Geschichte
Mohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen in Europa, denn bereits 6000 vor Christus wurde er in Südeuropa angebaut. Der fettreiche Samen ist nahrhaft und der Milchsaft der Pflanze hat schmerzlindernde Eigenschaften. Die römischen Soldaten nahmen geriebenen Mohn mit Honig zu sich, um sich zu stärken und schmerzunempfindlich zu machen. Früher erhielten Kinder einen mit Mohnsaft vermischten Brei, der sie sättigte und ruhig stellte.
In Deutschland wurde Mohn noch vor dem Zweiten Weltkrieg angebaut, in der DDR sogar bis zur Wiedervereinigung. Die Einbeziehung des Mohnanbaus in das Betäubungsmittelgesetz bescherte dem Mohnanbau ein jähes Ende. Mohn enthält suchterzeugende Substanzen, insbesondere das Morphin, aus dem Heroin hergestellt wird. Deshalb ist der Anbau von Mohn in vielen Ländern verboten, so auch in Deutschland.
Mohnanbau – mit Genehmigung in Hessen
Für den Anbau von Schlafmohn besteht in Deutschland eine Genehmigungspflicht, sowohl für den erwerbsmäßigen Anbau als auch für den privaten Anbau auf Kleinstflächen. Heute gibt es morphinarme Mohnsorten, die mit Genehmigung der Bundesopiumstelle wieder angebaut werden dürfen.
In Nordhessen sind in Germerode auf dem Meißnerhof in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Meißner-Kaufunger Wald und dem Kreisbauernverband Mohnfelder angelegt worden. Die Anbaufläche ist in 2018 und 2019 auf 29 Hektar erweitert worden. Heute ist die Region unter dem Namen "Geo-Naturpark Frau-Holle-Land" bekannt.
Da ein blühendes Mohnfeld eine wahre Augenfreude darstellt, können während der Blütezeit im Juni und Juli ein etwa drei bis vier Kilometer lange Wanderwege durch die Mohnfelder begangen werden.
(Mehr Informationen zur MohnblüteÖffnet sich in einem neuen Fenster mit ihren besonderen Veranstaltungen und den Einkaufsmöglichkeiten von Mohnprodukten.)
Morphinarme Mohnsorten für die Ernährung
Ursprüngliche Mohnsorten enthalten das schädlich wirksame Opium, zu dem verschiedene Substanzen gehören, vor allem Morphin und Codein:
- Morphin ist ein einschläferndes und suchterzeugendes Alkaloid, das aus dem Mohn herausgezüchtet wurde.
- Codein wird als Hustenmittel eingesetzt. Es ist ein Alkaloid mit einem erheblich geringeren Suchtpotential.
Die ursprünglichen Mohnsorten sind aufgrund des hohen Gehaltes an Opium nicht für den Ernährungszweck geeignet. Deshalb wurden Mohnsorten mit großen Körnern zum Backen und zur Ölgewinnung gezüchtet, die nur ganz wenig von diesen gesundheitsbeeinträchtigen Stoffen enthalten.
Morphin in mohnhaltigen Lebensmitteln – Vorsicht Drogentest
Nach der Bewertung des Bundesinstituts für Risikobewertung kann durch die Aufnahme von Mohn aus Mohnbrötchen und ähnlichen Produkten keine Sucht erzeugt werden, so dass diese Produkte nicht gesundheitsbedenklich sind.
Lebensmittel mit hohen Mohngehalten sind vor allem Mohnkuchen. Nimmt ein Erwachsener mit 70 Kilogramm (kg) Körpergewicht zwei große Stücke Mohnstrudel mit je 200 Gramm mit insgesamt etwa 100 Gramm (g) Mohn zu sich, so liegt die aufgenommene Morphinmenge unter dem vorläufigen Höchstwert von 6,3 Mikrogramm (µg) Morphin pro kg Körpergewicht und Tag. Zudem ist anzunehmen, dass kaum jemand täglich 400 g Mohnkuchen zu sich nimmt, zumal darin 1200 Kilokalorien (kcal) enthalten sind (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung).
