Smartphone mit Wörterbüchern

Können Übersetzungs-Apps bei der Verständigung im Ausland helfen?

Klingt vielversprechend: Eine kleine App auf dem Handy, die im Restaurant auf Mallorca die spanische Speisekarte übersetzt oder womit der Vermieter des Ferienhauses an der französischen Atlantikküste gefragt werden kann, ob im Mietpreis auch Fahrräder enthalten sind. Was können die aktuell verfügbaren Übersetzungs-Apps tatsächlich?

Viele Apps, viel Spielerei aber nicht alles kostenlos

In den App-Stores gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Übersetzungs-Apps, allerdings sind nicht alle kostenlos. Bei manchen digitalen Fremdsprachenassistenten können Gebühren auf den Nutzer hinzukommen. Hier ist es sinnvoll zu überlegen, was man tatsächlich braucht. Ist eine Offline-Funktion nötig, da andernfalls auf Reisen Roaminggebühren anfallen?  Braucht man wirklich eine Live-Übersetzung in Gesprächen oder eine Übersetzung mittels Texterkennung über die Kamera? Oder tut es manchmal nicht auch ein einfaches Wörterbuch?

You say hello and I say Hi

Der Übersetzer Say Hi ist für Android und iOS kostenlos in den App Stores erhältlich und kann es mit 90 verschiedenen Sprachen aufnehmen. Neben einer Texteingabe besteht bei der App die Möglichkeit die zu übersetzenden Wörter und Sätze über das Mikrofon einzusprechen. Leider kann die App aber nicht offline verwendet werden, was aufgrund möglicher Roaming-Gebühren außerhalb der EU schnell teuer werden kann. Außerdem hat die App keine Rechtschreibprüfung. Der Sitz des Unternehmens ist die USA, folglich ist auch die Datenschutzerklärung nicht auf Deutsch, sondern in Englisch. Kritisch, so die Stiftung Warentest (05/2020), ist das Datensendeverhalten der App, wenn sie für Android-Betriebssysteme genutzt wird. Denn dann sendet die App auch Daten mit, die nicht unbedingt nötig für die Übersetzung von Wörtern und Sätzen sind.

Google-Übersetzer

Von Google gibt es eine App für Übersetzungen in bis zu 103 Sprachen, die auf Smartphones mit Android- und iOS-Betriebssystem läuft. Die Bedienung der App erinnert an den Google-Übersetzer am PC und ist für die meisten Nutzer daher bekannt. Die App ist kostenlos und bietet neben der Texteingabe auch eine Sprachfunktion an.

Vorteile: Viele Funktionen sind ohne Internetverbindung verwendbar. Es gibt die Möglichkeit einen Text mittels Kamera abzufotografieren und über eine Texterkennung in 29 verschiedene Sprachen übersetzen zu lassen. Außerdem hat der Google-Übersetzer eine Live-Funktion, mit der eine Konversation in Echtzeit für beide Gesprächsteilnehmer übersetzt werden kann.

Nachteile: Stiftung Warentest kritisiert die Datenschutzerklärung zur App. Diese ist aufgrund des amerikanischen Firmensitzes auf Englisch, recht lang und für den Nutzer schwer verständlich, da sie sich über die App hinaus auf noch weitere Google-Anwendungen bezieht.

Auch Microsoft hilft bei der Verständigung

Den Übersetzungshelfer von Microsoft gibt es kostenlos für Android- und iOS-Betriebssysteme in den App Stores und er kann auch im Offline-Modus verwendet werden. Er beherrscht 60 Sprachen und neben der Texteingabe sind bei Microsoft eine Spracheingabe und Kamerafunktion mit Texterkennung möglich. Der Microsoft-Übersetzer kommt mit einer Live-Funktion für Übersetzungen von Konversationen in Echtzeit. Eine Rechtschreibprüfung fehlt allerdings. Stiftung Warentest kritisierte zudem die intransparente und lange Datenschutzerklärung.

