Ein Glas mit Deckel in dem eine aus Kastaniensud hergestellte Waschlauge enthalten ist. Man sieht im Glas noch kleingeschnittene Kastanien. Im Vordergrund liegt eine Kastanien mit Schale. Im Hintergrund sieht man zusammengefaltete, weiße Handtücher liegen.

Wäsche waschen mit Rosskastanien

Ein umweltfreundliches und kostengünstiges Waschmittel, das aus Rohstoffen hergestellt wird, die direkt vor der eigenen Haustür liegen – das wäre doch eine tolle Sache!

Einfach mal ausprobiert!

„Probieren geht über Studieren“, sagt der Volksmund zu Recht. Wir wollen unsere Leserschaft in loser Folge an unseren Erfahrungen teilhaben lassen. Unser Redaktionsteam schildert eigene Eindrücke aus dem Verbraucheralltag hier ganz persönlich und ohne Filter. Für diese Folge hat unsere Autorin Esther Zerback das Waschen mit Kastanien getestet.

Sie ist Ernährungswissenschaftlerin und interessiert sich für nachhaltige Themen. Im Hessischen Verbraucherschutzministerium ist sie für Lebensmittelwertschätzung zuständig und weiß unsere Umwelt wertzuschätzen.

Kastanien als Waschmittel

Ich habe meine Wäsche bisher nur mit ökologischem Waschpulver oder Flüssigwaschmittel aus dem nächsten Drogeriemarkt gewaschen. Als ich vor Kurzem gehört habe, dass man auch aus den hübschen braunen Kastanien Waschmittel selbst herstellen kann, war für mich schnell klar, dass ich das ausprobieren möchte.

Wie kann das funktionieren?

Aus den Früchten der bei uns heimischen Rosskastanie lässt sich Waschmittel herstellen, da sie viele sogenannte Saponine enthalten. Saponine kommen natürlicherweise in bestimmten Pflanzenarten vor und zählen zu den waschaktiven Substanzen. Sie setzen die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten herab, sodass Textilfasern vollständig mit Wasser benetzt werden. Schüttelt man Saponine mit Wasser, entsteht ein seifenartiger Schaum, durch den die Wäsche gesäubert wird.

Wie wird Waschmittel aus Kastanien hergestellt?

Zunächst einmal müssen die Kastanien gesammelt werden. Für eine Ladung Wäsche benötigt man fünf bis acht Kastanien. Die Früchte eines einzigen Kastanienbaums im nächstgelegenen Park reichen also locker für einen Monat saubere Wäsche aus. Nach dem Sammeln sollten die Kastanien von Schmutz befreit und absolut trocken gelagert werden. Dazu kann man sie zum Beispiel für einige Tage auf Zeitungspapier auslegen. Dabei sollten sich die Kastanien am besten nicht berühren.

Ansetzen des Kastanien-Suds

Die getrockneten Kastanien werden mit einem Messer geviertelt und mit 300 ml warmem Wasser in ein Gefäß gegeben (zum Beispiel ein Messbecher oder ein Schraubglas). Möchte man helle Wäsche mit dem Kastanien-Waschmittel waschen, sollten die Kastanien vor dem Zerkleinern noch geschält werden, da es ansonsten zu unerwünschten Verfärbungen der Wäsche kommen kann. Bei Buntwäsche ist dieser Schritt nicht unbedingt erforderlich. Beim Schneiden der Kastanien sollte man grundsätzlich vorsichtig sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass getrocknete Kastanien sehr hart sein können und man sich daher leicht verletzen kann. Übrigens: Je kleiner die Kastanienstücke geschnitten werden, desto mehr Saponine lösen sich aus den Kastanien und desto höher wird die Waschkraft des Kastanien-Suds am Ende. Es lohnt sich also, beim Schneiden etwas Zeit zu investieren.

Die Kastanien-Wasser-Mischung sollte für mindestens acht Stunden ziehen, sodass sich ein richtiger Kastanien-Sud bilden kann. Ich habe den Sud einfach über Nacht ziehen lassen.

