Was versteht man unter stark verarbeiteten Lebensmitteln?
Bei stark verarbeiteten Nahrungsmitteln handelt es sich um industriell hergestellte und verpackte Lebensmittel und Getränke, die vielen Verarbeitungsschritten unterzogen wurden. Zusätzlich enthalten sie in der Regel weitere, insbesondere energiereiche Zutaten wie Zucker oder Fette und Öle und Zusatzstoffe wie Aromen, Konservierungsstoffe oder Farbstoffe. Der Anteil an essentiellen Inhaltsstoffen, also Nahrungsbestandteilen, die der menschliche Körper zwingend benötigt, da er diese selbst nicht herstellen kann, ist bei stark verarbeiteten Lebensmitteln oftmals gering.
Beispiele für stark verarbeitete Lebensmittel sind:
- Süßigkeiten
- Chips
- Backwaren
- Softdrinks
- Fertiggerichte
- Instantsuppen
- Wurstwaren
- Pflanzliche Fleischalternativen
Welche Rolle spielen stark verarbeitete Lebensmittel in unserer Ernährung?
Stark verarbeitete Nahrungsmittel machen einen großen Anteil der verzehrten Lebensmittel in westlichen Nationen aus. Auf der Basis einer deutschlandweiten Verzehrsstudie wurde errechnet, dass Anfang der 2000er Jahre in Deutschland etwa die Hälfte der gesamten täglich zugeführten Energie von Erwachsenen aus stark verarbeiteten Lebensmitteln stammte.
Dass stark verarbeitete Lebensmittel so oft auf unseren Tellern landen, liegt mit Sicherheit daran, dass sie äußerst bequem und praktisch sind. Meist sind sie bereits verzehrfertig oder müssen nur zusammengerührt, kurz gekocht oder in den Backofen geschoben werden. Im Alltag bieten sie die Möglichkeit, stressfrei und in Windeseile Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Zudem sind sie oft preiswerter als frisch Zubereitetes. Durch hohe Zucker-, Salz- und Fettgehalte sind sie für die meisten Gaumen außerdem schmackhaft.
Wie wirkt sich der Verzehr stark verarbeiteter Lebensmittel auf die Gesundheit aus?
Erwachsene, die viele stark verarbeitete Lebensmittel konsumieren, haben wahrscheinlich ein höheres Risiko für Übergewicht, Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das hat eine aktuelle Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) und des Max Rubner-Instituts (MRI) ergeben.
Die nachteiligen gesundheitlichen Auswirkungen von Fertignahrung werden meist auf deren geringeren Nährwert zurückgeführt. Denn eine Ernährung mit einem hohen Anteil an stark verarbeiteten Lebensmitteln enthält meist viel Zucker, Salz und Fett, insbesondere gesättigte Fettsäuren, und gleichzeitig wenig Ballaststoffe , Proteine und Mikronährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe.
Der hohe Verarbeitungsgrad der Lebensmittel kann die Bildung von Acrylamid begünstigen, beispielsweise bei Kartoffelchips und Keksen. Acrylamid entsteht bei der Zubereitung kohlenhydratreicher Lebensmittel unter hohen Temperaturen beim Braten, Backen oder Rösten und wird als wahrscheinlich krebserregend eingestuft.
Außerdem ist es möglich, dass mit der Zeit Schadstoffe aus der Verpackung auf die Lebensmittel übergehen. Zwar gibt es hierfür einzuhaltende Grenzwerte, die VerbraucherzentraleÖffnet sich in einem neuen Fenster rät allerdings zu einem kritischen Einkauf bei verpackten Lebensmitteln.
Hinzu kommt, dass eine hohe Aufnahme von Zusatzstoffen wie Emulgatoren und künstlichen Süßstoffen Entzündungen im Körper begünstigen soll. Das Darmmikrobiom spielt dabei möglicherweise eine wichtige Rolle, denn die Ernährung hat Einfluss auf die Zusammensetzung und Aktivität der Bakteriengemeinschaft im Darm. Ein hoher Konsum von stark verarbeiteten Produkten steht im Verdacht, auf diese Weise das Immunsystem zu stören und dadurch chronische Entzündungen und damit verbundene Gesundheitsstörungen im Körper zu fördern.
Frische Lebensmittel sind die bessere Wahl
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) empfiehlt, den Verzehr von stark verarbeiteten Lebensmitteln zu begrenzen. Es gilt: Je weniger verarbeitet, und umso frischer und natürlicher ein Lebensmittel ist, desto gesünder ist es für den Körper.
Im stressigen Alltag ganz auf Fertignahrung zu verzichten ist schwierig und muss auch nicht unbedingt sein.
- Bevorzugen Sie Fertiggerichte mit einem hohen Gemüseanteil
- Achten Sie im Zutatenverzeichnis auf die Menge an Zusatzstoffen: Weniger ist mehr
- Achten Sie in der Nährwerttabelle auf einen geringen Zucker-, Fett- und Salzgehalt
- Kombinieren Sie in Mahlzeiten stark verarbeitete mit frischen Lebensmitteln
Beim Einkauf bietet das Etikett also einen Anhaltspunkt dafür, ob es sich bei einem Produkt um ein stark verarbeitetes Lebensmittel handelt oder nicht. Produkte mit langen Zutatenlisten, vielen Zusatzstoffen und Nährwerttabellen mit hohen Gehalten an Salz, Fett und Zucker gehören - wenn überhaupt - nur selten in den Einkaufswagen. Die Basis einer gesunden Ernährung besteht aus ungesüßten Getränken und möglichst unverarbeiteten pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Samen, Getreiden und Kartoffeln sowie einer geringen Menge an Ölen und Fetten. Tierische Lebensmittel, wie Milch und Milchprodukte sowie Fleisch, Wurst, Fisch und Eier, ergänzen in kleinen Portionen den Speiseplan. (zer)
Stand: September 2024