Es kann daher für alle Mohn enthaltenden Lebensmittel davon ausgegangen werden, dass Speisemohn mit einem Morphin-Gehalt von 10 mg/kg beim Verzehr in üblichen Mengen für den Verbraucher gesundheitlich unbedenklich ist. Dies gilt nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder, Schwangere und Stillende.
Auch wenn durch mohnhaltige Kuchen oder Brötchen im Allgemeinen keine Gesundheitsgefahr für Jugendliche und Erwachsene besteht, so ist darauf hinzuweisen, dass die geringen Morphingehalte mitunter ausreichen können, dass das Ergebnis eines Drogenschnelltests positiv ausfällt.
Nährwert
Mohn ist mit 42 Prozent ein recht fetthaltiges Lebensmittel. Der Eiweißgehalt mit etwa 20 Prozent ist in Mohn recht hoch, birgt jedoch ein allergenes Potential aufgrund von Kreuzreaktionen bei Pollenallergien in sich. Im Mohn sind wenig Vitamine, dafür umso mehr Mineralstoffe enthalten, vor allem Eisen und Calcium. Wegen des Ballaststoffgehaltes von etwa 20 Prozent wirken mohnhaltige Lebensmittel verdauungsfördernd.
Lagerung und Zubereitung
Mohn sollte stets ungemahlen gekauft und erst vor dem Verarbeiten gemahlen werden, da durch den Luftkontakt das Fett schnell ranzig wird. Gemahlener Mohn lässt sich unter Luftausschluss im Kühlschrank einige Tage bzw. tiefgekühlt etwa einen Monat lagern.
Im Haushalt können die Mohnkörnchen mit der Küchenmaschine mit entsprechendem Zubehör oder aber mit einer Mohnmühle gemahlen werden. Nach dem Mahlen von Mohn ist das Mahlwerk gründlich zu reinigen, denn ölhaltige Rückstände werden ranzig beeinträchtigen bei einem späteren Mahlvorgang den Mohngeschmack.
Verwendung von Mohn bei traditionell süßen bis neuen herzhaften Gerichten
Mohn wird sowohl ganz als auch gemahlen in der Küche verwendet:
- Gebäck, Mohnbrötchen (mit ganzen Mohnsamen)
- Für Kuchenfüllungen wird gemahlener Mohn in Milch zu einer zähflüssigen Masse aufgekocht.
- Mohnöl ist wegen seines zart nussigen Geschmackes gut für Salat geeignet. Da es reich an Linolsäue ist, eignet es sich nicht zum Erhitzen. Eine angebrochene Flasche mit Mohnöl ist im Kühlschrank bis zu drei Monate haltbar.
- Süßwaren wie Pralinen, Schokolade
- Brotaufstrich:
- süß: Mohn in Honig
- herzhaft: Pesto
- Wurstwaren: Bratwurst, Mohn-Käse-Griller
- Weitere Lebensmittel mit Mohn:
- Mohnmehl, Eierlikör
In Nordhessen, wo der Mohn angebaut wird, gibt es viele Bäckereien, Lebensmittelläden oder andere Verkaufsstellen, die die verschiedenen Produkte mit Mohn, angefangen von Backwaren über Mohnöl und Schokolade bis hin zum Mohn-Käse-Griller verkaufen.
Wichtig: Backmohn ist kein Schlafmittel für Säuglinge
Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt davor, Hausmittel mit Backmohn einzusetzen, wenn Säuglinge oder Kleinkinder nicht durchschlafen. In alten Rezepten und auch neueren Kochbüchern wird entnervten Eltern geraten, Säuglingen die abgeseihte Milch vom Backmohn zu trinken zu geben, um so das nächtliche Durchschlafen zu fördern. In einem Fall hatte die Mutter ihrem Kind 75 Milliliter (ml) abgeseihte Milch gegeben, die sie aus einer Mischung von 200 g Mohn in 500 ml Milch hergestellt und mit Honig angereichert hatte. In dem Hausrezept wurde sogar die doppelte Menge von 400 g Mohn empfohlen.
Der Säugling musste wenige Stunden später wegen Atemstörungen und drohendem Atemstillstand in die Klinik gebraucht werden.
Stand:März 2020