Mann desinfiziert sich die Hände im Büro

Wie sinnvoll sind Handdesinfektionsmittel?

Grippe- und Erkältungsviren, Noroviren und Bakterien, nicht zu vergessen diverse Pilze - man möchte der Ansteckungsgefahr aus dem Weg gehen. Durch Handkontakt mit Personen, Haustieren oder Gegenständen können diese Mikroorganismen übertragen werden. Sind Handdesinfektionsmittel geeignet, das Erkrankungsrisiko zu minimieren? Oder reicht gründliches Händewaschen vollkommen aus?

Handdesinfektionsmittel in Form von Lotionen, Sprays, Gels und Tüchern gibt es zuhauf in Supermärkten, Drogerien und Apotheken zu kaufen. Billig sind diese Produkte nicht, aber offenbar bei den Deutschen beliebt: Einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge verwenden rund 42 Prozent der Befragten (35 Prozent der Männer und 48 Prozent der Frauen) regelmäßig oder in besonderen Situationen Händedesinfektionsmittel im Alltag. Doch ist der Gebrauch dieser Mittel tatsächlich notwendig oder zumindest sinnvoll, um sich vor Krankheitserregern zu schützen?

Desinfektionsmittel nur in Ausnahmen sinnvoll

Bis auf wenige medizinisch begründete Ausnahmen, wie beispielsweise die Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern wie Salmonellen oder Noroviren auf besonders empfindliche oder immungeschwächte Personen, sind Desinfektionsmittel weder notwendig noch sinnvoll. Das Experten-Urteil ist diesbezüglich recht eindeutig. Sowohl die BZgA als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind der Auffassung, dass der Gebrauch von Desinfektionsmitteln im privaten Haushalt und im Regelfall nicht nur überflüssig ist, sondern unter Umständen sogar schädlich sein kann.

Zum einen enthalten Desinfektionsmittel Stoffe, auf die empfindliche Personen allergisch reagieren können. Zum anderen können sie bei übermäßiger Dosierung sogar zu Vergiftungen oder Verätzungen führen. Zudem erhöhen diese Mittel das Risiko einer Resistenzbildung der Mikroorganismen gegen diese und andere Wirkstoffe. Das bedeutet, dass die Produkte nicht nur wirkungslos werden, sondern einige Mikroorganismen sogar gegen Antibiotika resistent werden können.

Gründliches Händewaschen schützt vor Ansteckung

Einfach, wirksam und kostengünstig ist hingegen regelmäßiges und gründliches Händewaschen. „Zum Schutz vor Infektionen ist es grundsätzlich ausreichend, die Grundregeln der Hygiene im Haushalt zu berücksichtigen und Reinigungs- und Waschmittel ohne biozide Wirkstoffe zu verwenden“, so das BfR. Zu diesen Grundregeln für Hygiene gehört das regelmäßige Waschen der Hände. Egal ob Erkältungs- und Grippeviren oder infektiöse Magen-Darm-Erkrankungen: „Bis zu 80 Prozent aller ansteckenden Krankheiten werden über die Hände übertragen“, teilt die BZgA mit. Händewaschen sei eine einfache und wirksame Maßnahme, die vor einer Ansteckung schützen könne.

Machen Sie doch immer und ist ja ganz einfach, denken Sie? Mitnichten, sagt die BZgA, denn richtiges – sprich sorgfältiges – Händewaschen dauert insgesamt mindestens eine Minute und erfordert ein bestimmtes Vorgehen. Man könnte es auch als „Wasch-Ritual“ bezeichnen, das es einzuüben gilt:

  1. Hände unter fließendes Wasser halten.
  2. Handflächen, Handrücken, Finger (auch die Zwischenräume) und Daumen gründlich einseifen; dabei Fingernägel nicht vergessen. Die Prozedur sollte etwa 20 bis 30 Sekunden lang durchgeführt werden. Flüssigseifen sind im Übrigen hygienischer als Seifenstücke.
  3. Anschließend die Hände mit fließendem Wasser gut abspülen. Fassen Sie in öffentlichen Toiletten den Wasserhahn beim Schließen nicht mit den Händen, sondern mit einem Einwegtuch an.
  4. Danach die Hände gut abtrocknen (mit Einwegtüchern oder - im privaten Bereich – mit einem persönlichen Handtuch).

Fazit

Handdesinfektionsmittel sind im privaten Bereich nur in Ausnahmefällen sinnvoll und notwendig. Folgt man den Experten, kann man sich die Ausgabe sparen. Stattdessen sollten regelmäßig und vor allem sorgfältig die Hände gewaschen werden. Diese einfache und kostengünstige Maßnahme reicht in aller Regel aus, um sich wirkungsvoll vor Infektionen durch Handkontakt zu schützen.

Stand: Dezember 2019

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