Als Grundstückseigentümer, in vielen Fällen auch als Mieter (sofern es im Mietvertrag oder der Hausordnung festgelegt ist) ist man für die Verkehrssicherungspflicht zuständig und für das Räumen und Streuen verantwortlich. Straßenmeistereien verwenden zum Streuen Salz, für die private Gehwegräumung muss in den meisten Gemeinden auf anderes Streugut zurückgegriffen werden. Ob Anwohner mit Streusalz arbeiten dürfen, steht in den jeweiligen kommunalen Satzungen – eine bundeseinheitliche Regelung hierfür gibt es nicht.
Richtig räumen und streuen
- Grundsätzlich gilt: Erst räumen, dann streuen! Gerade abstumpfende Streumittel sind auf einer geschlossenen Schneedecke wirkungslos.
- Nur so viel wie nötig, und so wenig wie möglich streuen.
- Salz ist in den meisten Gemeinden für Gehwege ganz verboten und darf nur bei Eisregen oder Glatteis an Treppen und abschüssigen Wegen benutzt werden.
- Wenn der Schnee wieder weg ist, müssen die Streumittel wieder von den Wegen weggeräumt werden.
Welche Streumaterialien gibt es?
Streusalz
Einfaches Streusalz besteht zu über 90 Prozent aus Kochsalz plus natürlichen Begleitstoffen wie Tone oder andere Salze. Die Salzlösung auf dem Eis hat einen viel tieferen Gefrierpunkt als reines Wasser und deshalb schmilzt das Eis. Gleichzeitig wird das erneute Frieren des Schmelzwassers verhindert.
Aber Salz, besonders das darin enthaltene Chlorid, hat viele Nachteile. Das Salz schädigt Bäume und Pflanzen, greift Oberflächen von Gebäuden und Fahrzeugen an und kann Böden und Gewässer belasten. Auch Tiere sind beeinträchtigt, bei Hunden kann es zum Beispiel für entzündete Pfoten sorgen. Das Salz gelangt mit dem Schmelzwasser ins Grundwasser und erhöht die Salzfracht im Trinkwasser.
Warum darf auf Straßen Streusalz verwendet werden und auf Gehwegen nicht?
- Nur der Einsatz von Salz kann auf vielbefahrenen Straßen die Verkehrssicherheit erhöhen. Split wird rasch beiseite geschleudert, deshalb können nur wenig befahrene Straßen damit abgestreut werden.
- Dank moderner Streufahrzeuge und Feuchtsalzen kann heute viel effektiver gesalzen werden. Das Feuchtsalz besteht aus Natrium-, Calcium- oder Magnesiumchloriden. Es haftet besser auf der Straße, dadurch wird weniger Salz benötigt und die negativen Auswirkungen verringert.
- Wenn Gehwege gesalzen werden, haben viel mehr Pflanzen intensiven Salzkontakt als beim Salzen der Straßen. Viele Gehwegsentwässerungen landen direkt in Grünflächen oder in Gärten.
- Splitt auf der Straße kann die Kanalisation verstopfen.
- Abstumpfende Mittel wie Splitt müssen nach dem Winter von der Straße genommen werden und entweder für eine Wiederverwendung aufwändig gereinigt oder auf einer Deponie entsorgt werden.
- Splitt kann zudem schädlich für Fahrzeuge sein: Die Laufleistung von Winterreifen ist durch die scharfkantigen Granulate reduziert und es gibt Lackschäden durch den Aufprall des Streuguts auf die Karosserie.
Alternative Auftausalze, BIO-Streusalze
Diese Salze werden gern mit dem Siegel der Umweltverträglichkeit beworben. Aber häufig sind es stickstoffhaltige Verbindungen (Ammoniumsalze, Harnstoff), die als Düngemittel wirken. Dies ist gerade im Winter extrem schädlich und im Wasser kommt es zu einer Nährstoffanreicherung.
Formiate, Acetate
Diese Salze der Ameisensäure beziehungsweise Essigsäure sind im Vergleich zu Chloridsalzen in der Herstellung energieaufwändiger und teurer und werden bisher vorwiegend auf Flugplätzen eingesetzt.
Beim Kauf von umweltfreundlichen Produkten sollte auf die Auszeichnung mit dem Umweltzeichen „Der blaue Engel“ geachtet werden.