Anschließend muss dieser noch durch ein Sieb gegeben werden, um die Kastanienstücke herauszufiltern. Dann kann das Kastanien-Waschmittel wie gewohnt in die Waschmaschine gegeben und der Waschgang gestartet werden. Wenn man nicht sofort eine Wäsche anstellen möchte, kann der Kastanien-Sud maximal ein bis zwei Tage im Kühlschrank gelagert werden.

Herstellen von haltbarem Kastanien-Waschmittel

Wer nicht nur im Herbst, sondern das ganze Jahr über seine Wäsche mit Kastanien-Waschmittel reinigen möchte, kann eine größere Menge Kastanien sammeln und diese zu Pulver verarbeiten. Auch hierfür müssen die Kastanien zunächst mit einem Messer zerkleinert werden. Anschließend zermahlt man die Stücke in einem dafür geeigneten Mixer zu Kastanienmehl. Das Mehl muss daraufhin ausgiebig trocknen und kann dann in Gläser abgefüllt werden. Wenn das Kastanienpulver zum Einsatz kommen soll, entnimmt man einen gehäuften Esslöffel des Mehls und setzt diesen mit 300 ml Wasser zu einem Kastanien-Sud an. Dieser wird entweder über Nacht ziehen gelassen oder kurz aufgekocht und kann dann in die Waschmaschine gegeben werden.

Waschergebnis

Im Rahmen meines Waschversuchs habe ich eine Ladung normal verschmutzte Buntwäsche mit dem selbst gemachten Waschmittel aus frischen Kastanien gewaschen. Meine Wäsche wies leichte Verschmutzungen und wenige leichte Flecken auf. Ich bin mit dem Waschergebnis des Kastanien-Waschmittels zufrieden gewesen, da meine Kleidungsstücke nach dem Waschen keine Flecken mehr hatten und neutral rochen. Ich muss allerdings zugeben, dass ich den typischen Duft von frisch gewaschener Wäsche etwas vermisst habe. Wer auf diesen frischen Duft nicht verzichten möchte, kann einfach ein paar Tropfen ätherisches Öl zum Kastanien-Sud zugeben, womit die mit Kastanien-Waschmittel gewaschene Wäsche sehr angenehm duften kann. So kann der Wäscheduft sogar noch ganz nach der momentanen Laune variiert werden.

 Fazit

Ich finde es toll, dass man aus Kastanien ein umweltfreundliches und verpackungsfreies Waschmittel herstellen kann, das gleichzeitig auch noch kostenlos ist. In meinem Waschversuch hat das Kastanien-Waschmittel seinen Zweck erfüllt und die Wäsche gereinigt. Zudem soll Kastanien-Waschmittel auch farbschonend sein und für Allergiker eine gute Alternative zu herkömmlichem Waschmittel darstellen.

Man sollte allerdings auch wissen, dass Kastanien-Waschmittel bei hartnäckigen Flecken an seine Grenzen kommt. Hier empfiehlt es sich, die Flecken vor dem Waschen mit Gallseife vorzubehandeln. Dass mit Kastanien-Waschmittel gewaschener Wäsche der „Frischeduft“ fehlt, ist für mich ein kleiner Minuspunkt. Außerdem soll weiße Wäsche beim dauerhaften Einsatz des Kastanien-Waschmittels einen Grauschleier bekommen. Der für mich gewichtigste Nachteil des Kastanien-Waschmittels ist allerdings die Zeit, die für die Herstellung des Waschmittels aufgewendet werden muss und die damit einhergehende eingeschränkte Flexibilität beim Waschen. Durch die Zubereitung des Waschmittels muss jeder Waschgang geplant werden, was mir persönlich in meinem Alltag zu aufwendig ist.

Ich kann mir vorstellen, das Kastanien-Waschmittel in Zukunft ab und zu im Herbst zu nutzen, eine dauerhafte Alternative zu herkömmlichem Waschmittel ist es für mich aufgrund des Aufwands aber nicht. Trotzdem würde ich jeder und jedem empfehlen, das Waschen mit Kastanien-Waschmittel einmal auszuprobieren, um sich ein eigenes Bild davon machen zu können!

Stand: November 2023

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