Demenz – Krankheitsbild mit vielen Gesichtern
Demenz ist eine Erkrankung des Gehirns, die vorwiegend im Alter auftritt. Demente Seniorinnen und Senioren zeigen dabei oft sehr unterschiedliche Krankheitssymptome. Während sich die Erkrankung bei den einen durch Gedächtnisschwächen, Verwirrtheit oder Orientierungslosigkeit bemerkbar macht, leiden andere unter Depressionen, Unruhe oder Reizbarkeit. Wieder andere sind aufgrund der Demenz in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt, stürzen häufiger oder werden inkontinent. So unterschiedlich die individuelle Ausprägung der Demenz sein kann, so individuell sollte auf die betroffenen Angehörigen eingegangen werden. Denn je höher der Schweregrad der Demenz, desto mehr Unterstützung wird täglich auch beim Essen und Trinken benötigt.
Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter
Das Risiko, an Demenz zu erkranken nimmt mit steigendem Alter zu. Insgesamt 28 Prozent der Menschen, die zu Hause leben, sind über 85 Jahre alt und damit in besonderem Maß gefährdet, von einer Demenz betroffen zu sein. Am häufigsten tritt dabei die Alzheimer-Demenz auf. 70 Prozent der dementen Personen leiden unter dieser Form der Demenz, welche auf Schädigungen der Nervenzellen im Gehirn zurückzuführen ist. Alle Formen der Demenz gehen mit dem Verlust körperlicher und geistiger Fähigkeiten einher und können sich daher auf das Ess- und Trinkverhalten auswirken.
Geschmacks- und Geruchsinn – der Appetit macht’s
Mit zunehmendem Alter nimmt der Geschmacks- und Geruchssinn ab. Bei vielen Seniorinnen und Senioren geht diese Veränderung mit einem verringerten Appetit, weniger Freude beim Essen und in Folge dessen mit einer zu geringen Aufnahme von Lebensmitteln und Getränken einher. Bei dementen Angehörigen kommen Krankheitssymptome hinzu, die die bestehende Gefahr einer Mangelernährung oder Austrocknung weiter begünstigen.
Warum kann das Essen und Trinken zum Problem werden?
Einige Patienten/Betroffenen vergessen schlicht, ob, wie viel oder wann zuletzt gegessen oder getrunken wurde. Je nach Schweregrad der Demenz werden zudem Koch- und Küchenfertigkeiten oder Verhaltensweisen wie Tischmanieren verlernt, was ein Essen in Gemeinschaft erschwert. Die soziale Isolation kann schließlich Depressionen und ein Ablehnen von Speisen und Getränken mit sich führen. Häufig nehmen Betroffene die Umgebung verändert wahr, entwickeln ausgeprägte Ängste zum Beispiel vor einer Vergiftung durch Speisen, erkennen Angehörige nicht wieder oder sind ruhe- und rastlos, was dazu führt, dass die Mahlzeiten nicht oder nur teilweise eingenommen werden. Äußert sich die Demenz in Einschränkungen im Hinblick auf die Muskulatur, können auch Schluckbeschwerden die Nahrungsaufnahme erschweren und den Betroffenen viel Kraft abverlangen.
Wie können Angehörige unterstützen?
Angehörige können eine wichtige Rolle einnehmen, betroffene Menschen in ihrem täglichen Essverhalten zu unterstützen, da sie bei fortschreitender Erkrankung von den Betroffenen oft am längsten wiedererkannt werden. Mahlzeiten und Speisen können Sicherheit und Orientierung geben, aber auch Genuss und Freude erfahrbar machen. Worauf kann geachtet werden?
Gewohnheiten fördern
Mochten demente Personen bestimmte Speisen immer besonders gerne oder hatten sie Vorlieben, wie oder wo – zum Beispiel in Gesellschaft und nach Möglichkeit draußen – sie ihr Essen gerne eingenommen haben? Dann kann das auch in der aktuellen Situation positive Erinnerungen auslösen und die Nahrungsaufnahme begünstigen.
Süße Speisen anbieten
Ältere Menschen mit Demenz bevorzugen oft süße Speisen, während sie saure Lebensmittel ablehnen. Es kann helfen, Speisen und Getränke mit Zucker oder Süßstoff nachzusüßen, wenn diese dann besser angenommen werden. Dies gilt auch für herzhafte oder pikante Speisen, selbst wenn dadurch ein ungewöhnlicher Geschmack entsteht.
Speisen anreichern
Demenz äußert sich häufig in einer Rast- und Ruhelosigkeit der betroffenen Personen. Der große Bewegungsdrang führt dazu, dass mehr Energie benötigt wird. Um den erhöhten Bedarf zu decken, können viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt angeboten werden. Die Speisen können zudem mit Energie angereichert werden, indem beispielsweise Sahne, Butter, Pflanzenöle oder ein Ei beigegeben wird.
Erinnern helfen
Wird das Essen und Trinken im Alltag vergessen, sollte regelmäßig daran erinnert werden. Dabei kann es helfen, Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. Bei großem Bewegungsdrang eines dementen Angehörigen, können Fingerfood-Speisen und Getränke auf Tabletts in der Wohnung bereitgestellt werden. Als Finger-Food eignen sich beispielsweise Frucht- oder Gemüsesäfte in kleinen Gläsern, Käsewürfel, Apfelspalten oder kleine Stücke Brot, die mit Frischkäse oder Leberwurst bestrichen werden können. Wichtig bei allen Finger-Food-Angeboten ist, dass die Speisen mit einem Handgriff genommen und in ein bis zwei Bissen verzehrt werden können. Sie sollten nicht zu heiß oder kalt sein, wenig klebrig oder krümelig und nicht tropfen. Vorsicht ist geboten bei der Verwendung von Holzspießen, Zahnstochern oder Papierförmchen. Durch den demenz-bedingten Verlust der motorischen Fähigkeiten und des Erinnerungsvermögens besteht hier Verletzungsgefahr und nicht-essbare Teile werden unter Umständen nicht erkannt und deshalb mit verzehrt. Darüber hinaus kann Finger-Food jedoch einen Beitrag leisten, die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit der Betroffenen zu wahren und Energie aufzunehmen, selbst wenn durch die Erkrankung die Ruhe für ein Essen am Tisch verloren wurde.
Farbenfrohe und bunte Speisen und Getränke
Um Freude am Essen und Trinken zu fördern, sollten Speisen und Getränke verschiedene Sinne ansprechen. Da im Alter Geschmacks- und Geruchssinn abnehmen und der Geschmackssinn bei Demenzerkrankungen verändert ist, kann besonders auf das Angebot von Lebensmitteln und Getränken in kräftigen Farben geachtet werden. Eine schonende Zubereitung, eine abwechslungsreiche Auswahl und Kontraste von Essgeschirr und Speise oder Getränk, helfen Betroffenen dabei, die Speisen zu erkennen und sich auf das Essen und Trinken zu konzentrieren.(Kup)
Stand: April 2021