei Jahre und bedingt regelmäßige Kontrollen.
Industrieverbände und Firmen werben mit eigenen Siegeln
Eine Daunenzertifizierung gibt es auch vom deutschen Industrieverband VDFi (Verband der Deutschen Daunen und Federnindustrie). Allerdings stehen auch hier eher Qualitätskontrollen der Daunen im Vordergrund.
Tierschutzorganisationen bleiben skeptisch
Tierschutzorganisationen kritisieren die Siegel dennoch. Schließlich garantiert zum Beispiel nicht jedes Siegel Kontrollen der Elterntiere, die in der Regel einem höheren Risiko für Lebendrupf ausgesetzt sind. Zudem sind die durchgeführten Kontrollen teilweise angekündigt oder zu bestimmten Zeiten, etwa während der Mauser der Tiere. Was zwischendurch auf den Geflügelfarmen passiert, bleibt unklar.
Füllen die Daunen die Jacke bereits aus, ist es selbst für einen Experten schwer zu beurteilen, woher die Daunen stammen und ob die Tiere lebend gerupft wurden.
Ein weiteres Manko: Allgemeine Haltungsbedingungen werden kaum bei der Siegelvergabe berücksichtigt. Stammen die Federn von Schlachtvieh, das nicht für die Stopfleberproduktion gehalten wurde, und werden gesetzliche Mindeststandards eingehalten, wird das Siegel vergeben.
Kuschelig geht auch ohne Federn
Damit die Jacke warm und kuschelig ist, sind Daunen nicht nötig. Es gibt Alternativen, zum Beispiel Jacken mit Synthetikfasern als Füllmaterial. Wer lieber auf Naturmaterial zurückgreifen möchte, kann nach Jacken Ausschau halten, die die Daunen durch Baumwolle oder Kapok ersetzen. Bei Letzterem handelt es sich um die flaumigen Fasern der Samen des Kapokbaumes, die auch als Füllmaterial von Matratzen oder als Dämmstoff für Parkettboden verwendet werden. Einziger Nachteil der natürlichen Rohstoffe: Bei Outdooraktivitäten können sie mit der Kunstfaser nicht mithalten.
Fazit
Wer beim Daunenkauf nicht aufs Tierwohl verzichten möchte, kann sich an RDS- und TDS-Siegeln orientieren.(Sie)
Stand: Oktober 2022