Ich teile jetzt mein Auto
In Deutschland teilen sich immer mehr Leute ein Auto – entweder privat unter Freunden und Nachbarn oder aber über einen der 228 Carsharing-Anbieter. Bereits in über 740 Städten und Gemeinden können sich Interessierte ein Auto teilen. Kein Wunder, dass die Anzahl der Menschen, die solche Carsharing-Angebote hierzulande nutzen mittlerweile auf etwa 2,9 Millionen angestiegen ist.
Carsharing über einen Anbieter: So funktioniert´s!
Bei den Leihautos ist der jeweilige Carsharing-Anbieter auch der Halter der Fahrzeuge. Um sich ein Auto teilen zu können, müssen sich die Kunden vorab bei den Dienstleistern auf der Internetseite mit Angabe von persönlichen Daten und Nachweis von Personalausweis und Führerschein anmelden. In der Regel verlangen die Anbieter eine einmalige Anmeldegebühr in Höhe von zehn bis 30 Euro. Praktisch: Manche Unternehmen verrechnen diese Gebühr direkt als Fahrtguthaben.
Dann können Kunden die Autos über die Internetseite, eine Smartphone-App oder eine Telefonzentrale rund um die Uhr buchen. Je nach Anbieter gibt es dann unterschiedliche Möglichkeiten, das Leihauto zu bekommen.
Stationsbasiertes Carsharing: Abholung und Rückgabe an festgelegten Plätzen
Bei manchen Anbietern können die Autos an festen Parkplätzen abgeholt werden. Zu diesen muss das Auto hinterher auch wieder zurückgebracht werden. One-way-Fahrten sind daher mit diesen Leihautos nicht möglich. Dafür können die Autos sowohl recht spontan ausgeliehen, als auch über mehrere Wochen im Voraus bereits reserviert werden. Allerdings: Start- und Endzeitpunkt der Fahrt müssen meist vor Fahrtbeginn festgelegt werden.
Free-Floating: Orte dein Auto
Andere Anbieter ermöglichen den Kunden die Autos nach der Nutzung überall im Stadtgebiet wieder abzustellen. Folglich können die Wagen auch an flexiblen Standorten ausgeliehen werden – eben dort, wo der letzte Kunde das Fahrzeug geparkt hat. Um herauszufinden, wo das nächste Carsharing-Auto steht, können die Kunden dieses mittels der Smartphone-App orten und direkt buchen. Nachteil bei dieser Carsharing-Variante: Die Autos können nicht im Vorfeld reserviert werden und eignen sich daher besser für spontane Fahrten. Außerdem gibt es keinen Verlass darauf, dass eines der Autos gerade in der Nähe abgestellt wurde.
Wie kommt man an die Schlüssel?
Für Kunden gibt es dann zwei Wege, um an den Autoschlüssel zu kommen: Entweder hält man die Mitgliedskarte des jeweiligen Carsharing-Anbieters, die als Universalschlüssel funktioniert, vor ein Lesegerät an der Frontscheibe des PKWs oder man kann über die App das Smartphone als virtuellen Schlüssel nutzen. Der eigentliche Autoschlüssel zum Starten des PKWs befindet sich dann meist im Handschuhfach. Manche Anbieter ermöglichen über die Mitgliedskarte das Auto zu starten. Hier ist ein klassischer Autoschlüssel nicht mehr nötig. Bei stationsbasiertem Carsharing gibt es häufig auch fest montierte Tresore, die die Schlüssel enthalten.
Ob Kleinwagen, Kombi oder Transporter: Carsharing bietet unterschiedliche Fahrzeugmodelle
Die meisten Carsharing-Anbieter halten unterschiedliche Fahrzeuggrößen für ihre Kunden bereit. So kann je nach Dienstleister zwischen Klein-, Mittelklassewagen, Kombis, Transportern oder sogar Limousinen und Cabrios gewählt werden. Mittlerweile gehören bei den größeren Carsharing-Unternehmen auch Elektroautos zur Flotte.
