Frau läuft über einen Barfusspfad im Wald

Barfußlaufen – Öfter mal unten ohne

Gerade die Sommermonate eignen sich prima, um die Füße mal aus dem engen Schuhwerk zu befreien und den ein oder anderen Barfußpfad zu laufen. Das sind nicht nur völlig neue Empfindungen, Barfußlaufen ist auch noch gut für Gelenke, Muskulatur und das Immunsystem.

Barfuß laufen ist gesund

Eigentlich machen wir es doch viel zu selten: Einfach mal die Schuhe ausziehen und mit nackten Füßen weiter spazieren. Wer nämlich immer nur mit Schuhen durchs Leben läuft, dem entgeht nicht nur das Gefühl von weichem Sand und kitzelnden Grashalmen zwischen den Zehen, sondern auch ein gesundheitlicher Mehrwert.

Muskeltraining

Besonders durch enge Schuhe oder Schuhe mit Absatz werden bestimmte Sehnen und Muskeln kaum noch beansprucht und bilden sich zurück. Barfußlaufen trainiert sämtliche Muskeln, Sehnen und Bänder. Ein gestärkter Fuß senkt das Verletzungsrisiko durch Umknicken, gibt dem Rücken mehr Halt und bringt Waden, Oberschenkel und Po in Form.

Bewusstes Laufen

Die Art und Weise sich auf den Füßen fortzubewegen verändert sich automatisch, sobald man von der dicken Schuh- auf die zarte Fußsohle wechselt. Um den Aufprall zu verringern, werden die Füße viel behutsamer voreinander gesetzt. So wird, statt der Ferse, der ganze Fuß aufgesetzt oder sogar auf dem Vorderfuß gelaufen. Besonders Letzteres dämpft dabei den Aufprall wie eine Feder ab und wirkt sich positiv auf den ganzen Bewegungsapparat aus.

Mit Schuhen setzen wir meist zuerst mit der Ferse auf und rollen dann über diese ab. Gesünder ist das nicht unbedingt. Trotz dem dämpfenden Material der Schuhe wird der Aufprall nicht vergleichbar abgefedert, sondern auf den Knochen unter der Ferse bis in die Hüfte weitergeleitet. Verletzungen des Knies, des Schienbeins oder der Achillessehne können die Folge sein.

Adé Fuß- und Nagelpilz

Fast jeder fünfte Deutsche ist von Nagel- und Fußpilz betroffen. Nicht selten sind ein zu enges Schuhwerk, das feuchte Milieu und der geringe Luftaustausch daran schuld. Also: Öfter mal die Füße befreien! Das Barfußlaufen regt die Durchblutung an und Fußschweiß kann schnell trocknen. Gut durchblutete und trockene Füße beugen Pilzbefall vor.

Feinsten Tastsinn gibt es auch an den Füßen

Mit ein bisschen Übung kommt beim Barfußlaufen auch das feine Gespür unterhalb der Fußsohle wieder zurück. Ähnlich wie mit unseren Händen, können wir auch mit unseren Füßen die feinen Sandkörnchen, zarten Grashalme und andere kleinste Unebenheiten wahrnehmen. Wer bewusst barfuß auf unterschiedlichen Untergründen läuft, kann den Tastsinn sogar gezielt schulen. Wie läuft es sich eigentlich auf Tannennadeln, und wie fühlt sich Moos oder Matsch am Fuß an? Hilfreich kann hierbei zum Beispiel ein Barfußpfad sein. Auch in Hessen Öffnet sich in einem neuen Fenstergibt es einige dieser Lehrpfade.

Kostenlose Fußmassage

Praktisch beim Barfußlaufen: Durch die vielen Unebenheiten, die man ohne Schuhe viel deutlicher spüren kann, erhält der Fuß eine gute Massage! Die Füße härten ab und bilden eine Fettschicht unter der oberen Hautschicht, die das Laufen von Mal zu Mal angenehmer macht. Fälschlicherweise wird in diesem Zusammenhang auch oft von Hornhaut gesprochen. Eine Hornhaut bildet sich allerdings, wenn der Fuß Reibung und Feuchtigkeit ausgesetzt ist.

