Frau trägt Smartwatch amHandgelenk und schaut auf die erhobenen Daten. Blick ist dabei von oben über die Schulter der Frau.

10.000 Schritte dank Fitness-Tracker?

Den inneren Schweinehund bekämpfen und sportlich aktiv werden – können Smartwatches und Fitness-Armbänder dabei helfen?

Smartwatches messen sportliche Aktivität und Leistungen über den Tag. Je nach Ausstattung und Preis sind die Geräte in der Lage unterschiedlichste Messdaten zu erheben und Aktivitäten aufzuzeichnen. Zu jedem Armband und jeder Uhr gehört meist eine App fürs Smartphone, die die erhobenen Daten verwaltet, Trainingspläne erstellt oder mittels eines Weckers auf eine Bewegungspause hinweist und motivierende Nachrichten sendet.

Wie funktioniert das Tracking?

Bewegungssensoren, optische Sensoren, bioelektrische Sensoren und je nach Modell unterschiedliche GPS-Empfänger erheben die Aktivitäten. Bewegungssensoren sind mit typischen Bewegungsmustern beispielsweise beim Gehen hinterlegt. So können sie Schritte im Alltag zählen und besondere Belastungen wie das Treppensteigen festhalten.

Optische Sensoren dienen vor allem der Messung des Pulswertes. Zwei grüne LEDs auf der Unterseite der Uhr senden Licht auf die Haut. Der Blutdurchfluss, der vom Puls abhängig ist, reflektiert das Licht wieder zurück. Ein Sensor in der Uhr kann so zuverlässige Rückschlüsse auf die Pulsfrequenz möglich machen.

Bioelektrische Sensoren geben Aufschluss über das Körpergewicht, indem ein schwacher Strom durch den Körper geleitet und anschließend der Widerstand gemessen wird. Fett leitet den Strom schlechter durch, Wasser besser.

GPS ermöglicht eine Standortaufzeichnung, um daraus die Gesamtstrecke, die benötigte Zeit und die Geschwindigkeit zu ermitteln.

Wie genau sind die erhobenen Daten?

Tracking zurückgelegter Strecken

Nicht selten gibt es Fehler bei der Wiedergabe der Streckenlänge. Besonders bei Modellen, die nur auf Bewegungssensoren setzen, also die Strecken anhand der Schrittzahl bemessen und keine Satellitenortung haben, wird es bei Outdoor-Aktivitäten wie Joggen, Wandern oder Radfahren schwammig. GPS-lose Tracker brauchen daher oft das Smartphone in unmittelbarer Nähe, um über dessen GPS-Funktion ein verlässlicheres Tracking zu ermöglichen.

Unabhängig von der Ausstattung der Tracker können äußere Einflüsse wie eine starke Bewölkung, dichte Wälder oder hohe Gebäude die Standortermittlung via GPS beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass die GPS-Antenne nicht optimal in die Uhren und Armbänder verbaut und daher nicht zum Satelliten ausgerichtet ist. Auch der Nutzer selbst kann den Satellitenkontakt stören.

Pulsmessungen

Nicht nur die Streckenlängen, auch die Pulsmessungen können zu hoch oder zu niedrig sein – etwa wenn der Tracker zu locker am Handgelenk sitzt oder das Handgelenk beim Radfahren gebeugt wird. Letzteres führt dazu, dass das Gerät zu weit unten am Handgelenk misst. Die Anbieter stellen daher klar, dass die Pulsmessungen lediglich für den Freizeitbereich gedacht sind und nicht für medizinische Zwecke.