Einzelne Stunden oder eine Urlaubsfahrt
Im Prinzip ist neben der Ausleihe für einige Stunden auch ein Wochenendausflug oder eine Urlaubsfahrt mit den Autos der Carsharing-Anbieter möglich. Viele Betreiber gewähren sogar Rabatte bei längeren Fahrten. Hier macht es Sinn, sich rechtzeitig ein Auto bei einem stationsbasiertem Carsharing zu reservieren, besonders dann, wenn ein bestimmter Autotyp nötig ist. Allerdings: Bei einigen Anbietern gibt es zeitliche Begrenzungen auf bestimmte Fahrzeuge. Hier sollte man sich bei der Urlaubsplanung vorher informieren. Auch sollten die Kosten gut durchgerechnet werden. Eventuell kann ein Mietauto oder eine Bahnreise günstiger sein.
Was kostet der Spaß?
Die Preise variieren von Anbieter zu Anbieter. In der Regel zahlt der Kunde einen monatlichen Beitrag, Stunden- oder Tagessätze für die Nutzung eines PKWs und Kilometerkosten. Letztere variieren von Fahrzeugtyp und Ausleihdauer.
Zudem sind stationsbasierte Carsharing-Anbieter günstiger. Hier liegt der Preis zum Beispiel für eine Stunde Kleinwagen fahren in der Stadt zwischen 4 und 8 Euro. Beim Free-floating-Carsharing kostet die gleiche Fahrt mehr als doppelt so viel (circa 17 bis 20 Euro).
Wer zahlt die Tankfüllung?
Bei den meisten Carsharing-Anbietern muss sich der Kunde um das Tanken keine Sorgen machen. Erst wenn die Tankanzeige unter 25 Prozent liegt oder während der Fahrt darunterfällt, wird der Kunde angehalten, an die Tankstelle zu fahren. Bezahlt wird die Tankfüllung dann bargeldlos mit einer Tankkarte. Da in der Carsharing-Leihgebühr die Kraftstoffkosten bereits mit einberechnet sind, muss der Kunde selbst keine weiteren Kosten übernehmen.
Vor Fahrtantritt können Kunden einiger Anbieter mittels App den Stand der Tankanzeige einsehen und im Zweifel auf ein vollgetanktes Auto ausweichen.
Schramme im Kotflügel, aufgebrochene Autotür oder Strafzettel – und nun?
Hat es gekracht, sollte umgehend der Anbieter informiert werden. Meist gibt es für solche Fälle eine Hotline. Außerdem sollte die Polizei gerufen werden. Die Autos beim Carsharing sind in der Regel beim Anbieter vollkasko- und haftpflichtversichert. Kommt es also zu einem Schaden, springt die Versicherung ein – allerdings gibt es für die Kunden meist noch eine Selbstbeteiligung. Informieren Sie sich am besten hierüber beim jeweiligen Anbieter.
Damit Ihnen Vorschäden an den Autos nicht angelastet werden können, sollten Sie vor Fahrtantritt immer den Wagen noch einmal inspizieren: Sind etwaige Mängel dem Anbieter bereits gemeldet und registriert? Wenn nicht, informieren Sie umgehend den Dienstleister.
Für Falschparken, zu schnelles Fahren oder andere Verkehrsvergehen kommt der Verursacher natürlich immer selbst auf.
Für wen lohnt sich das Carsharing?
Carsharing gibt es mittlerweile in vielen größeren Städten und es kann eine spannende und vor allem kostengünstigere Alternative für Personen darstellen, die nicht täglich auf ein Auto angewiesen sind. Laut Bundesverband Carsharing sparen die Kunden bis zu einer Fahrleistung von circa 10.000 Kilometern im Jahr (oder 800 Kilometer im Monat / 27 Kilometer am Tag) gegenüber einem privat angeschafften Neuwagen Geld ein. Schließlich gibt es beim Carsharing weder einen Werteverlust des Autos noch Werkstattkosten. Auch die Fixkosten sind weitaus geringer bei der Leihvariante. Allerdings: Stationsbasiertes Carsharing ist nochmal günstiger, als beim Free-Floating.
Wer häufiger unterschiedliche PKW-Größen benötigt, könnte ebenfalls Gefallen am Autoteilen finden. Schließlich bieten die Anbieter vom Kleinwagen über Transporter und Elektrofahrzeuge eine breite Fahrzeugpalette an.
Für Interessierte, die auf dem Land wohnen, ist derzeit das Carsharing, zumindest über kommerzielle Dienstleister, keine wirkliche Alternative, da die nächste Station meist zu weit weg ist. (Sie)
Stand: September 2021