Diabetes mellitus – eine Typfrage
Der Diabetes mellitus - umgangssprachlich ist auch von der Zuckerkrankheit die Rede - ist eine Stoffwechselerkrankung, die in Typ I und Typ II unterschieden wird. Der Diabetes Typ I tritt in der Regel bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Ursache für die Erkrankung ist eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse, deren Zellen für die Produktion von Insulin verantwortlich sind. Etwa fünf bis zehn Prozent der Menschen in Deutschland sind von dieser Form des Diabetes betroffen. Menschen mit Diabetes Typ I müssen ihrem Körper meist von Anfang an und oftmals lebenslang Insulin zuführen, zum Beispiel über Insulinspritzen oder –pumpen, um den Blutzuckerspiegel zu regulieren.
Deutlich häufiger sind Menschen, bei denen ein Diabetes diagnostiziert wird, vom Typ II betroffen. Diese Form des Diabetes tritt in der Regel in der zweiten Lebenshälfte auf, doch auch immer häufiger erkranken bereits Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ II. Beim Diabetes Typ II werden die Zellen des Körpers für Insulin resistent, in der Folge steigt der Blutzuckerspiegel an. Da insbesondere beim Diabetes Typ II die Ernährung, ausreichend Bewegung und ein gesundes Gewicht einen wichtigen Beitrag zur Behandlung leisten kann, wird im Folgenden auf diesen Typ Diabetes eingegangen.
Insulin und der Energietransport
Wenn der Körper die Nahrung verdaut, werden die Nahrungsbestandteile zu einfachen, leicht verdaubaren Bausteinen zerkleinert. Zugeführte Kohlenhydrate werden dabei zu Glucose, also kleinen Zucker-Bausteinen abgebaut, die der Körper über das Blut weiter transportieren kann. Auf diese Weise kann die mit der Nahrung zugeführte Energie im Körper verteilt und alle Organe gut versorgt werden. Nach einer Mahlzeit steigt daher der Zuckerspiegel im Blut an. Darauf reagiert der Körper, indem er das Hormon Insulin aus der Bauchspeicheldrüse abgibt. Dieses sorgt dafür, dass der Zucker in die Organe wie beispielsweise die Muskeln aufgenommen wird.
Wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch wird
Beim Diabetes Typ II werden die Körperzellen für das Insulin resistent, das bedeutet, es wird zwar weiter ausreichend Insulin vom Körper ausgeschüttet, der Zucker wird aber weniger gut in die Organe transportiert, sodass der Zuckerspiegel im Blut ansteigt. Eine Überproduktion an Insulin durch die Bauchspeicheldrüse kann eine Zeit lang kompensieren, dass die Zellen resistenter werden. Irgendwann kommt es jedoch zur Erschöpfung der insulinproduzierenden Zellen.
Die Diagnosestellung eines Diabetes mellitus Typ II erfolgt durch einen Arzt, der eine Blutzuckermessung durchführt. Zur Diagnose kommt es, wenn der Blutzucker im nüchternen Zustand wiederholt über 126 mg/dL liegt. Werden Werte gemessen, die zwar unter 126 mg/dL aber wiederholt über dem Normalwert von kleiner/gleich 99 mg/dL liegen, spricht man von einem Prä- bzw. Früh-Diabetes.
Ein zu hoher Blutzuckerspiegel ist langfristig verknüpft mit einem erhöhten Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten wie unter anderem Durchblutungsstörungen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Schädigungen der kleineren Gefäße in den Augen können zu Sehbeeinträchtigungen führen und auch Nieren und Nerven können durch einen zu hohen Blutzuckerspiegel Schaden nehmen.
Der Diabetes hat viele Gesichter
Oft wissen Erkrankte lange Zeit nichts von ihrem Diabetes Typ II, da sich dieser über Monate und Jahre symptomlos entwickeln kann. Ist der Blutzucker jedoch über Jahre zu hoch, können Beschwerden wie Schwindel und Übelkeit, Müdigkeit und Energielosigkeit zu Tage treten. Auch ein verstärktes Durstgefühl und ein vermehrtes Wasserlassen können Anzeichen einer Diabeteserkrankung sein.