Power für das Immunsystem

Kann man eine Erkältung aufgrund von nassen oder kalten Füßen beim Barfußlaufen bekommen? Ganz im Gegenteil! Wenn die Füße auf kühlem Untergrund laufen, regt dies die körpereigene Temperaturregulation an. Auf diesem Prinzip basieren auch die Kneipp-Anwendungen, wie etwa das Wassertreten, die das Immunsystem ankurbeln sollen.

Auch für Kinder empfehlenswert

Barfußlaufen ist bereits für Kinderfüße eine Wohltat, da die Fußmuskulatur gestärkt und die Zehenstellung reguliert wird. Orthopädische Fehlstellungen, wie Knick-, Senk- oder Plattfüße, können so frühzeitig vermieden werden.

Vom Schuhwerk auf die Ballen - Tipps zum Umgewöhnen

Wer bisher kaum aus seinen Schuhen herausgekommen ist, sollte auf jeden Fall langsam mit dem Barfußlaufen beginnen – zum Beispiel mit einer Stunde pro Tag. Andernfalls können Überlastungsschäden, wie Achillessehnen-Schmerzen oder Stressfrakturen in der Ferse, drohen. Schließlich ist das Barfußlaufen für einen ungeübten Fuß eine echte Herausforderung.

Um es den Füßen am Anfang ein wenig leichter zu machen, kann es helfen, vorerst auf weichem Untergrund zu laufen, etwa Sand oder Wiese. Auch die eigene Wohnung, Terrasse und der Garten bieten sich als Übungsfelder an. Barfußlaufen für Mutige: Im Büro kann man den Gang zur Kaffeemaschine barfuß erledigen oder in der Mittagspause eine Runde durch den Park schlendern – natürlich ohne Schuhe.

Scherben, spitze Steine und Gegenstände können zu Verletzungen führen, wenn man drauftritt. Diabetiker sollten besonders Acht geben, da sie ein gestörtes Schmerzempfinden aufweisen und Verletzungen an den Füßen eventuell nicht direkt merken. Hier kann ein Vorabgespräch mit dem behandelnden Arzt hilfreich sein.

Wie sinnvoll sind Barfußschuhe?

Um den Fuß vor Verletzungen zu schützen und den Alltag ohne einengendes Schuhwerk verbringen zu können, gibt es mittlerweile eine Reihe von Anbietern für Barfußschuhe. Die Auswahl reicht dabei von sportlich bis elegant. Das Besondere an diesen speziellen Schuhen ist die dünne, biegsame Sohle ohne Fußbett. So steht der Fuß auch in den Schuhen im direkten Kontakt mit dem Untergrund – eben so, als hätte man gar keine Schuhe an. Außerdem haben die Schuhe weder Dämpfung, Stützung noch Absätze. Das macht den Schuh zu einem echten Leichtgewicht: Barfußschuhe wiegen meist weniger als 350 Gramm.

Wer auf Barfußschuhe umsteigen möchte, sollte dies, ebenso wie das Laufen auf nackten Füßen, langsam beginnen, damit es auch hier nicht zu Überlastungen kommt.

Vor wirklich spitzen oder scharfkantigen Gegenständen schützen die Schuhe übrigens nicht.

Personen, die bereits eine Fußfehlstellung haben oder orthopädische Schuhe und spezielle Einlagen benötigen, sind die Barfußschuhe eher nicht zu empfehlen. Auch bei starkem Übergewicht ist von den Barfußschuhen abzuraten. Aufgrund der fehlenden Dämpfungseigenschaften kann es hier schneller zu Überlastungsbeschwerden kommen. Generell gilt: Bei Bedenken oder auch um mögliche Fußfehlstellungen abzuklären, ist ein Gespräch mit dem Orthopäden vor dem Umstieg auf Barfußschuhe sinnvoll. (Sie)

Stand: Juni 2020

Schlagworte zum Thema