Mehrere Hunde in einer Auslaufhaltung im Tierheim Gelnhausen zusammen mit der Tierheimleiterin Frau Corina Wink.

Passende Menschen für Hunde aller Couleur

Richtig gelesen: Beim Kauf eines Hundes aus dem Tierheim geht es darum, den passenden Menschen für die Bedürfnisse des jeweiligen Hundes zu finden und nicht andersherum.

Ein Hund aus dem Tierheim – für wen ist das was?

Neugierig, offen, gelassen und flexibel sollten Menschen sein, die ein Tier aus dem Tierheim kaufen möchten. Wenn der Hund zu Hause also nicht sofort der eigenen Erwartungshaltung entspricht, nicht gleich die Flinte ins Korn werfen, sondern schauen, was man tun kann, damit es am Ende für alle passt.

„Dafür ist es hilfreich, wenn sich die Menschen, die zu uns kommen, vorher genau überlegen, was sie für den Hund leisten können und was mit Blick auf die eigene Lebensgestaltung auf jeden Fall passen muss“, erklärt Corina Wink, Tierheimleiterin des Tierheims in Gelnhausen. Ein Hund, der mit ins Büro soll, muss zum Beispiel mit ganz anderen Lebensumständen gut zurechtkommen als ein Hund, der in eine Familie mit Kindern integriert wird.

Wer ein Tier aus dem Tierheim kauft, der unterstützt damit den Tierschutz.

Corina Wink Tierheimleiterin & Hundetrainerin
Tierheim Gelnhausen

Ob Anfänger oder nicht – das ist gar nicht entscheidend. Wichtig ist, ob man bereit ist, sich auf ein anderes soziales Lebewesen einzulassen. Gerade Menschen, die sich zum ersten Mal einen Hund anschaffen, sind besonders motiviert und werden oft in Tierheimen fündig.

Mit guter Beratung zur erfolgreichen Vermittlung

Welche Menschen am besten zu welchem Hund passen, finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Tierheimen im Vorfeld in Beratungsgesprächen heraus. Den Interessenten wird dabei auf den Zahn gefühlt. „Das meinen wir überhaupt nicht indiskret. Wir müssen uns aber ein Bild machen können“, berichtet Corina Wink.

Manchmal geht die Vermittlung sehr schnell und das passende Mensch-Hund-Match ist nach zwei Besuchen gefunden. Manchmal dauert es ein bisschen länger. Aber es lohnt sich, die Beratung und die Kennenlernphase im Tierheim ausführlich in Anspruch zu nehmen.

Zwei Welpen stehen auf den Hinterbeinen. Die Vorderbeine drücken sie gegen das Gitter des Zwingers.
Junge Welpen warten auf ihre neuen Besitzer.

Liebe auf den zweiten Blick

„Viele Käufer kommen hierher und erwarten, dass beim Anblick des ausgewählten Hundes ein magischer Funke überspringt. Das ist aber in der Regel nicht der Fall und viele Interessenten sind dann enttäuscht“, erzählt Corina Wink. „Wichtig ist, dass die Bedürfnisse zueinander passen. Man darf nicht vergessen: Die Hunde suchen im Tierheim immer den Blick ihrer Bezugsperson – und das sind noch nicht die neuen Besitzer. Das Band zwischen Menschen und Hund entwickelt sich dann im neuen Zuhause ganz von allein.“

Der Kauf eines Hundes aus dem Tierheim hat einen weiteren Vorteil: Die Hunde befinden sich im Tierheim – im Vergleich zum Züchter – nicht in einem Familienverbund, sondern leben in einem Rudel oder im Zwinger. Ohne unmittelbare Bindung zu einer Bezugsperson zeigen sich die Tiere so, wie sie sind, mit all ihren Vorzügen und auch Marotten.

Im Tierheim lernt man Hunde viel echter kennen.

Corina Wink Tierheimleiterin & Hundetrainerin
Tierheim Gelnhausen

Von der Vorgeschichte nicht abschrecken lassen

Entgegen mancher Vorurteile hatten viele Hunde, die abgegeben werden, vorher ein gutes Leben und einer Vermittlung steht nichts im Weg. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Vorbesitzer verstorben ist. Die Vorgeschichte muss einer neuen Mensch-Hunde-Beziehung nicht im Weg stehen. Entscheidend ist, auf die Beratungskompetenz der Mitarbeitenden im Tierheim zu vertrauen.

„Oft ist es so, dass die Probleme mit einem Hund in der Vergangenheit durch eine falsche Haltung entstanden sind. Wenn die Tiere zu neuen Besitzern kommen, wo die Umstände passen und die Fehler nicht wiederholt werden, dann steht einer neuen und problemlosen Beziehung mit einem Hund aus dem Tierheim nichts im Weg. Die Tiere sind unwahrscheinlich anpassungsfähig“, so Corina Wink.

Ein älterer Hund hat es sich auf einer Holzbank mit vielen Decken gemütlich gemacht.
Auch für ältere Hunde, die viel Ruhe brauchen, findet sich oft der passende Deckel.

Überlegungen vor dem Kauf

Bevor man sich einen Hund anschaffen möchte, sollte man sich überlegen, ob man dessen Grundbedürfnisse erfüllen kann. Dazu gehört:

  • Zeit aufbringen für den täglichen Auslauf und freie Bewegung
  • Nahrung kaufen
  • gesundheitliche Versorgung sicherstellen (Impfungen, Entwurmung, mit fortgeschrittenem Alter auch eine jährliche Ultraschalluntersuchung und Zahnsanierungen) und dafür idealerweise eine Tierkrankenversicherung abschließen
  • Sozialkontakte zu Menschen und anderen Hunden ermöglichen. (isp)

Stand: Juni 2024

Im Tierheim Gelnhausen finden zwischen 50 bis 120 Hunden, zehn bis 50 Katzen sowie Kaninchen, Schildkröten, Pferde, Esel, Schafe und Waschbären einen Platz. Die meisten Hunde leben im Rudel in der Auslaufhaltung. Es gibt auch eine Zwingeranlage, wo die meisten Tiere in kleinen Gruppen gehalten werden, es sei denn, eine Einzelhaltung ist erforderlich.

2020 hat das Tierheim den Hessischen Tierschutzpreis erhalten für die Resozialisierung von Hunden. Durch intensive Betreuung und gezielte Trainings werden aggressive oder besonders ängstliche Hunde wieder bereit gemacht für eine Vermittlung und erhalten damit die Chance auf ein neues Leben.

Der Betrieb wird vom Verein Tierschutz Kinzig-Main e.V. gestemmt, der sich aus vier Vorstandsmitgliedern, 183 Mitgliedern und rund 40 ehrenamtlichen Helfern zusammensetzt. 

Eine Fragen-Checkliste für Heimtierkäufer sowie Informationen zu den Pflichten von Tierhaltern gibt es auf der Webseite der Landestierschutzbeauftragten.

In Hessen ist außerdem die Hundeverordnung zu beachten. Diese Verordnung regelt zum Beispiel, wann ein Hund anzuleinen oder ein Maulkorb zu tragen ist.

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