Arganöl und Arganfrüchte

Arganöl – Öl-Rarität aus Marokko

Im Vergleich zu anderen Speiseölen ist Arganöl deutlich teurer als herkömmliche Pflanzenöle. Warum ist das Öl so besonders? Ist es den Preis wert?

Im großen Angebot an Speiseölen aus Raps, Sonnenblumen, Oliven, Lein, Kürbiskernen, Walnüssen, Hanf oder Maiskeimen taucht ein weiteres Speiseöl auf: Arganöl. Wurde Arganöl bisher überwiegend für Kosmetikprodukte für die Haut- und Haarpflege verwendet und äußerlich angewandt, kommt es nun auch bei der Ernährung zum Einsatz, sodass es seine Wirkung innerlich entfalten kann. Wie schneidet dieses Öl im Vergleich zu anderen Speiseölen ab?

Woher kommt das Arganöl?

Arganöl wird aus den Früchten des Arganbaumes gewonnen. Das Besondere daran ist, dass dieser Baum nur im Südwesten von Marokko wächst und extreme Trockenheit und Temperaturen über 50 Grad Celsius übersteht. Dieses regional begrenzte Vorkommen und die aufwändige Ölgewinnung aus den Fruchtkernen machen das Arganöl zu einer kostbaren Rarität.

Die gesamte Region mit Arganbäumen wurde im Jahr 1998 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Man erkannte die wichtige Bedeutung, die Arganbäume zum Schutz vor Bodenerosionen durch Wind und Regen und damit der Ausbreitung der Wüste haben. In den Jahrzehnten davor wurden teilweise Arganbäume abgeholzt, um einerseits Brennholz zu gewinnen und andererseits die Fläche als Viehweiden zu nutzen. Die Schädigung der Baumbestände hatte jedoch die Ausbreitung der Wüste zur Folge.

Aufwändige Gewinnung

Das Öl wird aus der Arganfrucht gewonnen, die mit ihrer ovalen Form an eine Pflaume erinnert. Ihr gelbliches und bitter schmeckendes Fruchtfleisch enthält Kerne mit einer dicken und sehr harten Schale. Im Kerninneren liegen zwei bis drei ölhaltige Samen von der Größe eines Sonnenblumenkerns.

Es gibt zwei Verfahren, um das Öl aus den Kernen zu gewinnen: Die traditionelle Handarbeit und die industrielle Herstellung.

Bei der traditionellen Handarbeit werden die Kerne mit Hilfe von zwei Steinen aufgeschlagen, um an die Samen zu gelangen. Diese werden bei milder Hitze geröstet und gemahlen. Der erhaltene Brei wird mit Wasser verknetet, bis sich das Öl absetzt. Diese traditionelle Methode dauert bis zu zwei Tage und ist damit sehr zeitaufwändig und macht das Öl teuer. Diese Handarbeit wird in Marokko überwiegend von den Frauen erledigt. In Kooperationen organisierte Berber-Frauen erzielen damit eigenständig ein Einkommen. So sichern sie nicht nur ihre wirtschaftliche Existenz, sondern tragen wesentlich zum Erhalt der Arganbäume bei.

Auch wenn die Samen sehr ölhaltig sind, ist die Ausbeute doch gering, da die Samen klein sind und die Anzahl pro Frucht gering ist. Deshalb braucht man für einen Liter Arganöl je nach Fruchtsorte 30 bis 50 Kilogramm Früchte.

Arganöl gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen, je nachdem, ob die Samen vor der Ölgewinnung geröstet wurden oder nicht. Das aus ungerösteten Argansamen gewonnene Öl ist klar und geruchsneutral und wird vor allem bei der Herstellung von kosmetischen Produkten verwendet.

Arganöl in der Küche

In der Küche werden vor allem Arganöle verwendet, bei denen die Samen geröstet wurden. Dadurch bekommt das Öl nicht nur eine dunkle, leicht rötliche Farbe, sondern auch einen intensiven nussigen Geschmack. Durch das Rösten wird auch die Haltbarkeit des Öls verlängert.

Mit Arganöl kann man kochen, backen und braten bei mittleren Temperaturen, zumindest theoretisch. Da Arganöl ein sehr hochpreisiges Produkt ist – immerhin kostet der Liter etwa 80 Euro -, ist es zu teuer für die Verwendung von großen Mengen. Deshalb wird es eher wie ein edles Gewürz sparsam eingesetzt, indem es tropfenweise über das fertige Gericht geträufelt wird und damit Speisen verfeinert werden. Schon mit geringen Mengen erhalten Suppen, Salate, Pasta oder Fleisch das gewisse Extra.

Damit Arganöl seine Qualität erhält und nicht verdirbt, sollte es kühl, trocken und lichtgeschützt aufbewahrt werden. Aufgrund seines hohen Preises wird Arganöl in Fläschchen von 100 bis 250 Milliliter verkauft.

Vergleich mit anderen Speiseölen

Speiseöle mit einem hohen Gehalt an einfach ungesättigten Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren gelten als besonders wertvoll. Arganöl enthält, ähnlich wie Raps-, Lein- und Walnussöl, etwa 80 Prozent ungesättigte Fettsäuren, jedoch mit einer anderen Fettsäurezusammensetzung. Bei Arganöl ist der Anteil der Ölsäure mit etwa 43 bis 50 Prozent ähnlich hoch wie bei Rapsöl mit 53 Prozent, liegt jedoch deutlich niedriger wie bei Olivenöl mit 71 Prozent. Die gesunde Omega-3-Fettsäure fehlt fast völlig bei Arganöl, Leinöl hingegen enthält 54 Prozent davon, Walnussöl 13 Prozent und Rapsöl 9 Prozent. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind somit die in der Küche häufig verwendeten Oliven- und Rapsöle günstiger zu bewerten als Arganöl.

Bei Werbeaussagen zu Arganöl wird oft auf den hohen Vitamin E-Gehalt hingewiesen. Dies trifft jedoch auch auf die anderen Speiseöle zu.

Arganöl und Gesundheit

Arganöl werden viele positive gesundheitsbezogene Effekte nachgesagt wie cholesterinsenkende Wirkung, verringertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und antioxidative Wirkung. Hierzu gibt es jedoch kaum wissenschaftliche Studien, die dies belegen. Zudem werden auch anderen Speiseölen diese gesundheitsfördernden Eigenschaften zugeschrieben.

Arganöl ein Novel Food

Auch wenn das Arganöl von einer der ältesten Kulturpflanzen der Welt gewonnen wird, kann es erst seit der „Novel-Food-Verordnung EG Nr. 258/97 für neuartige Lebensmittel und neuartige Lebensmittelzutaten“ in Deutschland gekauft werden. Mit dieser Verordnung haben Lebensmittel eine Zulassung erhalten, deren Verzehr in der Europäischen Union bisher kaum üblich war.

Fazit

Im Vergleich zu den bei uns üblichen Speiseölen hat Arganöl keinen gesundheitsfördernden Mehrwert. Es kann jedoch mit seinem Geschmack manchem Essen einen Hauch von Exotik verleihen. (fra)

Stand: Februar 2022

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