Deutschland ist Hochkonsumland in Sachen Alkohol
In Hessen sind wir aus gutem Grund stolz auf unseren hervorragenden Wein, der in der ganzen Welt beliebt und gefragt ist. Hessischer Apfelwein von den Streuobstwiesen ist ebenfalls ein Kulturgut und auch hessisches Bier ist in aller Munde. Denn die Deutschen hauen kräftig was weg. Ob in lauwarmen Sommernächten im Biergarten, auf der Weihnachtsfeier des Sportvereins oder als kleine Belohnung, um den Feierabend einzuläuten: Besonders Bier (91,8 Liter pro Person im Jahr 2022) und Wein (19,9 Liter pro Person im Jahr 2022) trinken die Deutschen gerne. Laut Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt Deutschland im internationalen Vergleich mit den 27 EU-Ländern auf Platz 9 beim Pro-Kopf-Konsum. Damit ist die Bundesrepublik ein Hochkonsumland.
Weil derzeit überall von Alkoholfrei-Challenges die Rede ist, haben wir uns einmal angeschaut, was Ernährungsexperten zu dem Thema sagen. Und damit es noch einmal gesagt ist: Wir wollen damit informieren und niemanden bevormunden. Was unseren Leserinnen und Lesern über die Lippen kommt, das entscheiden diese selbst.
Alkoholkonsum erhöht das Risiko für viele Krankheiten
Auch wenn Alkohol hierzulande zu den alltäglichen Genussmitteln zählt, ist er nicht zu verharmlosen. Für den Körper ist Alkohol ein Zellgift, das fast alle Körperzellen und somit auch Organe schädigen kann. Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Krebs, Fettleber, Leberzirrhose, Schädigungen des Gehirns sowie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können mit einem erhöhten Alkoholkonsum einhergehen.
Jedes Jahr sterben in Deutschland über 40.000 Menschen vorzeitig an den direkten oder indirekten Folgen des Alkoholkonsums.
Was ist dran am sogenannten Bierbauch?
Hoher Alkoholkonsum kann Übergewicht zur Folge haben, denn Alkohol verfügt mit sieben Kilokalorien pro Gramm über einen beträchtlichen Energiegehalt. Zum Vergleich: Ein Gramm Zucker hat hingegen „nur“ vier Kilokalorien. Ein 0,3-Liter-Glas Bier bedeutet somit 130 Kilokalorien extra, ein Schnaps mit vier Zentilitern (cl) 95 und ein süßer Cocktail durchaus 300 zusätzliche Kilokalorien.
Doch es ist nicht allein der Energiegehalt der alkoholischen Getränke, der mit Blick auf die Kalorienbilanz ordentlich zu Buche schlägt. Da Alkohol die Magenschleimhaut anregt, kommt es durch den Konsum von alkoholischen Getränken zusätzlich zu einem Anstieg des Hungergefühls. So entstehen Gelüste auf zum Beispiel fettige Speisen.
Eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DifE) zeigt, dass ein hoher Alkoholkonsum besonders bei Frauen einen negativen Einfluss auf die Körperfettverteilung hat. So sammelt sich das Fett besonders im Oberbauchbereich, was bei Frauen als „Hüftgold“ sichtbar wird. Männer hingegen nehmen nicht nur an Bauchumfang zu, sondern auch an anderen Körperstellen.
Und am nächsten Morgen brummt der Schädel...
Das Resultat von zu vielen Drinks am Vorabend an der Bar kennen wir alle: Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Diesem sogenannten „Kater“ kann man leider nicht viel entgegensetzen. Studien zeigen, dass Alkohol vom Körper in immer gleichbleibender Geschwindigkeit abgebaut wird. Auch vermeintliche Hausmittelchen wie schwarzer Kaffee mit Zitrone oder eine kalte Dusche können den Alkoholabbau nicht beschleunigen. Da bleibt nur Abwarten.
Fest steht, je mehr Alkohol im Blut ist, desto länger dauert es, bis der Körper diesen wieder abgebaut hat. Neben der Menge der getrunkenen alkoholischen Getränke spielen Alter, Gewicht und vorher eingenommene Speisen eine Rolle beim Alkoholabbau.
Wie viel Promille hat man nach einem Glas Bier?
Die Alkoholkonzentration im Blut wird in Promille angegeben. Ein Promille bedeutet, dass in einem Liter Blut ein Milliliter reiner Alkohol enthalten ist.
Wie viel Promille eine Person nach einem Glas Bier hat, ist nicht so leicht zu sagen, denn dies ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig: zum einen von der Flüssigkeitsmenge des Körpers und zum anderen von der aufgenommenen Alkoholmenge. Besonders die Flüssigkeitsmenge variiert von Körper zu Körper und ist abhängig vom Geschlecht. So führt bei Frauen die gleiche Menge Alkohol zu einer höheren Alkoholkonzentration im Blut, als bei Männern. Grund hierfür ist, dass Frauen meist ein geringeres Gewicht haben und über einen niedrigeren Wasseranteil im Körper verfügen. Weitere Faktoren sind außerdem die Trinkgeschwindigkeit, der Mageninhalt sowie der Alkoholabbau im Körper.
Wer es genau wissen möchte, kann den Promillegehalt mit dem Online-PromillerechnerÖffnet sich in einem neuen Fenster ausrechnen.
DGE ist rigoros
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist ziemlich rigoros, wenn es um Alkoholkonsum geht. Sie stellt in ihrem aktuellen PositionspapierÖffnet sich in einem neuen Fenster von 2024 eindeutig klar, dass es nachweislich keinen risikofreien, unbedenklichen Alkoholkonsum gibt. Bereits kleine Mengen können demnach das Risiko für Krankheiten erhöhen. Die Empfehlung der DGE lautet daher, gänzlich auf alkoholische Getränke zu verzichten. Dies gilt insbesondere für Kinder, junge Menschen, Schwangere, Stillende, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen oder jene, die Medikamente einnehmen.
Aufgepasst: Alkoholfrei heißt nicht zwangsläufig 0,0 Prozent Alkohol
Anders als es der Name vermuten lässt, kann man bei einem alkoholfreien Bier nicht immer davon ausgehen, dass wirklich gar kein Alkohol darin enthalten ist. So darf ein Getränk auch als alkoholfrei deklariert werden, wenn eine geringe Menge Alkohol – bis zu einem Volumenprozent von 0,5 – enthalten ist. Bei Wein ist seit 2021 immerhin durch das Weinbaurecht geregelt, dass neben der Angabe „alkoholfrei“ auch der Hinweis „< 0,5 %vol“ angegeben sein muss, sobald der Alkoholgehalt über 0,049 Volumenprozent liegt.
Generell muss der Alkoholgehalt in Getränken erst ab 1,2 Volumenprozent angegeben werden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte bei der Wahl der Drinks auf die Bezeichnung „ohne Alkohol“ oder „0,0 Prozent Alkohol“ setzen. Diese Deklaration darf tatsächlich nur vergeben werden, wenn der Alkoholgehalt des Getränks bei 0,0 Volumenprozent liegt. Hier dürfen auch kleinste Mengen nicht nachweisbar sein. (sie)
Stand: April 2025