Pons – vom Nachschlagewerk aufs Smartphone

Pons kennen die meisten sicherlich noch als Nachschlagewerk aus dem Englisch- oder Französischunterricht. Nun gibt es ihn auch in einer handlicheren App fürs Handy. In der kostenlosen Version greift die App auf das Vokabular des Nachschlagewerks - insgesamt 36 Sprachen - zurück. Neben der klassischen Texteingabe besteht die Möglichkeit, Texte abzufotografieren und über die Texterkennung übersetzen zu lassen sowie eine Spracheingabe über das Mikrofon.

Wer allerdings die Verwendung im Offline-Modus wünscht, der muss einzelne Wörterbücher kostenpflichtig herunterladen. Pro Sprache und Monat kostet dies 2,99 Euro.

An der Datenschutzerklärung gibt es wenig auszusetzen, so Stiftung Warentest. Der Sitz des Unternehmens ist in Deutschland. Datenhungrig ist die Apps dennoch. So erfragt sie zum Beispiel den Standort des Nutzers. Bei der Gratisversion im iOS-Betriebssystem kommuniziert sie überdies mit Facebook.

Pons gibt es für Android- sowie iOS-Betriebssysteme in den jeweiligen App Stores.

iTranslate hat sogar ein Phrasen- und Vokabelheft

Eine weitere Übersetzungs-App für Android- und iOS-Betriebssysteme ist iTranslate. Die App kann bis zu 60 Sprachen übersetzen. Zwar kann man auch diese App für einen kostenlosen Gebrauch herunterladen, bekommt dann aber nur die Übersetzungsfunktion mittels Texteingabe und die Möglichkeit ein Vokabelbuch für die wichtigsten Wörter und Phrasen in bestimmten Kontexten zu verwenden.

Für die Texterkennung über die Kamera, die Live-Übersetzung oder die Nutzung ohne Internetzugang ist ein Abonnementabschluss nötig, der im Monat 4,99 Euro oder pro Jahr 39,99 Euro kostet. Vorab ist die App für eine Probewoche im vollen Umfang nutzbar.

Das Unternehmen hat seinen Sitz in Österreich und die Datenschutzerklärung ist nur auf Englisch verfügbar. Stiftung Warentest weist darauf hin, dass auch hier die App viele Daten zieht, die nicht unbedingt für die Übersetzung nötig wären. Zudem kommuniziert die iOS-App mit Facebook und gibt gesammelte Daten dorthin weiter.

Übersetzungsqualität allerdings nur mittelmäßig

Wenn es nach der Übersetzungsqualität der Apps geht, so ist diese generell eher als mittelmäßig einzustufen. Laut den Untersuchungen von Stiftung Warentest schnitten die meisten getesteten Apps in dieser Test-Kategorie mit „befriedigend“ bis „ausreichend“ ab. Die App von Pons überzeugte hier am ehesten. Allerdings: Eine mittelmäßige Übersetzung ist immer noch besser als gar keine und bei einzelne Wörtern und kurzen Sätzen können alle Apps weiterhelfen. Bei komplexeren Sätzen oder Redewendungen wird es oft schwierig und fehlerhaft.

Für die Spracherkennung ist es gut, wenn der Nutzer bereits Grundkenntnisse in der jeweiligen Sprache hat. Ist die Sprache dem Anwender völlig fremd, kann es durch die 1:1 Wortübersetzung schnell mal zu Kauderwelsch in der Kommunikation kommen.

DeepL ist lernfähig, doch noch nicht als App verfügbar

Wer nicht unbedingt eine mobile Übersetzungshilfe braucht, dem könnte auch die Website und das PC-Programm von DeepL beim Dolmetschen von Texten weiterhelfen. Der Sitz des Unternehmens ist in Köln und die Datenschutzbestimmungen weisen keine größeren Mängel auf. Nachteil: Ohne Internet ist der Service nicht nutzbar! Auch gibt es noch keine Spracherkennung oder Texterkennung via Kamera. Die Übersetzungen von DeepL sind sehr gut und oftmals fehlerfrei. Im Vergleich zu anderen Übersetzern gibt die Website auch grammatikalisch bessere Sätze wieder.

Waygo für asiatische Schriftzeichen

Für Reisen nach Asien gibt es eigene Übersetzungshilfen, so zum Beispiel die App „Waygo“, die chinesische, japanische und koreanische Schriftzeichen ins Englische überführen kann. (Sie)

Stand: Juli 2020

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