Gemüsechips in einer Schale

Gemüsechips: Keine gute Alternative

Beliebt und ungesund: das sind die Markenzeichen von Kartoffelchips. Sind Gemüsechips eine gute Alternative? Schließlich ist Gemüse gesund. Doch gilt dies auch für frittierte Gemüsescheiben?

Gemüse gilt als gesund: es ist prall gefüllt mit Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und weiteren gesundheitsfördernden Pflanzenstoffen. Für viele Erwachsene scheint der empfohlene Gemüseverzehr von 400 Gramm am Tag nicht machbar. Da kommen Gemüsechips, die es immer mehr im Handel zu kaufen gibt, gerade recht. Lässt sich damit bei der abendlichen Knabberei die Gemüsebilanz verbessern? Sind sie gesünder als die kalorienreichen Kartoffelchips?

Welches Gemüse ist in der Chipstüte?

Der Blick auf die Zutatenliste gibt Informationen darüber, aus welchen Gemüsesorten die frittierten Gemüsescheiben gemacht sind. Meist sind es Mischungen aus Wurzelgemüsen wie Pastinake, Rote Bete, Karotte und Süßkartoffeln.

Verbraucher lässt sich von „Gemüse“ fehlleiten

Mancher Verbraucher glaubt, mit den Gemüsechips eine gesunde Knabberei zu sich zu nehmen. Dies liegt nicht nur an dem Wort „Gemüse“, sondern auch an der Verpackung, die meist grünlastiger aussieht und keine kräftigen Rot- und Gelbtöne aufweist wie bei Kartoffelchips. Zudem wird das Gemüse auf der Verpackung eher im frischen Zustand abgebildet. Dieser Frischezustand gaukelt dem Verbraucher vor, ein naturbelassenes Produkt zu kaufen und kein verarbeitetes.

Die Hersteller der Gemüsechips werben selbst nicht mit konkreten Gesundheitsversprechen auf ihren Verpackungen.

Gemüsechips enthalten viel Fett, Zucker und Salz

Stiftung Warentest hat verschiedene Gemüsechips-Mischungen untersucht. Neben einem hohen Gehalt an Fett, Salz, Zucker und Kalorien wurden bei den Chips auch Schadstoffe festgestellt.

Nachfolgend die Ergebnisse im Einzelnen:

  • Ungünstig: viel Kalorien
    Gemüsechips sind nicht kalorienärmer als Kartoffelchips, denn im Durchschnitt liefern die untersuchten Gemüsechips mit 523 Kalorien pro 100 Gramm ähnlich viel Energie wie Kartoffelchips.
     
  • Ungünstig: viel Fett
    In Gemüsechips ist Fett reichlich enthalten, im Durchschnitt sogar noch mehr als in Kartoffelchips. So bestehen Kartoffelchips zu einem Drittel (32,8 Prozent) aus Fett, während die Gemüsevariante 37,4 Prozent enthält.
    Die Frittierweise hat Einfluss auf den Fettgehalt. Wird das Gemüse unter Vakuum frittiert und nicht in siedendem Öl bei bis zu 160 Grad Celsius, sind die Gemüsescheiben weniger fettig. Zudem werden bei der Vakuumherstellung der natürliche Gemüsegeschmack sowie das Aussehen mehr erhalten.
     
  • Ungünstig: viel Salz
    Im Durchschnitt enthalten Gemüsechips mit einem Salzgehalt von 1,0 Gramm pro 100 Gramm etwas weniger Salz als Kartoffelchips (1,4 Gramm pro 100 Gramm). Zu beachten ist jedoch, dass die Spanne bei den Gemüsechips sehr groß ist, da sie von 0,7 bis 1,5 Gramm pro 100 Gramm reicht.
     
  • Ungünstig: viel Zucker – günstig: nur natürlicher Zucker, kein Zuckerzusatz
    Kartoffelchips enthalten weniger als 1 Prozent Zucker. Ganz anders sieht es bei den Gemüsechips aus, denn sie bestehen zu 25 Prozent aus Zucker. Dieser ist aber nicht zugesetzt, sondern natürlicher Bestandteil von Gemüse. Möhren, Rote Bete oder Süßkartoffeln sind von Natur aus zuckerreicher als Kartoffeln.
     
