Was sind Mispeln?
Die Echte Mispel (Mespilus germanica) zählt zu den Rosengewächsen und ist mit Apfel und Birne verwandt. Ursprünglich stammt sie aus Südosteuropa und Westasien, wird aber seit Jahrhunderten auch in Mitteleuropa kultiviert. Bereits im Mittelalter gehörte die Mispel zu einem beliebten Obst in den Klostergärten. Nachdem sie lange Zeit etwas in Vergessenheit geraten ist, erfährt sie nun – wie viele andere Wildobstarten – ein richtiges Comeback. Gott sei Dank!
In Hessen findet man Mispelbäume vor allem auf Streuobstwiesen, in Hausgärten und älteren Obstbeständen.
Die Frucht ist rundlich bis leicht abgeflacht, etwa drei bis fünf Zentimeter groß und zur Erntezeit braun bis graubraun gefärbt. Auffällig ist der offene Kelch am Fruchtende. Optisch wirkt die Mispel unscheinbar, geschmacklich überrascht sie jedoch – allerdings erst nach einem besonderen Reifeprozess.
Saison und Reife: Geduld ist gefragt
Mispeln werden im Spätherbst, meist zwischen Oktober und Dezember, geerntet. Anders als viele andere Obstsorten sind sie zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht genussreif. Frisch geerntete Mispeln sind hart und sehr sauer.
Erst nach der sogenannten „Bleireife“ werden sie essbar. Dafür müssen die Früchte einige Wochen kühl gelagert oder traditionell nach dem ersten Frost geerntet werden. Dann bauen sich Gerbstoffe ab, das Fruchtfleisch wird weich und bräunlich und der Geschmack mild und süßlich. Dieser Reifeprozess ist normal und kein Zeichen von Verderb.
Wichtig: Mispeln sollten erst verzehrt werden, wenn sie deutlich weich sind. Schimmelige Früchte müssen aussortiert werden.
Geschmack und Verwendung
Reife Mispeln haben ein weiches, fast breiiges Fruchtfleisch. Der Geschmack wird häufig als Mischung aus Apfelmus, Dörrobst und Marzipan beschrieben – mild süß mit leichter Säure.
Unbeschädigte, vollständig ausgereifte Früchte können roh verzehrt werden. Hierfür sollten die Mispeln halbiert und ihre Kerne entfernt werden. Anschließend kann man das weiche Fruchtfleisch löffeln. Auch die Schale kann theoretisch mitverzehrt werden, sie ist jedoch von fester Konsistenz.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten für das besondere Obst sind zudem:
- Mispelmus oder -kompott
- Marmeladen und Gelees
- Chutneys als Beilage zu Käse oder Wild
- Liköre, Brände oder Fruchtweine
- Muffins und Kuchen
Wer aus den Mispeln Kompott machen möchte, sollte die Früchte zerkleinern und kurz in einer kleinen Menge Wasser garen. Danach wird die Masse passiert und nach Geschmack mit Zitronensaft und Zimt verfeinert.
Mispeln schmecken besonders gut in Kombination mit anderem Herbstfrüchten, wie Äpfeln, Birnen oder Quitten.
Viel Vitamin C fürs Immunsystem
Mispeln enthalten viele Ballaststoffe, die sich positiv auf die Verdauung auswirken. Auch der Vitamin C-Gehalt in dem Wildobst kann sich sehen lassen. Des Weiteren sind die Mispeln reich an sekundären Pflanzenstoffen. Aufgrund des eher geringen Zuckergehalts sind sie im Vergleich zu vielen anderen Obstsorten kalorienarm.
Früher wurden Mispeln auch in der Volksmedizin eingesetzt, etwa bei Magen-Darm-Beschwerden. Wissenschaftlich gesicherte gesundheitsbezogene Aussagen sind jedoch nur eingeschränkt belegt.
Regionalität und Nachhaltigkeit
Mispeln sind ein gutes Beispiel für ein regionales und saisonales Lebensmittel. Die Bäume sind robust, benötigen wenig Pflanzenschutz und kommen mit vergleichsweise wenig Wasser aus. Damit eignen sie sich gut für den extensiven Anbau, etwa auf Streuobstwiesen sowie in Zeiten klimatischer Veränderungen.
Der Kauf oder die Nutzung regionaler Mispeln kann zum Erhalt alter Obstsorten beitragen und die Biodiversität fördern. Allerdings sind Mispeln kaum im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich. Sie finden sich eher auf Wochenmärkten, in Hofläden oder aus eigener Ernte. (sie)
Stand: Dezember 2025