Abstumpfende Mittel
Sand und Kalkstein
Zu den umweltschonenden Streusalz-Alternativen zählen Sand und Kalkstein, denn diese wirken abstumpfend. Sie bringen das Eis zwar nicht zum Schmelzen, erhöhen aber die Griffigkeit auf dem Boden und verhindern damit ein Ausrutschen.
Um Sand oder Kalksteingranulat aufzubringen, sollte zunächst der Schnee mit einem Schneeschieber beiseite geräumt werden. Anschließend kann man das Material großzügig auf den Boden aufbringen, denn in diesem Fall gilt: Viel hilft viel. Dafür kann alles nach der Nutzung aber auch ohne Probleme zusammengekehrt und wiederverwendet werden. Grober Mauersand ist außerdem eine recht preiswerte Alternative.
Lavagranulat
Ähnlich wie Sand und Kalkstein wirkt auch Lavagranulat abstumpfend, sodass das Naturprodukt durch eine sofortige Rutschhemmung überzeugen kann. Im Gegensatz zu Streusalz ist Lavagranulat frostbeständig und löst sich nicht auf. Das Granulat ist quarzfrei und hat keine zu scharfen Kanten.
Die poröse Struktur sorgt außerdem dafür, dass Schmelzwasser aufgenommen wird. Ein weiterer Vorteil: Angrenzende Pflanzen erleiden durch den Einsatz dieses Streumittels keinen Schaden. Reste des Granulats können nach dem Winter in den Beeten entsorgt werden.
Blähtongranulat
Ein ideales Streumittel sind Blähtongranulat oder gebrochene Blähton-Kugeln. Man sollte aber darauf achten, keine runden Blähtonkugeln zu verwenden, da man auf diesen leicht ins Rutschen kommen kann (auch ohne Glätte!). Das Material ist viel leichter, als Sand oder Splitt. 50 Liter wiegen etwa 25 Kilogramm, reichen aber für 2000 Quadratmeter. Reste können in den Beeten entsorgt werden. Ein Nachteil ist allerdings der relativ hohe Preis.
Holzspäne
Holzspäne haben keine abtauende Wirkung, sorgen aber für Griffigkeit, indem sie sich mit Schnee und Eis verzahnen. Ist der Schnee wieder weg, kann man die Holzspäne zusammenkehren und auf dem Kompost entsorgen. Bei den holzigen Stücken ist allerdings auch Vorsicht geboten, sie können sehr rutschig werden, wenn sie sich mit Feuchtigkeit vollsaugen.
Asche
Die beim Heizen mit einem Kamin entstandene Asche wird einfach nach dem Abkühlen herausgenommen und über die Gehwege gestreut. Die Wirkung ist allerdings nur auf gut gekehrten Flächen ordentlich. Asche kann leicht verweht werden, deshalb kommt es zu einer erhöhten Staubbelastung. Wenn sich die Asche mit Feuchtigkeit verbindet, setzt sie sich an den Schuhsohlen fest und wird in die Wohnung getragen. Das Streuen mit Asche ist zwar eine kostenlose, aber wenig effektive Methode. In vielen Orten innerhalb Deutschlands ist es mittlerweile sogar strengstens verboten, Gehwege mit Asche zu bearbeiten.
Kies und grober Splitt
Pflastersplitt und Betonrecycling-Splitt sind nicht uneingeschränkt empfehlenswert. Sie können umweltschädliche Rückstände wie Arsen, Blei oder Quecksilber enthalten, sind schwer, oft sehr scharfkantig und wenig materialschonend. Zudem kostet die Herstellung und die Entsorgung von Splitt viel Energie, was nicht mit einer nachhaltigen Ökobilanz einhergeht. Beim Kauf sollten Produkte mit der Auszeichnung „Der blaue Engel“ bevorzugt werden.
Beim Einsatz von Kies sollte darauf geachtet werden, dass die Korngröße nicht zu groß ist, da dann die Rutschgefahr nach dem Abtauen des Schnees stark erhöht ist.
Kies, Splitt und Sand sind Materialien, die nach der Winterzeit oft lange liegen bleiben und damit genau das Gegenteil bewirken. Um die Ausrutschgefahr für Fußgänger und Radfahrer gering zu halten, sollte das Streugut zeitnah wieder entfernt werden.
Verfasser: DHB-Netzwerk Haushalt, Landesverband Hessen e.V.
Stand: Dezember 2022