Tätowierer sticht einem Kunden ein Motiv

Tattoofarben können ins Lymphsystem wandern

Rund zehn Millionen Personen in Deutschland sind tätowiert. Einer repräsentativen Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) zufolge glauben fast 90 Prozent der Tattooträger, dass Tätowierungen gesundheitlich unbedenklich sind. Das ist ein Trugschluss: Pigmente von Tattoofarben können in das Lymphsystem wandern. Möglicherweise drohen noch weitere Gesundheitsgefahren.

Unterschätztes Risiko

Das BfR hat rund 1.000 Personen über 14 Jahre zur Risikowahrnehmung und zur Einstellung gegenüber Tätowierungen telefonisch befragen lassen. Ergebnis: Fast die Hälfte aller Befragten schätzt das Gesundheitsrisiko von Tattoos als insgesamt gering ein. Von den tätowierten Befragten sind sogar 87 Prozent dieser Meinung. Lediglich zwei Prozent dieser Personen glauben, dass von Tätowiermitteln sehr hohe Risiken ausgehen. Rund ein Dritter aller Befragten ist der Überzeugung, dass – ist das Tattoo einmal gestochen - die Tätowierfarben auch im Tattoo bleiben. Ein Trugschluss, wie Wissenschaftler herausgefunden haben.

Bunte Lymphknoten

Viele Tätowiermittel sind noch unerforscht. Inzwischen gibt es jedoch wissenschaftliche Belege dafür, dass Farbpigmente aus den Tattoos in das Lymphsystem wandern und sich dort dauerhaft ablagern können, wie das BfR mitteilte. Die Verteilung und Wirkung der Partikel im Körper von Tätowierten war Gegenstand eines internationalen Forschungsprojektes des BfR. Dabei wurde festgestellt, dass die Farbpigmente je nach chemischer Struktur toxisch sein können. So können die beispielsweise mit Metallen verunreinigten Pigmente gesundheitsgefährdend sein. Auch von Stoffwechselprodukten, die beim Transport der Pigmente durch Tätowierfarben über das Lymphsystem zu anderen Organen entstehen, gehen unter Umständen weitere Gesundheitsgefahren aus.

Zwar kann man sich unliebsam gewordene Tattoos mithilfe der Lasertechnik wieder entfernen lassen. Dass es dabei ebenfalls gesundheitliche Risiken gibt, halten immerhin 47 Prozent der Befragten Tattoo-Träger für möglich. Und das zu Recht: Gesundheitlich bedenkliche Substanzen können bei dieser Prozedur freigesetzt werden, da die Farbpartikel unter dem Laser in winzige Einzelteile gesprengt und über die Lymphbahnen im Körper verteilt werden. Zurzeit wird darüber geforscht, welche konkreten Gesundheitsgefahren von diesen Farbfragmenten ausgehen.

Tattoo-Fans sind „Wiederholungstäter“

Den Ergebnissen der BfR-Umfrage zufolge würden sich – allen Risiken zum Trotz – 54 Prozent aller Tattooträger erneut tätowieren lassen. Hingegen interessieren sich nur sieben Prozent der Nicht-Tätowierten für ein solches „Kunstwerk“ auf der eigenen Haut.

Müssen Tätowiermittel zugelassen sein?

Nein, Tätowiermittel müssen nicht zugelassen werden. Denn einzig die Hersteller sind für die Sicherheit beziehungsweise Unbedenklichkeit der Mittel verantwortlich. Da jedoch die Wirkung der Farbpigmente im Körper noch weitgehend unbekannt ist, reichen die bisher vorliegenden Daten für eine umfassende Risikobewertung laut BfR noch nicht aus. Die deutsche Tätowiermittelverordnung verbietet lediglich die Verwendung bekannter gesundheitsbedenklicher Stoffe. Besonders kritisch sollten Verbraucher gegenüber importierten Tätowierfarben sein. Bei diesen Mitteln ist nach Informationen des Hessischen Landeslabors die Kennzeichnung mangelhaft.

Stand: Februar 2019

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