Beine und Füße eines Babys werden von der Mutter gehalten

Kann das Allergierisiko von Kindern verringert werden?

Heuschnupfen, Neurodermitis und Asthma: Eltern können einiges tun, damit das Risiko ihrer Kinder im Laufe ihres Lebens eine Allergie zu entwickeln, möglichst gering bleibt.

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) hat 2022 eine neue wissenschaftliche Leitlinie zur Prävention von Allergien und AsthmaÖffnet sich in einem neuen Fenster herausgegeben, die Eltern helfen soll, das Allergierisiko ihrer Kinder gering zu halten, besonders dann, wenn es eine familiäre Vorbelastung gibt.

Stillen verringert das Allergierisiko nicht

Stillen ist die von nationalen und internationalen Fachgesellschaften ausschließlich empfohlene Ernährung für Säuglinge bis zum sechsten Lebensmonat und auch darüber hinaus mit Einführung der Beikost. Grund für die Empfehlung ist, dass das Stillen dem Baby alle nötigen Nährstoffe liefert, die es für Wachstum und Entwicklung benötigt. Zudem hat das Stillen auch positive Effekte auf die Gesundheit der Mutter sowie auf die Mutter-Kind-Bindung.

Allerdings, so die Arbeitsgruppe Prävention der GPA, zeigen wissenschaftliche Untersuchungen nicht, dass Stillen zu einem geringeren Risiko für Allergien beim Kind führt. Zwar rät die Arbeitsgruppe stillenden Müttern sich ausgewogen und abwechslungsreich zu ernähren, aber das vorbeugende Meiden von bestimmten Lebensmittel, die möglicherweise Allergien auslösen könnten, wie Kuhmilch, Hühnerei oder Soja, hat hingegen keinen Mehrwert. Tipps für eine vollwertige und ausgewogene Ernährung bietet die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihren „Zehn Regeln für eine gesunde ErnährungÖffnet sich in einem neuen Fenster“.

Hypoallergene Ernährung ist keine Alternative

Nicht immer ist das Stillen möglich oder gewünscht. In diesem Fall oder neben der Beikost reicht es auch für Kinder mit Allergierisiko aus, eine Säuglings-Anfangs-Nahrung zu wählen. Der Nutzen einer speziellen hypoallergenen Nahrung, zu der man lange Zeit als Alternative für Kinder mit Veranlagung zu Allergien geraten hat, ist wissenschaftlich nicht belegt. Daher spricht die GPA in ihrer Leitlinie für derlei Produkte auch keine Empfehlung aus.

Lediglich bei Kindern mit einer nachgewiesenen Allergie, etwa gegen Kuhmilcheiweiß, ist eine Spezialnahrung notwendig. Diese Nahrung wird vom Kinderarzt verordnet und ist ausschließlich in Apotheken erhältlich.

Pflanzendrinks, Probiotika und Omega-3-Fettsäuren verhindern keine Allergien

Auch bei Soja- und Getreidedrinks sind keine allergievorbeugenden Effekte bekannt und sollten nicht als (alleinige) Säuglingsnahrung eingesetzt werden. Lediglich als Milchalternativen in der Beikost können die Drinks verwendet werden.

Prä- und Probiotika sind für Säuglinge nicht geeignet, zumal auch bei diesen Produkten ein allergievorbeugender Effekt nicht gegeben ist. Ebenso konnte die Gabe von Omgea-3-Fettsäuren keine positive Auswirkung in Studien erzielen.

Beikosteinführung nicht später beginnen

Frühestens ab dem vollendeten vierten Lebensmonat sollte Beikost wie Saft, Brei und Gemüse dem Säugling angeboten werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Lebensmittel nach und nach eingeführt werden, sodass der Körper Zeit bekommt, sich auf die neue Nahrung einzustellen. Mögliche Unverträglichkeiten können so besser festgestellt werden.

Bis zum zwölften Lebensmonat sollten Kinder eine vielfältige Auswahl an Lebensmitteln erhalten. Allergieauslösende Lebensmittel, wie beispielsweise Erdnüsse, Kuhmilch oder Hühnerei im ersten Lebensjahr gänzlich auszuschließen oder erst verzögert anzubieten, ist nicht sinnvoll. Laut der Arbeitsgruppe Prävention der GPA haben Untersuchungen zeigen können, dass eine frühe Gabe dieser möglichen Allergene sogar schützend auf die Entstehung von Unverträglichkeiten wirken kann.

Eine Ausnahme nennt die Leitlinie hier dennoch: Bei Kindern, die bereits eine schwere Ekzemform aufweisen, sollte vorab eine allergologische Diagnostik beim Kinderarzt erfolgen.

Allergien vorbeugen – was kann man noch tun?

Saubere Luft – das A und O

Um die Allergieentstehung zu vermeiden, sollten Kinder vor Tabakrauch, Autoabgasen und organischen Lösungsmitteln, etwa aus Farben oder Lacken, ferngehalten werden.

Aufgepasst bei Schimmelpilzen

Auch Schimmelpilze an Lebensmitteln oder in Wohnräumen können das Allergierisiko erhöhen. Daher sollte auf einen ausreichenden LuftaustauschÖffnet sich in einem neuen Fenster und nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen geachtet werden. Küchenabfälle sollten nicht offen herumliegen und Obst und Gemüse zum Schutz vor frühzeitigem Verderb zum Beispiel im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahrt werden. Bereits gering verschimmelte Lebensmittel gehören in den Mülleimer.

Hausstaubmilben nicht vorsorglich verringern

Um die Entstehung von Allergien gegen Hausstaubmilben zu verhindern, ist es nicht ratsam vorbeugend den Kontakt zu den unliebsamen Mitbewohnern zu verhindern, etwa durch milbenallergendichte Matratzenüberzüge. Diese sollten erst dann zum Einsatz kommen, wenn eine Hausstaubmilbenallergie bereits bekannt ist.

Familiäre Vorbelastung und Haustiere

Der Einfluss von Haustieren auf die Allergieentstehung ist nicht eindeutig geklärt. Existieren in der Familie keine allergischen Erkrankungen, muss auf die Haustierhaltung nicht prinzipiell verzichtet werden. Da die Katzenhaltung allerdings ein besonders großer Risikofaktor sein kann, sollten Familien mit Vorbelastung vorsichtig sein. Die Neuanschaffung einer Katze ist daher nicht empfehlenswert. Bei der Hundehaltung gibt es kein erhöhtes Allergierisiko.

 

Generell gilt: Bei Fragen, Unsicherheiten oder wenn ein familiäres Allergierisiko besteht, kann ärztlicher Rat weiterhelfen.

(Sie)

Stand: April 2023

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