Schon in der Bibel erwähnt
Linsen stammen höchstwahrscheinlich von der Wildlinse Lens orientalis ab und haben ihren Ursprung im anatolischen Raum. Einzelne Funde gehen bis auf die Alt- und Jungsteinzeit zurück, somit gehören sie mit zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt. Auch in der Bibel findet die Linse im Alten Testament Erwähnung: „Da gab ihm Jakob Brot und das Linsengericht, und er aß und trank und stand auf und ging davon (…).“ (Genesis 25, 29-34)
Mittlerweile werden weltweit verschiedenste Linsensorten angebaut.
In Deutschland war bis vor 100 Jahren der Linsenanbau ebenfalls von großer Bedeutung. Doch nach und nach ist er, aufgrund veränderter Agrarstrukturen, aus der hiesigen Landwirtschaft verschwunden. Erst innerhalb der letzten Jahre wurden Linsen für den ökologischen Landbau wiederentdeckt. In Hessen werden mittlerweile zum Beispiel im Vogelsbergkreis Linsen angebaut.
Die meisten in Deutschland verkauften Linsen kommen allerdings aus den Hauptanbaugebieten Spanien, Russland, Chile, Argentinien, Kanada oder den USA.
Kleine Kraftprotze
Die Inhaltsstoffe der Linsen können sich wirklich sehen lassen. Mit einem Eiweißgehalt von bis zu 30 Prozent sind sie, nach den Sojabohnen, die besten Proteinlieferanten unter den Hülsenfrüchten. Vergleicht man die Eiweißgehalte verschiedener Lebensmittelgruppen, können es die Linsen sogar mit Fleisch und Fisch aufnehmen. Allerdings: Im Gegensatz zu Lachs, Rinderfilet oder Schnitzel weisen Linsen kaum Fett auf, stattdessen sind sie zusätzlich besonders reich an Ballaststoffen.
Des Weiteren enthalten die kleinen Kügelchen eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralstoffen, wie etwa B-Vitamine, Vitamin A, Vitamin E, Eisen, Kalium, Magnesium oder Calcium. Auch der Anteil an sekundären Pflanzenstoffen, wie Flavone oder Phenolsäuren ist bemerkenswert.
Brot, Nudeln und Linsen – die perfekte Mischung
Apropos Proteine: Linsen sind reich an der essenziellen Aminosäure Lysin, die der Mensch zwar benötigt, jedoch nicht selbstständig herstellen kann. Hingegen weisen sie nur geringe Mengen der schwefelhaltigen Aminosäuren Methionin und Cystein auf. Da es bei Getreide genau anders herum ist, ergänzen sich Linsen und Getreideprodukte wie Reis, Nudeln oder Brot nicht nur geschmacklich hervorragend, zum Beispiel als Linsencurry mit Reis oder Linseneintopf mit einer Scheibe Brot.
Kunterbuntes Linsenallerlei
Linsen gibt es in den verschiedensten Sorten - von leuchtend gelb, über rot, grün, braun oder schwarz. Alleine in Indien, wo Linsen ebenfalls bereits seit Jahrtausenden angebaut werden, gibt es über 50 Sorten. In Deutschland ist die Auswahl zwar vergleichsweise gering, dennoch gibt es besonders in Naturkostläden einige interessante Sorten zu kaufen.
Gelbe und Rote Linsen
Rote Linsen sind besonders typisch für die indische Küche. Da es sie bereits geschält zu kaufen gibt, müssen sie nicht mehr lange eingeweicht und gekocht werden. Sie eignen sich daher hervorragend für die schnelle Küche - ob in Suppen, Eintöpfen, Currys, Salaten, als Beilage oder in vegetarischen Gerichten. Was viele nicht wissen: Rote und gelbe Linsen sind mit Schale eigentlich braun bis lilafarben oder grün. Ist die Schale ab, kommt der rote bzw. gelbe Kern zum Vorschein.
Puy-Linsen
Die schwarz-blau gefleckten Puy-Linsen kommen ursprünglich aus Frankreich. In der französischen Provinz Auvergne sind die kleinen Linsen wegen ihres nussigen Aromas eine beliebte Zutat für Salate oder Suppen. Auch nach dem Kochen bleiben Puy Linsen bissfest.
Beluga-Linsen
Beluga-Linsen sind klein, schwarz und glänzend, daher erinnern sie ein wenig an Kaviar. Dieser Tatsache verdanken die Linsen übrigens auch ihren Namen. Ähnlich wie der Beluga-Kaviar sind auch die Beluga-Linsen edel im Geschmack. So entwickeln sie beim Garen ein nussiges Aroma, das an Maronen erinnert. Daher passen sie gut zu Salaten oder sind eine schmackhafte Beilage.
Berg-Linsen
Berglinsen wachsen in Italien und der Türkei. Sie sind rot-braun, weisen eine festere Konsistenz auf und schmecken mild-aromatisch. Berglinsen eignen sich daher bestens für die Zubereitung vegan-vegetarischer Bratlinge, kräftige Eintöpfe oder Aufläufe.
Teller-Linsen
Tellerlinsen werden hierzulande am häufigsten verwendet – hauptsächlich in deftigen Linseneintöpfen oder als klassische Beilage zu Spätzle und „Saitenwürstle“. Sie haben mit 6 bis 7 Millimeter einen größeren Durchmesser. Ihren Namen haben die Tellerlinsen übrigens vermutlich erst seit den 60er Jahren. Davor hießen sie noch „Hellerlinsen“, denn sie waren, extrem preiswert, für einen Heller zu haben. Tellerlinsen sind grün, gelb oder braun. Die Farbe hängt mit der Dauer der Lagerung zusammen, geschmackliche Unterschiede gibt es aber nicht.
Schale – ja oder nein?
Einige Linsen werden mit Schale angeboten, andere ohne. Egal für welche Linsensorte Sie sich entscheiden – beides hat Vorteile. Während Linsen mit Schale mehr Nährstoffe aufweisen und aromatischer schmecken, sind die bereits geschälten Varianten aufgrund ihres geringeren Ballaststoffgehalts bekömmlicher.
Linsen mit Schale müssen häufig über Nacht in der dreifachen Menge Wasser bei Zimmertemperatur eingeweicht werden. Danach beträgt ihre Kochzeit dann noch 30 bis 60 Minuten – abhängig von der Sorte. Bereits geschälte Linsen können hingegen direkt im Kochtopf gegart werden.
Im rohen Zustand sind Linsen übrigens nicht genießbar!
Lange lagerbar und bitte ohne mehlige Rückstände in der Verpackung
Alle Linsensorten werden hierzulande in getrocknetem Zustand im Handel angeboten. Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass am Boden der Verpackungen keine mehligen Rückstände zu sehen sind. Diese können nämlich auf einen Parasitenbefall der Linsen hindeuten.
Linsen sind ziemlich anspruchslos, was die Lagerung betrifft. So lange sie am einem kühlen, dunklen Ort und in einer luftdichten Verpackung aufbewahrt werden, sind sie mindestens ein Jahr haltbar.
Allerdings: Je länger die Linsen bereits im Vorratsschrank lagern, desto länger brauchen sie im Kochtopf, um gar zu werden. (Sie)
Stand: Mai 2020