  • Günstig: viele Ballaststoffe
    Gemüse ist reich an Ballaststoffen, die wichtig für eine gute Verdauung sind. Da 100 Gramm Gemüsechips im Durchschnitt 13,9 Gramm Ballaststoffe liefern, enthalten sie damit etwa dreimal so viel dieser verdauungsfreundlichen Stoffe als Kartoffelchips.

    Mit der üblichen Portionsgröße von 60 Gramm Gemüsechips nimmt man schon ein Drittel des täglichen Bedarfs an Ballaststoffen zu sich.
     

Frittieren entscheidet über Acrylamidgehalt

Beim Erhitzen von kohlenhydratreichen Lebensmitteln, also auch beim Frittieren, bildet sich der Schadstoff Acrylamid, der krebserregend und erbgutschädigend ist. Für Kartoffelchips gibt es einen EU-Richtwert für Acrylamid, der derzeit bei 1000 Mikrogramm pro Kilo Chips liegt. Tatsächlich sind aber in Kartoffelchips im Durchschnitt weniger als 500 Milligramm pro Kilo zu finden.
Für Gemüsechips gibt es aktuell noch keinen Richtwert. Die Untersuchungen von Stiftung Warentest haben ergeben, dass manche Gemüsechips mit 400 Milligramm pro Kilogramm weniger Acrylamid enthalten als Kartoffelchips. Es gibt aber auch welche, die weit mehr als 1000 Mikrogramm pro Kilo Gemüsechips aufweisen.

Nitrat in Gemüsechips

Vorsicht ist bei Gemüsechips aus Rote Bete geboten, da diese stark nitratbelastet sein können. Nitrat ist selbst zwar unbedenklich. Es ist jedoch eine Vorstufe von Nitrit, aus dem wiederum das krebserregende Nitrosamin entstehen kann. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Nitrataufnahme möglichst gering zu halten. Bei einem der untersuchten Produkte wurde ein hoher Nitratgehalt festgestellt, der dann die Bewertung „mangelhaft“ zur Folge hatte.

Gemüsechips selbstgemacht

Gemüsechips lassen sich auch leicht selbst herstellen. So kann man auch selbst entscheiden, wie viel Fett und Salz sie enthalten. Je nach persönlichem Geschmack können dazu Rote Bete, Pastinaken, Süßkartoffeln, Karotten oder Zucchini verwendet werden. Auch Wirsing oder Grünkohl eignet sich dafür.

Für die Herstellung der Chips ist das Gemüse - je nach Vorliebe mit oder ohne Schale –in dünne Scheiben zu schneiden, Grünkohl oder Wirsing werden in Chipsgröße gerupft. Anschließend die Gemüseteile mit Öl, Salz und sonstigen Gewürzen (zum Beispiel Curry) vermengen und dann im Backofen trocknen. Dabei die Ofentür gelegentlich öffnen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.

Rezepte zur Herstellung von Gemüsechips sind zahlreich im Internet zu finden.

Fazit: Gemüsechips sind keine gesündere Snackvariante, dafür teurer

Der große Vorteil von Gemüse, dass es kalorienarm und gleichzeitig reich an wertvollen Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen ist, geht bei der Herstellung von Gemüsechips verloren. Denn auch der Gehalt an hitzeempfindlichen Vitaminen nimmt durch das Frittieren ab.

Gemüsechips punkten gegenüber Kartoffelchips mit ihrem hohen Ballaststoffgehalt, der jedoch teuer erkauft ist. Denn Gemüsechips sind häufig doppelt so teuer wie Kartoffelchips. Dem Verbraucher fällt dies beim Kauf jedoch nicht gleich auf, da die enthaltene Menge in einer Packung oft geringer ist als bei Kartoffelchips.

Auch wenn Gemüsechips aufgrund ihres Gehaltes an Kalorien, Fett, Zucker und Salz nicht besser zu bewerten sind als Kartoffelchips, so sind sie dennoch eine geschmackliche Variante.

Stand: Mai 2019

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