Blick in geöffneten Karton mit mehreren Lebensmitteltüten

Ich teste eine Kochbox

Jede Woche inspirierende Rezepte, grammgenaue Zutaten für ein Kochen ohne Reste und eine Lieferung direkt nach Hause: klingt gut, oder? Das finde ich auch und habe deshalb eine Kochbox einfach mal ausprobiert.

Einfach mal ausprobiert!

„Probieren geht über Studieren“, sagt der Volksmund zu Recht. Wir wollen unsere Leserschaft in loser Folge an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Unser Redaktionsteam schildert eigene Eindrücke aus dem Verbraucheralltag hier ganz persönlich und ohne Filter. Für die erste Folge hat sich unsere Autorin Anika das Angebot für Kochboxen angeschaut.

Ihre Leidenschaft für Lebensmittel, Nachhaltigkeit und Ernährung hat Anika zum Beruf gemacht. Sie schreibt fundierte Fachbeiträge für das Verbraucherfenster und probiert gerne Neues aus.

Jede Woche inspirierende Rezepte, grammgenaue Zutaten für ein Kochen ohne Reste und eine Lieferung direkt nach Hause: klingt gut, oder? Das finde ich auch und habe deshalb eine Kochbox einfach mal ausprobiert.

Was ist eine Kochbox?

Das System Kochbox ist ein Lieferservice für ein oder mehrere Gerichte, die zu Hause selbst zubereitet werden. Geliefert werden dabei sowohl die Rezepte als auch die frischen Zutaten in genau den Mengen, die für das Rezept benötigt werden. Inzwischen gibt es mehrere Anbieter in Deutschland und zahlreiche Auswahlmöglichkeiten, für eine Zusammenstellung der Speisen nach individuellen Wünschen und Ernährungsanforderungen.

Kochboxen im Vergleich

 Das Angebot von Koch-Boxen ist groß und wächst weiter. Bei meiner Internetrecherche bin ich auf folgende Anbieter gestoßen: Brokkoli, Dinnerly, Easy Cook Asia, HelloFresh, Marley Spoon, Tischline und Vegantastic. Einige Anbieter spezialisieren sich auf bestimme Lebensmittelgruppen oder eine bestimmte Rezeptauswahl wie beispielsweise ausschließlich vegane Gerichte in Bio-Qualität (Brokkoli, Vegantastic), einfache, schnelle Gerichte (Dinnerly), asiatische Gerichte bei ausschließlicher Lieferung haltbarer Grundzutaten (keine Frischware wie Fisch oder Fleisch) (Easy Cook Asia) oder die Wahl zwischen klassischen, vegetarischen Gerichten sowie weiteren Kriterien wie familienfreundlich (HelloFresh, Marley Spoon, Tischline). Daneben unterscheiden sich die Angebote im Portionspreis, den anfallenden Lieferkosten und der Liefertage. Die Abonnements sind in der Regel bei allen Anbietern flexibel pausier- oder kündbar oder es handelt sich um Einzelbestellsysteme ohne Abonnement. Nicht zuletzt kann bei der Wahl des passenden Anbieters auch entscheidend sein, wie viele Gerichte pro Woche für welche Personenzahl geliefert werden kann.

Meine Kochbox ist unterwegs - die Vorfreude wächst

Es ist Dienstag. Ich bin schon sehr gespannt, denn heute wird meine erste Kochbox geliefert. Mein Handy informiert mich über den ungefähren Lieferzeitpunkt: zwischen 10:00 Uhr und 13:15 Uhr ist es soweit! Online kann ich meine Lieferung wie ein DHL-Paket verfolgen.

Rezeptauswahl und Bestellung

Ausprobieren möchte ich die Kochbox von HelloFresh, die mit einem Gutschein für eine kostenlose erste Box zum Testen einlädt. Einmal online registriert, konnte ich Lieferzeitpunkt, -turnus und Anzahl der Mahlzeiten bestimmen, die geliefert werden sollen. Die Website empfinde ich als intuitiv, leicht zu bedienen, modern und freundlich. Zunächst filtere ich in den Einstellungen, dass ausschließlich vegetarische Gerichte geliefert werden sollen. Außerdem wähle ich die Option „Zeit sparen“ und die Option „Klimaheld“ aus. Letztere verspricht Gerichte, deren Zutaten fünfzig Prozent weniger CO2 verursachen als ein durchschnittliches Rezept des Anbieters. Viele weitere Filteroptionen wie „Familienfreundlich“, „High Protein“, „Vegan“ oder „Unter 650 Kalorien“ helfen, die Rezeptvorauswahl nach den individuellen Bedürfnissen einzugrenzen. Anschließend wähle ich die Anzahl der Personen die mitessen und wie viele Mahlzeiten es pro Woche sein sollen: drei Mahlzeiten für je zwei Personen. Dass Änderungen und Anpassungen flexibel möglich sind, merke ich bei der Auswahl der Mahlzeiten. Drei Gerichte wurden mir passend zu meinen ausgewählten Filtern vorgeschlagen. Die Gerichte und Rezepte inklusive Allergene kann ich online einsehen, mich durch alle anderen Gerichte klicken und anschließend einzelne Gerichte tauschen. Die Bestellung kann bis fünf Tage vor der Lieferung verändert werden. Gut geeignet für Unentschlossene wie mich!

