Frau stürzt auf der Treppe

Zu Hause passieren die meisten Unfälle – das müsste nicht sein

Ist es Bequemlichkeit oder Leichtsinn, wenn das neu gekaufte Gerät ohne vorheriges Lesen der Bedienungsanleitung gleich ausprobiert wird, die Tasche mitten im Flur abgestellt wird und das gefährliche Desinfektionsmittel leicht erreichbar im Küchenschrank untergebracht ist? Schnell ist hier ein Unfall passiert. Dabei lassen sich Unfälle mit etwas Achtsamkeit leicht vermeiden.

Zu Hause fühlt man sich am wohlsten – und am sichersten. Dabei passieren die meisten Unfälle im Haus, nämlich etwa neun Millionen jährlich in Deutschland. Für rund 9.000 Menschen enden sie sogar tödlich (Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin). Dies sind mehr als doppelt so viele wie im Straßenverkehr.

Deshalb ist es wichtig, sein eigenes Verhalten zu reflektieren. Warum passieren so viele Unfälle zu Hause? Wie kann ich sie vermeiden?

Kinder, Erwachsene und Senioren verunfallen unterschiedlich

Da der Alltag eines Kindes anders gestaltet ist als der eines Erwachsenen verändern sich je nach Lebensalter die Unfallarten:

  • Kinder
    Zu den größten Gesundheitsgefahren gehören bei Kindern Verletzungen infolge eines Unfalls. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden etwa 200.000 Kinder jährlich nach einem Unfall stationär behandelt. Dabei musste jedes achte Kind mindestens eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Sie sind vor allem durch Verbrennungen, Ersticken, Ertrinken und auch durch den unsachgemäßen Umgang mit Spielzeug gefährdet.
    Allein rund 220.000 Mal werden jährlich die Giftinformationszentralen in Deutschland angefragt, weil Kleinkinder gefährliche Mittel geschluckt. Bei etwa 40 Prozent der Fälle waren chemische Helfer für Küche, Haushalt und Bad der Grund für den Anruf (Quelle: Cleankids.de).

  • Jugendliche und Erwachsene
    In dieser Altersgruppe kommt es vor allem zu Unfällen mit Maschinen, Geräten und Sportartikeln. Bei Männern überwiegen die Unfälle beim Heimwerken oder Räumen von schweren Gegenständen wie Möbeln. Frauen verletzen sich eher beim Aufräumen, Putzen oder Spülen.
     
  • Senioren
    Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für Sturzunfälle. Durch falsche Schuhe, ungeeignete Leitern sowie durch im Weg stehende Gegenstände ist schnell ein Sturz passiert.

Häufige Unfallursachen

Bei vielen alltäglichen  Tätigkeiten können Unfälle passieren, auch wenn es unwahrscheinlich erscheint: Finger werden beim Gebrauch von Holzklappstühlen gequetscht, beim Abspülen verletzt man sich am scharfen Messer oder beim Duschen rutscht man im Badezimmer aus.

Zu den häufigsten Unfallursachen gehören

  • Stürze
    Die meisten Unfälle im Haushalt sind Stürze. Ein ebener Fußboden stellt eigentlich keine Gefahr dar. Doch durch Ausrutschen und Stolpern passieren viele Unfälle. Schnell ist man über herumliegende Schuhe im Flurbereich, den mitten im Zimmer abgestellten Putzeimer oder über ein quer durch das Zimmer liegendes Kabel gestolpert.
  • Sorgloser Umgang mit Energie und Feuer
    In der Küche lässt sich mancher beim Kochen ablenken, sei es durch die Klingel an der Haustür, einen Telefonanruf, den eingeschalteten Fernsehapparat oder durch intensive Gespräche mit den Mitbewohnern. Dadurch wird auf heiße Flüssigkeiten in Töpfen und Pfannen  zu wenig geachtet. Schnell kocht dann das Nudelwasser oder die Milch für den Pudding über. Beim hektischen Wegziehen der Töpfe von der Herdplatte schwappt dann leicht die heiße Flüssigkeit über und es kommt zu Verbrühungen. Besonders gefährlich ist heißes Fett, da dies bei einer Überhitzung auch einen Brand auslösen kann.

    Beim Umgang mit dem Grill sind schmerzhafte Verbrennungen keine Seltenheit, denn beim Anzünden von brennbaren Flüssigkeiten wie Spiritus oder Benzin kann sich eine Stichflamme bilden.
     
