Es geht um die Sirtuine
Die Sirtfood-Diät ist von zwei amerikanischen Ernährungswissenschaftlern entwickelt worden – Glen Matten und Aidan Goggings. Das Prinzip dieser Diätform ist die Aufnahme ausgewählter pflanzlicher Lebensmittel, die reich an sekundären Pflanzenstoffen sind, bei gleichzeitig eingeschränkter Kalorienzufuhr.
Auf diese Weise sollen die Sirtuine im Körper aktiviert werden. Dabei handelt es sich um Enzyme, die den Stoffwechsel anheizen und so die Fettverbrennung und den Muskelaufbau in Gang setzen sollen. Den kleinen Proteinen werden noch viele andere äußerst positive Effekte auf die Gesundheit nachgesagt. Sie sollen das Immunsystem stärken, den Körper von Krankheiten oder Entzündungen schützen, Stress abbauen und den Alterungsprozess verlangsamen.
Gegenstand der Forschung
Seit einigen Jahren wird an der Sitfood-Diät geforscht – vor allem in Hinblick auf ein mögliches Anti-Aging-Konzept. Sirtuine wirken sich dabei tatsächlich positiv auf den Stoffwechsel und Alterungsprozesse aus. Bisher wurden sieben Sirtuine von Wissenschaftlern entdeckt, die die Bezeichnungen „Sirt1“ bis „Sirt 2“ tragen. Hungerphasen, Nahrungspausen, ein niedriger Insulinspiegel und daraus folgendem zellulärer Stress aktivieren die Enzyme, um Reparatur- und Zellschutzmaßnahmen einzuleiten. Dabei kommt es auch zu der wünschenswerten Zellerneuerung. Studien zeigen zudem, dass sekundäre Pflanzenstoffe ebenfalls in der Lage sind, die Sirtuine in Gang zu setzen. Aber: Die Forschung ist hierzu noch lange nicht abgeschlossen.
Lebensmittel mit reichlich sekundären Pflanzenstoffen: Die Sirtfoods
Obst- und Gemüsesorten, die reich an sekundären Pflanzenstoffen sind, stehen bevorzugt auf dem Speiseplan der Sirtfood-Diät. Hierzu zählen zum Beispiel:
- Beim Obst: Äpfel, Himbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Aprikosen, Kirschen, Datteln, Pflaumen, Trauben oder Zitrusfrüchte wie Grapefruit
- Beim Gemüse: Knoblauch, Grünes Blattgemüse (zum Beispiel Grünkohl oder Blattspinat), Brokkoli, Chicorée, Tomaten oder Zwiebeln
- Bei den Kräutern: Petersilie, Liebstöckel
- Bei den Gewürzen: Kurkuma, Chili, Zimt
- Bei den Nüssen: Cashewkerne, Walnüsse
- Olivenöl, Soja, grüner Tee, Kaffee, Kakao, Zartbitterschokolade (ab 85 Prozent Kakaogehalt, Rotwein, Garnelen, Buchweizen, Kapern
Die drei Phasen der Sirtfood-Diät
Laut den amerikanischen Entwicklern der Diät ist das angestrebte Ziel, die Ernährung langfristig umzustellen und die Diät nicht nur über einen gewissen Zeitraum anzuwenden. Die Sirtfood-Diät läuft in drei Phasen ab, die den Einstieg erleichtern sollen.
Phase 1: Zunächst wird die Diät mit einer sogenannten Entgiftungsphase begonnen, in der täglich 1000 Kilokalorien zugeführt werden sollen. Diese Phase dauert drei Tage an. Auf dem Speiseplan stehen an diesen Tagen drei Säfte auf Basis des Sirtfoods sowie eine zusätzliche Sirtfood-Hauptmahlzeit, die sich lediglich aus Lebensmitteln aus der „erlaubten“ Liste zusammensetzt.
Phase 2: In der zweiten Phase dürfen täglich 1500 Kilokalorien aufgenommen werden. Auch hier sollen zwei Sirtfood-Säfte getrunken sowie zwei Hauptmahlzeiten verzehrt werden, die zwar sirtfoodreich sind, aber ab dieser Phase mit anderen Lebensmitteln kombiniert werden können, etwa andere Obst- und Gemüsesorten, normale, eiweißreiche Lebensmittel, wie Fisch, Eier oder Geflügel. Diese Phase der Sirtfood-Diät dauert so lange an, bis das Wunschgewicht erreicht ist.