Liefertag und Zeitfenster

Die Auswahl des Liefertages war für mich so unkompliziert und einfach wie die Wahl der Gerichte. Am Liefertag selbst wird zwischen 8:00 Uhr und 18:00 Uhr geliefert. Ist das Zeitfenster zu groß, kann es für einen Aufpreis von 1,49 EUR auf ein vierstündiges Zeitfenster eingegrenzt werden. Ich habe die Lieferzeit nicht eingegrenzt, mich aber entschieden für alle Fälle eine Ablagegenehmigung im Treppenhaus vor der Wohnungstür zu erteilen.

Lieferung

Die Lieferung erreicht meine Adresse gegen Mittag. Scheinbar verpasse ich den Klingelversuch, jedenfalls wird das Paket auf dem Gehweg an der Straße vor dem Eingangstor abgestellt. Das finde ich in einer Großstadt eher ungewöhnlich und wenig sicher. Mit der Abstellgenehmigung, die ich über die App erteilt habe und einigen lieben Nachbarn, die Pakete stellvertretend annehmen würden, hatte ich erwartet, dass das Paket geschützt im Treppenhaus auf mich wartet. Zum Glück findet eine Nachbarin meine Lieferung und informiert mich, sodass ich das Paket direkt in meine Wohnung tragen und auspacken kann.

Bei der zweiten Lieferung schafft es mein Paket immerhin in die Hofeinfahrt; leider werden dabei drei falsche Gerichte geliefert. Die dritte Lieferung bleibt leider ganz aus. Auf Nachfrage beim Kundenservice erhalte ich einen neuen Zustelltermin, was Frust und Hunger geschürt hat.

Nachhaltigkeit und Verpackung

Die Verpackung macht einen stabilen und nachhaltigen Eindruck. Für die gekühlten Produkte wurde eine faserige Tasche genutzt, die über die Papiertonne recycelbar ist. Alle weiteren Produkte sind entsprechend der drei Rezepte in markierte Papiertüten verteilt – sie eignen sich später beim Kochen sehr gut zum Sammeln für den Bio-Abfall – praktisch! Die anderen hebe ich auf. Die mitgelieferten Kühl-Akkus sind wiederverwendbar. Ein Akku wandert daher bei mir für das nächste Picknick direkt in das Gefrierfach. Die anderen beiden lasse ich auftauen und verwende das Wasser zum Blumen gießen; die Plastikverpackung entsorge ich im Gelben Sack. Dass ein Aufdruck auf den Akkus auf die Verwendung des Wassers für die Blumen und die richtige Entsorgung hinweist, finde ich super!

Lebensmittelverschwendung adé!

Das Unternehmen betont auf der Website, dass es gerne einen Beitrag dazu leisten möchte, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Die Produkte werden deshalb in exakt den Mengen geliefert, die es für das Rezept braucht und tatsächlich wird bei mir außer den Zubereitungsresten wie Tomatengrün oder Spargelenden, alles restlos verkocht und aufgegessen. Der Ansatz geht in Sachen Nachhaltigkeit also auf, gleichzeitig bin ich überrascht, wie viele Einzelverpackungen aus Plastik dabei zusammenkommen. Da die ungekühlten Produkte ohnehin in separaten Papierbeuteln verpackt sind, hätte es für mich bei Spargel, Knoblauch, Tomaten, Basilikum oder Thymian keine zusätzliche Verpackung aus Plastik gebraucht.

Rezepte und Kochen

Unter anderem waren in meinen Koch-Boxen ein Gnocchi-Gericht mit Tomatensahnesoße und Spargel, ein warmer Nudelsalat mit Oliven sowie Polenta mit buntem Gemüse. Die Zubereitungszeit ist jeweils auf dem Rezept angegeben und entsprach genau der Zeit, die ich gebraucht habe, um die Gerichte zu kochen. Die Portionsgrößen waren auch für hungrige Personen wie mich ausreichend und das Wichtigste: Alle Gerichte haben fantastisch geschmeckt. Es hat Freude gemacht die Gerichte zuzubereiten und zu genießen.

Preise, Abo und Kündigung

Eine Kochbox mit drei Gerichten für jeweils zwei Personen kostet 34,50 EUR zuzüglich Versand für 5,99 EUR. Daraus ergibt sich ein Preis pro Portion von 6,75 Euro Gesamtkostkosten inklusive Versand. Premiumgerichte kosten etwas mehr. Darauf wird bei der Auswahl hingewiesen. Mir war der Hinweis bei der Bestellung leider nicht aufgefallen und ich war über die zusätzlichen Kosten überrascht. Nach Kontakt mit dem Kundenservice wusste ich dann bei den folgenden Bestellungen, worauf ich achten muss.

