Arzneimittelpackung aufreißen, Tablette mit irgendeiner Flüssigkeit einnehmen, fertig – so einfach ist die Tabletteneinnahme nicht. Denn zwischen Arzneimitteln und manchen Lebensmitteln gibt es Wechselwirkungen, die die Wirksamkeit des Arzneimittels verändert. Auch wenn es lästig ist: Vor der Arzneimitteleinnahme ist die Packungsbeilage gründlich durchzulesen. Nur dann wissen Sie genau, wann das Medikament einzunehmen ist und ob das Medikament sich mit bestimmten Lebensmitteln verträgt.
Lebensmittelinhaltsstoffe verändern Arzneimittelwirkung
Inhaltsstoffe unserer Nahrung können die Wirkung von Arzneimitteln verändern. Je nach Arzneimittel kann die Wirkung vermindert, verstärkt, verkürzt oder verlängert werden. Um dies zu vermeiden, sind Tabletten so einzunehmen, wie es in der Packungsbeilage steht. Manche Arzneimittel sind zum Essen einzunehmen, manche auch davor oder danach. Es gibt aber auch Arzneimittel, bei deren Einnahme ein größerer Abstand zu bestimmten Lebensmitteln einzuhalten ist oder auf die gar verzichtet werden muss.
Grundsätzlich gilt:
- Vor der Einnahme eines Arzneimittels ist die Packungsbeilage zu lesen.
- Wer Fragen hat, kann auch den Arzt oder den Apotheker fragen.
Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln
Nachfolgend sind einige wichtige Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Lebensmitteln beschrieben:
Grapefruitsaft: Herzmittel, Blutdrucksenker
Grapefruits und der daraus hergestellte Saft vertragen sich nicht mit einigen Arzneimitteln, die die Blutfettwerte oder den Blutdruck senken. Auch bei der Einnahme von Herzmitteln (Betablocker) wird es gesundheitsgefährlich. Der Grund ist, dass die Grapefruit eine Substanz enthalten, die den Abbau von Arzneiwirkstoffen beeinträchtigt. Dadurch erhöht sich dann die Wirksamkeit des Medikaments, so dass die verabreichte Dosis viel zu hoch ist. Bei manchen Arzneimitteln reicht ein gewisser zeitlicher Abstand zur Nahrungsaufnahme aus. Anders beim Verzehr von Grapefruits. Hier reicht es nicht aus, wenn das Herzmittel nicht mit dem Grapefruitsaft eingenommen wird. Es zeigte sich, dass Grapefruitsaft auch dann einen Einfluss auf die Wirksamkeit von Medikamente hat, wenn der Saft Stunden vor der Einnahme des Arzneimittels getrunken wurde. Der für die Wechselwirkung verantwortliche Inhaltsstoff der Grapefruit kommt auch in anderen Zitrusfrüchten wie Limetten, Pampelmusen oder Bitterorangen vor und natürlich auch in daraus hergestellten Orangenmarmeladen oder Likören.
Milch: Antibiotika, Osteoporose-Mittel
Bei manchen Arzneimitteln gibt es Wechselwirkungen mit Calcium. Hierzu gehören Antibiotika und Osteoporose-Mittel. Lebensmittel mit reichlich Calcium sind Milch und Milchprodukte, aber auch manche Mineralwässer. Das Calcium bildet im Magen mit dem Arzneimittel schwerlösliche Verbindungen, die vom Körper schlechter aufgenommen werden und somit schwächer wirksam sind. Nicht bei allen Antibiotika besteht aber eine Wechselwirkung mit Calcium, sondern vor allem bei den Präparaten, die als Wirkstoff Doxycyclin, Ciprofloxacin oder Norfloxacin enthalten. Bei Penicillin scheint diese Wechselwirkung nicht zu bestehen. Deshalb ist das Lesen des Beipackzettels vor der Einnahme wichtig, um zu wissen, ob bei Einnahme des verschriebenen Antibiotikas Milch und Käse verzehrt werden können. Bei manchen Medikamenten reicht schon ein Schuss Milch im Kaffee aus, um die Wirksamkeit bestimmter Arzneistoffe zu beeinträchtigen.
