Besonders in der Lebensmittelindustrie wird Palmöl gerne als billiges Fett verwendet, das vielseitig zum Einsatz kommen kann und leicht zu verarbeiten ist Es schmeckt ähnlich wie Butter und sorgt für eine streichfeste und cremige Konsistenz. Häufig wird es für Schokolade, Kekse, Fertiggerichte, Margarine, Eiscreme, Tütensuppen, Babynahrung, Schokocremes und Brotaufstriche verwendet. Aber auch in Kosmetikprodukten oder Waschmitteln findet es Anwendung, etwa als Bestandteil von Tensiden und Emulgatoren.
Worum handelt es sich bei Palmöl und was ist das Problem damit?
Palmöl oder auch Palmfett wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen. Seltener findet das Palmkernöl in Produkten Anwendung. Dies wird aus den Kernen der Ölpalmen-Früchte hergestellt. Die Ölpalme ist äußerst ertragreich: Sie liefert die fünffache Menge an Öl im Vergleich zu Sonnenblumen oder Raps auf genau der gleichen Anbaufläche.
Auswirkungen auf die Umwelt
Bei den Ölpalmen handelt es sich um Tropenpflanzen, die warme Temperaturen, viel Regen und einen nährstoffreichen Boden benötigen. Ursprünglich stammen sie aus Westafrika. Aufgrund des hohen Bedarfs an Palmöl werden sie mittlerweile vorwiegend in Südostasien angebaut. Ihr spezieller Anspruch führt allerdings dazu, dass die Pflanzen dort kultiviert werden, wo normalerweise Regenwälder gedeihen. Daher müssen oft Millionen Hektar Regenwald für die Monokultur-Plantagen weichen – teilweise werden hierfür sogar illegale Brandrodungen durchgeführt, die den Klimawandel weiter befeuern und Lebensräume für Menschen und Tiere zerstören.
Hoher Gehalt an gesättigten Fettsäuren
Palmöl gehört nicht zu den hochwertigsten Fetten. Stattdessen enthält es rund 80 Prozent gesättigte und nur wenige ungesättigte Fettsäuren. Für die Gesundheit sind gesättigte Fettsäuren eher ungünstig, da sie den Cholesterinspiegel erhöhen. Im Übermaß können gesättigte Fettsäuren die Gefäße verengen und Schlaganfall oder Herzinfarkt begünstigen. Daher sollten gesättigte Fettsäuren nur maximal zehn Prozent der Gesamtenergiezufuhr betragen.
Für die Gesundheit sind Öle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren die bessere Wahl, wie zum Beispiel Walnussöl, Leinöl oder Rapsöl.
Schadstoffe belasten die Gesundheit
Ein weiteres Problem stellt die Raffination von industriell verwendetem Palmöl dar. Um unerwünschte Geruchs- und Geschmacksstoffe aus dem Öl zu entfernen, wird dieses auf 200 Grad Celsius erhitzt. Dadurch können erhöhte Mengen an Fettschadstoffen anfallen, unter anderem die Fettsäureester Glycidyl und 3-MCPD, die laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)Öffnet sich in einem neuen Fenster in Verdacht stehen krebserregend und nierenschädigend zu sein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag für 3-MCPD bestimmt. Bei Kindern und Säuglingen kann es durch eine ungünstige Lebensmittelauswahl schnell zu Aufnahmemengen über dieser täglich tolerierbaren Menge kommen, da viele Produkte dementsprechende Schadstoffmengen aufweisen.
Seit Anfang 2021 gibt es europaweit für verschiedene Lebensmittel, wie Pflanzenöle oder Säuglingsnahrung, Höchstgehalte für 3-MCPD-Fettsäureester.
Auch bei anderen raffinierten Ölen besteht die Gefahr für gesundheitsschädliche Fettschadstoffe. Daher ist es generell ratsam, um verarbeitete Lebensmittel eher einen Bogen zu machen.
Woran erkennt man Palmöl in einem Produkt?
Auf den Verpackungen der Lebensmittel muss in der Zutatenliste neben der Klassenbezeichnung „pflanzliches Öl“ die Herkunft des Fettes vermerkt sein, etwa „Palm“, „Palmfett“, „Ölpalme“ oder „Palmöl“. Unklar bleibt für den Verbraucher, ob das Palmöl aus nachhaltigem Anbau stammt. Derzeit existieren keine staatlichen Siegel, die klare Vorgaben für eine nachhaltige und ökologische Herstellung des Fettes haben. Freiwillige Label und Hinweise der Lebensmittelproduzenten sind nur wenig aussagekräftig und kaum nachvollziehbar.
Bei Kosmetik weisen lediglich komplizierte Namen wie Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, Palm Kernel Alcohol, Glyceryl Palmitate oder Palmstearin auf Inhaltsstoffe hin, die auf Palmölbasis bestehen.
Palmölfreie Einkaufstipps
- Selbst kochen und backen: Wer den Kochlöffel öfter selbst schwingt und dabei auf unverarbeitete, frische Lebensmittel zurückgreift, kann ganz einfach einen Bogen um Palmöl machen.
- Keine hochverarbeiteten Produkte: Da stark verarbeitete Produkte häufig Palmöl enthalten, sollte man auf diese besser verzichten. Ob das Lebensmittel Palmöl enthält, lässt sich mit Blick auf die Zutatenliste prüfen.
- Regional vor global: Beim Einkaufen sollte eher zu regionalen Produkten gegriffen werden. Hiesige Hersteller verwenden oft regional erzeugte Öle – zumindest aber aus dem europäischen Raum - wie Sonnenblumen- oder Rapsöl.
- RSPO-Siegel: Das Siegel vom WWF soll dabei helfen, einen nachhaltigen Palmöl-Anbau zu fördern. Hier sitzen Produzenten, Industrieunternehmen, NGOs und Händler zusammen am Tisch. Wichtigstes Kriterium: Der Anbau soll ohne neu gerodete Flächen auskommen. Allerdings gibt es von Naturschutzorganisationen auch Kritik am Siegel. So monieren sie zum Beispiel, dass lediglich Waldgebiete mit „hohem Schutzwert“ im Fokus stehen. Andere Waldgebiete werden hingegen weiterhin zu Plantagen umgewandelt.
- Bio vor konventionell: Wer vermehrt zu Bio-Produkten greift, unterstützt zumindest den ökologischen Anbau der Ölpalmen. Hier sind weder synthetische Dünger noch Pestizide erlaubt. Fair-Trade-Siegel kennzeichnen fair erzeugte Palmöle.
- Streichzart dank Alternativen: Auch Sonnenblumenöl oder Shea-Butter können eine Schokocreme streichzart machen und Olivenöl kann das Palmfett in der Seife ersetzen. Eine Recherche im Internet oder ein Blick auf das Kleingedruckte lohnt sich.(Sie)
Stand: März 2022