App und Kundenservice

Lieblingsrezepte kann ich in der App speichern; auch die Auswahl der Gerichte und das Pausieren von Lieferungen läuft über die App. Bei Fragen und Beschwerden ist der Kundenservice per Chat sowie per Telefon schnell und ohne lange Wartezeiten erreichbar. Mein Start in den Bezug von Koch-Boxen war leider unter anderem durch technische Defekte bei der App, die Zustellung falscher Gerichte und eine ausgefallene Lieferung holprig. Dafür war der Kundenservice freundlich und bemüht, eine schnelle Lösung zu finden und einen kleinen Rabatt zu geben.

Kündigung

Auch die Kündigung des Abos habe ich getestet. Neben der Option, die Lieferungen für einzelne Wochen zu pausieren, kann das Abo auch einfach wieder gekündigt werden. In der App habe ich die Kündigungsoption nicht gefunden und auch auf der Website war sie sehr versteckt und musste mehrfach bestätigt werden. Zurückwerbende E-Mail-Benachrichtigungen konnte ich dafür mit einem Klick abmelden.

Fazit

Ich liebe es zu kochen, neue Gerichte auszuprobieren und möchte dabei am liebsten durchweg auf frische und regionale Zutaten setzen. Nach einem vollen Arbeitstag fehlt mir gleichzeitig oft die Energie für eine leckere Rezeptidee und auch für den Einkauf im überfüllten Supermarkt. Erledige ich den Wocheneinkauf, soll dann das Essen wenigstens schnell auf dem Tisch stehen, sodass ich mich für meine „Standard“-Gerichte entscheide und Abwechslung und Kreativität verloren gehen.

Der große Vorteil der Kochbox war für mich deshalb, dass mir Rezepte-Suche, Einkaufsliste-Schreiben und das Einkaufen abgenommen wurden. Die gewonnene Zeit konnte ich für die Zubereitung der Mahlzeiten und für ein Essen und Genießen in Ruhe nutzen. Die neuen Rezepte auszuprobieren hat Spaß gemacht und die Gerichte haben mich geschmacklich überzeugt. Wenngleich Auswahl, Planung und Bestellung über die App intuitiv und schnell funktionieren, war es für mich schwierig, die Lieferzeitfenster in meinen Alltag einzubauen. Spontane Änderungen in der Wochenplanung wie ein Besuch von Gästen oder ein Essen außer Haus sind bei mir die Regel. Diese Flexibilität möchte ich mir erhalten und gleichzeitig vermeiden, dass dadurch die bestellten Lebensmittel übrigbleiben und verderben. Auch aufgrund der Kosten kommt für mich ein wöchentliches Kochbox-Abo nicht in Frage.

Durch die Schwierigkeiten bei der Lieferung (Lieferzeitpunkt, Ablageort) als auch im Hinblick auf die ausgewählten Rezepte (falsche Rezeptzustellung, technische Defekte in der App) war mir die Kochbox zudem nicht zuverlässig genug, um sie als generelles Angebot zu nutzen. Inzwischen nutze ich Kochboxen in regelmäßigen Abständen für Wochen, die ich gut planen kann. Dann erlebe ich die Kochbox als sehr entlastend, die Rezepte als inspirierend und freue mich darüber, auch unter der Woche Zeit für neue Gerichte und ihre Zubereitung zu haben. Auch als Event mit Freundinnen ist ein Kochbox-Abend in Planung.

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Zeitersparnis: beim Wocheneinkauf und der Speisenplanung
  • Abwechslung: beim Essen und Inspiration für neue Gerichte
  • Ausgewogene Gerichte: unterstützen eine gesundheitsförderliche Ernährung
  • Transparenz: im Hinblick auf Zutaten, Inhaltsstoffe und Nährwerte
  • Geeignet für viele Haushaltsgrößen: wie Single- oder Paar-Haushalte, Wohngemeinschaften und -gruppen, Familien
  • Freude am Kochen: Darauf muss nicht verzichtet werden
  • Reduzierung von Lebensmittelabfall und -verschwendung: durch rezeptgenaue Zutatenmengen und berechnete Portionsgrößen

Nachteile

  • Relativ teuer: im Vergleich zum Einkauf im Supermarkt bezogen auf die Menge an Lebensmitteln
  • Lieferkosten: fallen in der Regel zusätzlich an
  • Wenig Einfluss: auf die Wahl von Lebensmitteln in Bio-Qualität und aus der Region
  • Weniger flexibel: aufgrund von Fristen bei der Bestellung (zum Beispiel kurzfristiger Mehrbedarf, Resteverwertung vom Vortag) und der Kochbox-Zusammensetzung (zum Beispiel Verwendung von Kräutern oder Zutaten aus dem eigenen Garten)
  • Festgelegte Portionsgrößen: nicht individuell anpassbar
  • Beschränkte Auswahl: an Gerichten
  • Transportwege: sorgen für CO2-Emissionen
  • Viel Verpackungsmüll: für Versand, Kühlhaltung und Verpackung rezeptgenauer, kleiner Zutatenmengen

Stand: September 2023

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