Nicht immer tritt der Diabetes als Erkrankung alleine auf. Liegen bestimmte Erkrankungen wie Übergewicht, Bluthochdruck, Fett- und Zuckerstoffwechselstörungen gemeinsam vor, spricht man vom metabolischen Syndrom. Zu seiner Entstehung können insbesondere körperliche Inaktivität, Nikotingenuss und Alkoholkonsum sowie Stress beitragen, weshalb auch vom sogenannten Wohlstandssyndrom die Rede ist. Neben genetischen Faktoren können insbesondere Übergewicht, wenig körperliche Aktivität, Rauchen, ballaststoffarme, fett- und zuckerreiche Ernährung und bestimmte Medikamente, die den Zucker-Stoffwechsel verschlechtern, die Entwicklung eines Diabetes Typ II begünstigen. Die Therapie dieser Erkrankungen ist ebenfalls ein wichtiger Schritt, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.
Die Umstellung der Ernährung und eine Veränderung des Lebensstils können sowohl bei bereits erhöhten Blutzuckerspiegeln, dem Prädiabetes, als auch bei beginnender Diabeteserkrankung helfen, dem Diabetes entgegen zu wirken. Auch Menschen mit einem erhöhten Risiko, an Diabetes zu erkranken, können von diesen Maßnahmen profitieren und die Erkrankung um einige Jahre verschieben.
Die 10 Regeln der DGE
Eine ausgewogene, vollwertige und an den Kalorienbedarf angepasste Ernährung sowie ein aktiver Lebensstil mit ausreichend Bewegung können helfen, den Verlauf des Diabetes Typ II positiv zu beeinflussen. Eine wissenschaftliche fundierte und alltagsnahe Orientierung geben die zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE):
- Lebensmittelvielfalt genießen
Abwechslungsreich essen und überwiegend pflanzliche Lebensmittel auswählen
- Gemüse und Obst – nimm „5 am Tag“
Mindestens drei Portionen Gemüse, darunter auch Hülsenfrüchte, und zwei Portionen Obst am Tag verzehren
- Vollkorn wählen
Bei Nudeln, Reis, Brot oder Mehl häufiger zur Vollkornvariante greifen
- Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen
Täglich Milch- und Milchprodukte essen, jeweils einmal die Woche Fisch und Fleisch
- Gesundheitsförderliche Fette nutzen
Pflanzliche Öle und Streichfette bevorzugen und verarbeitete Lebensmittel wie Wurst, Süßwaren und Fertigprodukte vermeiden
(siehe Beitrag hier im Verbraucherfenster: Öl ist nicht gleich Öl - Worauf es bei der Wahl eines Speiseöls ankommt)Öffnet sich in einem neuen Fenster
- Zucker und Salz einsparen
Stattdessen mit frischen Kräutern würzen und verarbeitete Lebensmittel reduzieren
- Am besten Wasser trinken
1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee am Tag trinken und Alkohol meiden
- Schonend zubereiten
Lebensmittel nur so lange garen wie nötig, mit wenig Wasser und wenig Fett
- Achtsam essen und genießen
Mahlzeiten mit Zeit und in Ruhe genießen
- Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
Körperlich aktiv bleiben, regelmäßig Sport treiben und auf ein gesundes Gewicht achten
Bei der Ernährungsumstellung sollte niemand alleine sein. Qualifizierte Ernährungsberatungen können bei der Umstellung der Ernährungsgewohnheiten unterstützen und den Prozess mit Informationen und Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl begleiten. Betroffene finden Adressen für eine qualifizierte Ernährungsberatung unter anderem in der DGE-InfothekÖffnet sich in einem neuen Fenster.
Wichtig ist, dass die Ernährung und körperliche Aktivität präventiv und auch begleitend eine sehr wichtige Rolle bei der Behandlung eines Diabetes spielen. Gleichzeitig kann sie im Bedarfsfall keine Medikation oder andere Therapieformen ersetzen, weshalb in jedem Fall stets ärztlicher Rat eingeholt werden sollte. Viele Menschen mit Diabetes sind irgendwann darauf angewiesen, Medikamente einzunehmen, um den Zuckerspiegel im Blut im Normalbereich zu halten. In der Regel erfolgt dabei eine Therapie mit Tabletten, mit Insulin beispielsweise über Insulinspritzen oder beide Therapieformen werden kombiniert. Zur Behandlung gehört auch, täglich den eigenen Blutzuckerwert zu messen. Eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung können bei der Behandlung eines Diabetes einen wichtigen Beitrag leisten. (Kup)
Stand: September 2021