Phase 3: In der letzten Phase dürfen 1800 Kilokalorien zugeführt werden. Diese Phase soll die Ernährungsumstellung nachhaltig festigen und dabei helfen, nicht wieder in alte Essgewohnheiten zu verfallen. Einige Ratgeber für diese Ernährungsform sehen in dieser Phase auch keine Kalorienrestriktion mehr vor, solange das Gewicht gehalten wird.
Über den gesamten Diätzeitraum steht zudem regelmäßige Bewegung und Sport auf dem Programm.
Wie sind die Erfolgsaussichten bei der Sirtfood-Diät?
Positiv zu bewerten ist bei der Sirtfood-Diät, dass viele Lebensmittelgruppen eingeschlossen werden. Nur in der ersten Phase, ist die Lebensmittelauswahl etwas begrenzter. Bereits nach drei Tagen, in Stufe Zwei, können neben den Lebensmitteln, die reich an sekundären Pflanzenstoffen sind, auch wieder weitere Lebensmittel dem Speiseplan zugeführt werden.
Zudem führt eine Ernährung mit dem Schwerpunkt auf sekundären Pflanzenstoffen fast automatisch zu einer ausreichenden Zufuhr von Obst und Gemüse. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für eine gesunde Ernährung täglich 5 Portionen Obst und GemüseÖffnet sich in einem neuen Fenster zu verzehren. Außerdem kann die Sirtfood-Diät dabei helfen, weniger tierische, zuckerreiche oder verarbeitete Produkte zu verzehren.
Allerdings ist der schnelle Gesichtsverlust bei der Anwendung der Diät eher auf das hohe Kaloriendefizit zurückzuführen, als auf die durch die richtige Lebensmittelauswahl, aktivierten Sirtuine. Ebenso steht der Muskelaufbau im Zusammenhang mit der vermehrten Bewegung und dem regelmäßigen Sport. Dass sich die Sirtuine durch die Zufuhr spezieller Lebensmittel ankurbeln lassen und dies dann eine Gewichtsreduktion mit Muskelaufbau zur Folge hat, ist übrigens wissenschaftlich gar nicht belegt. Schließlich sind Alterungsprozesse und Zellerneuerung von vielen Faktoren abhängig. Die Sirtuine machen hier nur einen kleinen Teil aus.
Fest steht aber: Wird diese Ernährungsform mit ihrem hohen Kaloriendefizit über mehrere Wochen praktiziert, verlangsamt sich der Stoffwechsel und der Körper schaltet auf Sparflamme. Dadurch ist während der Diät der Energiebedarf geringer. Sobald wieder „normal“ gegessen wird oder alte Ernährungsmuster aufgenommen werden, steigt das Gewicht wieder. Der Grund dafür ist, dass der Körper auf einmal mehr Energie bekommt, als er benötigt – der Jojo-Effekt setzt ein.
Auch stehen bei der Sirtfood-Diät Rotwein und Zartbitterschokolade auf dem Plan. In Maßen und kleinen Mengen können diese Lebensmittel ab und an verzehrt werden, von einem regelmäßigen Konsum und größeren Mengen ist aber unbedingt abzuraten.
Fazit
Wer lediglich ein paar Kilos vom Winterspeck loswerden möchte, kann sein Glück mit der Sirtfood-Diät versuchen. Als langfristige Ernährungsform ist von ihr aber eher abzuraten. Die Kalorienzufuhr ist auf die Dauer zu gering und daher kaum durchhaltbar. Eine ausgewogene, kalorienreduzierte Ernährung mit geringem Anteil an einfachen Kohlenhydraten und gesättigten Fettsäuren sowie einem hohen Anteil an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten - kombiniert mit ausreichend Bewegung - kann auch zu einer Gewichtsreduzierung führen – sogar langfristig. Zwar purzeln hier die Pfunde nicht in Rekordzeit, dafür kann sich der Körper besser an die reduzierte Kalorienzufuhr anpassen, der Jojo-Effekt bleibt aus und die Lebensfreude auch auf die Dauer erhalten.(Sie)
Stand: März 2022