Schrittzähler

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt täglich 10.000 Schritte zu gehen um fit und gesund zu bleiben – die Tracker können hierbei hilfreiche Begleiter sein und über das bereits geleistete Pensum informieren. Anhand von Armschlenkern und Pulswerten sollen die jeweiligen Aktivitäten, zum Beispiel Spazieren gehen oder Joggen, erkannt werden. Jedoch kann es passieren, dass Bewegungsprozesse falsch interpretiert werden und Klatschen oder Zähneputzen als Schritte gezählt werden. Wer den Fitness-Tracker als Motivator versteht, um sich während der Mittagspause oder nach Feierabend mehr zu bewegen, kann dennoch von dem Schrittzähler profitieren und die ermittelten Schritte als Schätzwerte ansehen.

Akkulaufzeit abhängig von Funktionen

Abhängig davon, wie gut die digitalen Coaches ausgestattet sind, ist auch die Akkulaufzeit. Geräte mit vielen Sensoren und GPS-Funktion müssen häufiger ans Netz angeschlossen werden, als einfache Tracker – besonders dann, wenn das Gerät auch in der Nacht zur Aufzeichnung des Schlafs getragen wird.

Datenschutz zum Teil fragwürdig

Nutzer von Fitnesstrackern geben einen nicht gerade unwesentlichen Teil an persönlichen Daten wie GPS-Positionierung, Messungen von Körperfunktionen und je nach Funktionsvielfalt des Trackers auch Anrufe und Benachrichtigungen an die Geräte- und Apphersteller weiter. Theoretisch könnten so umfassende Gesundheitsprofile einzelner Personen erstellt werden. Viele Tracker-Anbieter erfüllen nicht mal die Vorgaben der Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union.

Daher sollte man sich vor der Verwendung der Geräte in den Datenschutzerklärungen nachlesen, welche Daten vom Hersteller erhoben, wie lange diese gespeichert und wofür sie genutzt werden.

Nicht jeder Tracker passt zu jedem Handy und zu jeder Sportart

Bei der Anschaffung eines Fitness-Trackers sollte unbedingt die Kompatibilität mit dem Smartphone überprüft werden. Nicht jede Geräte-App gibt es auch für jedes Smartphone. Hier ist das Betriebssystem (zum Beispiel Android oder iOS) entscheidend.

Wer mit seinem Fitness-Tracker schwimmen gehen möchte, sollte darauf achten, dass das Armband oder die Uhr wasserdicht sind. Wanderer oder Radfahrer sollten zudem auf einen Tracker mit GPS zurückgreifen, damit die erhobenen Daten die zurückgelegte Streckenlänge auch sinnvoll wiedergeben.

Wie sieht es mit der Motivation aus?

Die Fitnesstracker und Smartwatches können zu mehr Aktivität verhelfen, zumindest in den ersten Wochen nach der Anschaffung. Ob die Geräte es auch darüber hinaus zum digitalen Trainer schaffen, bleibt individuell unterschiedlich und ist abhängig davon, wie gut die Tracker dem Nutzer gefallen. Auch eine Uhr mit mehr Funktionen als nötig, kann eher störend sein, als förderlich.

In einer StudieÖffnet sich in einem neuen Fenster der TU Chemnitz und der Uni Lübeck befragten Forscher 159 ehemalige Nutzer, warum sie das Armband oder die Uhr nicht mehr nutzen. Ein Drittel der Befragten hatte das Gefühl, nur noch für die getrackten Daten zu trainieren. Andere Studienteilnehmer nannten als Grund, dass die Tracker ihre Freiheit einschränkten. Immerhin: Ein weiteres Drittel der Befragten gab an, sich aufgrund der früheren Tracker-Nutzung nun regelmäßiger und länger zu bewegen, sodass das Fitnessarmband nicht mehr als nötig erachtet wird.

Fazit

Bevor man ein Fitness-Armband kauft, sollte man sich ausreichend über die Möglichkeiten des Gerätes informieren und auch die Datenschutzbedingungen lesen. Damit man den digitalen Coach auch gerne am Handgelenk trägt, sollte einem das Gerät außerdem optisch gefallen, ansonsten landet es womöglich schnell in einer Schublade. (Sie)

Stand: Januar 2023

 

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