Der etwas in Vergessenheit geratene Holunder erlebt seit einigen Jahren ein Comeback, hervorgerufen durch Hugo, einem erfrischenden Cocktailgetränk mit dem fruchtigen Aroma der Holunderblüten.
Da der Schwarze Holunder, im Volksmund meist nur Holunder genannt, bei uns weit verbreitet wächst, können leicht Gerichte mit dieser Zutat aus der Natur hergestellt werden. Ein selbstgemachtes Holunderblütengelee schmeckt nicht nur richtig lecker, es ist auch ein willkommenes Mitbringsel. Zudem ist das Sammeln der Blüten nachhaltig, da nur relativ wenig der reichlich vorhandenen Blüten benötigt werden und der Strauch weiterwachsen kann.
Blüten im Frühsommer und Beeren im Herbst
Wenn der Frühling geht und der Sommer kommt, fängt die Holunderblüte an. Die weißen Dolden des Holunderstrauches erfreuen nicht nur das Auge, sie verströmen auch ein feines Aroma. Da der Strauch des Holunders bis zu fünf und mehr Meter groß werden kann, haben nur wenige Gartenbesitzer einen Hollerstrauch – wie er auch genannt wird – im Garten. In der freien Natur wächst der Holunder an vielen Waldrändern und Flurwegen, an Bahndämmen oder verlassenen Geländen wild. Deshalb gibt es genügend Möglichkeiten, Blüten und Beeren zu sammeln.
So wertvoll ist Holunder für die Gesundheit
Seit Jahrtausenden nutzen die Menschen die Blüten und Beeren des Holunders für ihre Gesundheit. Für die wohltuende Wirkung des Holunders ist vor allem sein hoher Gehalt an ätherischen Ölen, sekundären Pflanzenstoffen, Schleim- und Gerbstoffen verantwortlich.
Holunder ist ein traditionelles Hausmittel bei Fieber, Schnupfen und Husten. So fördert Holundertee aus getrockneten Blüten das Schwitzen und wirkt dadurch fiebersenkend. Er löst festsitzenden Schleim in den Atemwegen und lindert auf diese Weise Atemwegsinfekte.
Auch im Saft der Holunderbeeren stecken viele wertvolle Inhaltsstoffe. So ist reichlich Vitamin C zur Stärkung der Abwehrkräfte des Körpers enthalten. Es gibt auch Hinweise, dass Holunder harntreibend und leicht entzündungshemmend wirken soll.
Blüten und Beeren nur gekocht verzehren
Holunder ist nur in erhitztem Zustand bekömmlich. Der Grund dafür ist, dass alle Pflanzenteile, also auch Blüten und Beeren, eine Substanz mit dem Namen Sambunigrin enthalten. Bei rohem Verzehr der Holunderpflanze führt Sambunigrin zu Durchfall, Erbrechen oder anderen Magen-Darm-Beschwerden. Da beim Erhitzen diese Substanz zerstört wird, sind Beeren und Blüten nicht nur genießbar, sondern sogar gesundheitsfördernd.
Holunderblüten ernten
Der Holunderstrauch blüht von Mai bis Juli, wobei die Blütezeit sehr vom Standort und dem Wetter beeinflusst wird. Da die Blüten sehr sensibel auf das Wetter reagieren, ist manchmal das Zeitfenster zum Ernten der Blütendolden sehr eng, da bei ausdauernder Hitze die Blüten an Geschmack verlieren und bei Regen abfallen.
Der beste Zeitpunkt zum Ernten der vollständig geöffneten Blüten ist der Vormittag, da dann der Morgentau bereits verdampft ist. Trocken und sonnig sollte es auch sein. Mit einer Gartenschere werden die Dolden etwas unterhalb des Doldenansatzes abgeschnitten. Da die Blüten empfindlich sind, legt man sie luftig und locker in einen Korb. Plastiktüten sind zum Sammeln und Lagern nicht geeignet, denn dann verderben die Blüten schneller.
Vor der Verarbeitung werden die Dolden behutsam geschüttelt, damit Ungeziefer und Schmutz herausfallen.
Holunderblüten trocknen
Da frische Holunderblüten schnell verwelken, sollten sie möglichst rasch nach der Ernte verarbeitet werden. Wer sich länger am Holunderaroma erfreuen und die Haltbarkeit verlängern möchte, kann die Blütendolden auch trocknen. Hierzu die Blüten auf einem Tuch oder Backpapier ausbreiten und an einen trockenen, luftigen, nicht sonnigen Ort legen und alle zwei Tage wenden. Die Blüten sind trocken, wenn sie sich leicht von den Stielen lösen lassen und beim Anfassen zerbröseln. Diese werden dann in luftdicht verschließbare Gläser gefüllt und lichtgeschützt aufbewahrt.
Wem das mehrere Tage lange Trocknen an der Luft zu lange dauert, kann die Blüten auch bei 40 Grad im leicht geöffneten Backofen trocknen.
Holunderblüten geben Speisen ein feines Aroma
Holunderblüten sind eine aromagebende Zutat bei zahlreichen kulinarischen Köstlichkeiten. Klassiker unter den Holunderblütenprodukten sind Gelee und Sirup. Der Sirup peppt Mineralwasser geschmacklich auf und ist ein wichtiger Bestandteil des Cocktails Hugo. Auch einer Salatsoße gibt der Sirup ein fruchtiges Aroma.
Ein Gaumenschmaus sind auch Hollerküchlein. Hier werden ganze Blütendolden in einen Teig getaucht, in heißem Öl ausgebacken und mit Puderzucker bestäubt.
Holunderblüten können auch die herzhafte Küche mit ihrem typischen Aroma bereichern. Sie machen sich gut über den Salat gestreut oder in der Kräuterbutter zum Rumpsteak.
Rezepte mit Holunderblüten
Holunderblütengelee
Zu 750 Milliliter Orangensaft werden zehn gesäuberte Holunderblütendolden und eine in Scheiben geschnittene Zitrone gegeben und etwa einen Tag an einem kühlen Ort ziehen gelassen. Danach die Mischung durch ein feines Sieb oder Tuch abseihen, hierbei die Blüten gut auspressen. In die Flüssigkeit nun 500 Gramm Gelierzucker 2:1 zugeben, je nach Geschmack auch noch den Saft einer Zitrone. Nun die Flüssigkeit in einem Topf drei Minuten sprudelnd kochen (Gelierprobe machen) und dann in sterilisierte Gläser abfüllen.
Wer Orangensaft nicht mag, kann auch Apfelsaft nehmen.
Besonders schön sieht der Gelee aus, wenn einzelne kleine Blüten im Gelee zu sehen sind.
Holunderblütensirup
Zur Herstellung werden 25 Holunderblütendolden, 1,5 Liter Wasser, 1,5 kg Zucker, eine in Scheiben geschnittene Zitrone und 30 Gramm Zitronensäure vermischt, abgedeckt zwei Tage stehen gelassen und dabei gelegentlich umgerührt. Danach den Sud durch ein Sieb gießen und in einem Topf aufkochen. Die Flüssigkeit sofort in heiß ausgekochte Flaschen oder Gläser füllen und gut verschließen.
Holunderblütentee
Zwei Teelöffel Holunderblüten mit 250 Milliliter kochendem Wasser übergießen und fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Danach den Tee durch ein Sieb gießen. Wer mag, kann den Tee mit Honig noch süßen. Der Tee hilft bei Erkältungskrankheiten. (fra)
Stand: Juni 2022