Grünes Gemüse: Blutgerinnungsmittel
Spinat, Brokkoli oder Rosenkohl sind gesund. Sie enthalten auch Vitamin K, das für die Blutgerinnung notwendig ist. Bei einer Verletzung sorgt es dafür, dass die Blutung gestillt wird. Menschen, die zu einer Blutung neigen, nehmen Blutgerinnungshemmer ein. Der gerinnungshemmende Effekt von diesen Medikamenten wird durch die Zufuhr von Vitamin K abgeschwächt. Wird mit dem Essen also viel Vitamin K zugeführt, lässt die Wirkung von diesem Medikament nach.
Müsli, Brot: Schmerzmittel
Müsli und Brot sind gesunde Lebensmittel mit viel Kohlenhydrate. Sie sollten aber nicht zusammen mit Schmerzmitteln eingenommen werden, da sie dann deutlich schlechter wirken. Beispielsweise ist die Aufnahme von Paracetamol vom Körper bei Zufuhr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln verschlechtert.
Käse, Rotwein: Antidepressiva
Länger gelagerte eiweißhaltige Lebensmittel wie Rotwein, Käse, eingelegte Heringe oder Salami enthalten reichlich die Substanz Tyramin, die eine blutdrucksteigernde Wirkung hat. Diese Substanz wird normalerweise im Körper verstoffwechselt, wobei ein bestimmtes Enzym (Monoaminooxidase = MaO) eine zentrale Rolle spielt. Bei Einnahme von Antidepressiva (MAO-Hemmer) kann den Blut- und Hirndruck erhöhen. Um dies zu vermeiden, sind diese Medikamente mindestens zwei Stunden vor bzw. nach dem Essen oder Trinken einzunehmen.
Wein, Tee, Kaffee: Eisentabletten
Manche Getränke wie Wein, Kaffee, Grün- und Schwarztee enthalten Gerbstoffe, auch Tannine genannt. Diese binden das Spurenelement Eisen, so dass es im Körper nicht so gut vom Darm ins Blut aufgenommen werden kann. Wer Eisentabletten einnimmt, sollte mindestens zwei Stunden davor und danach keine gerbstoffhaltigen Getränke trinken.
Alkohol: Tabu bei Medikamenteneinnahme
Alkohol und Arzneimittel vertragen sich nicht! Alkohol kann die Wirksamkeit von Arzneimitteln beeinträchtigen oder aber auch verstärken. Der Grund hierfür ist, dass Alkohol wie auch Arzneimittelstoffe in der Leber abgebaut wird. Wer morgens Arzneimittel einnehmen muss, sollte daran auch beim Feiern am Abend davor denken. Nach einer feucht-fröhlichen Feier mit ein paar Gläsern Bier oder Wein kann nämlich noch genügend Alkohol im Blut am nächsten Morgen sein.
Arzneimittel am besten mit Leitungswasser einnehmen
Wer ein Medikament mit Flüssigkeit einnehmen soll macht dies am besten mit Leitungswasser. Das Wasser hilft dabei, dass der Wirkstoff schnell freigesetzt wird. Außerdem verhindert die Flüssigkeit, dass die Tablette oder Kapsel in der Speiseröhre kleben bleibt. Leitungswasser ist für die Einnahme von Arzneimitteln geeigneter als Mineralwasser. Der Grund ist, dass manche Mineralwässer zu viel Calcium enthalten. Dieses verbindet sich nämlich mit manchen Arzneistoffen zu schwer löslichen Verbindungen, so dass der Arzneimittelwirkstoff im Körper seine Wirkung nicht entfalten kann.
Stand: Januar 2020