  • Scharfe und spitze Gegenstände
    Ob in der Küche, beim Basteln, Reparieren oder bei der Gartenarbeit – beim Umgang mit scharfen und spitzen Gegenständen ist volle Konzentration gefordert. Sonst ist man schnell abgerutscht und Schnitt- und Stichverletzungen sind die Folge. Mit stumpfen Messern zu arbeiten ist ungleich gefährlicher als der Umgang mit scharfen Messern. Das Wegrutschen des Schneidebrettes lässt sich durch das Unterlegen eines feuchten Tuches vermeiden.
     
  • Chemikalien in Haus, Garage und Garten
    Im Haushalt werden viele verschiedene Produkte wie Reinigungs-, Wasch- und Putzmittel verwendet, die gefährliche Stoffe wie Säuren, Laugen, Chlorverbindungen oder Tenside enthalten. Diese wirken bei direktem Kontakt oft reizend bis ätzend auf Haut und Schleimhäute. Deshalb ist das Tragen von  Handschuhen oder eine gute Lüftung bei der Anwendung bestimmter Reinigungsmittel eine wichtige Vorsorgemaßnahme.

    Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sollten auch im Originalbehälter aufbewahrt werden und nicht in leere Getränkeflaschen umgefüllt werden, um eine Verwechslung zu vermeiden.

    Auch beim Renovieren mit Farben und Lacken ist ein sorgsamer Umgang zur Vermeidung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen nötig. Gerade beim Gebrauch von Lösungsmitteln wie Terpentin, Terpentinersatz oder Nitroverdünnung kann es bei unzureichender Frischluftzufuhr beim Einatmen größerer Mengen zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit kommen.

    Die in Autobatterien enthaltene Schwefelsäure kann bereits bei kurzzeitigem Kontakt zu Reizungen bis hin zu Verätzungen von Augen und Haut führen. Auch besteht bei unsachgemäßem Gebrauch Explosionsgefahr.

Ruhiges und sicherheitsbewusstes Verhalten

Jeder kann zu seiner eigenen Sicherheit beitragen. Durch sorgfältige Information und richtiges Verhalten können die meisten Unfälle vermieden werden. Dazu gehören vor allem:

  • Mit Ruhe arbeiten
    Viele Unfälle passieren, wenn es schnell gehen muss. Zeit für eine gute Planung, sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der Tätigkeit ist vermeintlich nicht vorhanden. Doch der Zeitmangel begünstigt ein unkonzentriertes und hudeliges Arbeiten, was fatale Folgen haben kann. Bestes Beispiel sind Stürze beim Fenster putzen, wenn auf das Holen einer trittsicheren Leiter verzichtet wird und man sich stattdessen auf die Kommode stellt.

    Besser ist es, seine Aufgaben gut zu planen, indem überlegt wird:
    Was ist zu tun?
    Wie lange dauert es?
    Welche Materialien benötige ich?
    Sind Vorarbeiten nötig? (zum Beispiel Stolperfallen aus dem Weg räumen)
     
  • Bedienungsanleitungen vor der ersten Benutzung von Geräte und Maschinen durchlesen
     
  • Beachten von Sicherheitshinweisen
    Sicherheitshinweise werden nicht ohne Grund gemacht. Nicht jeder denkt daran, dass sich beim Umgang mit der Bohrmaschine lange Haare oder Kleiderbändel um den Bohrer wickeln und dann zu Kopfhautverletzungen führen können.

Tipps zur Vermeidung von Unfällen im Haushalt

Fußboden

  • Kabel an der Wand entlang verlegen, notfalls mit einer Verlängerung. Quer über den Fußboden liegende Kabel sind eine Stolperfalle.
  • Abhilfe schaffen bei rutschenden Läufern oder aufgerollten Teppichrändern, indem diese entsprechend befestigt werden.
  • Nass gereinigte Böden erst nach dem kompletten Abtrocknen betreten oder rutschfeste Schuhe anziehen, denn feuchte Böden sind sehr rutschig.

Leiter
Bei Arbeiten über Augenhöhe sollte man eine rutschfeste, sicher stehende  Leiter verwenden. Dies gilt vor allem für das Fensterputzen. Wer sich hier auf die Fensterbank stellt, verliert leicht das Gleichgewicht und stürzt ab.

Treppen
Ausreichende Beleuchtung,  stabiles Geländer, unbeschädigte Stufenkanten und ein rutschfester Belag machen das Treppensteigen sicher.

Elektrische Geräte
Eingeschaltete elektrische Geräte wie Kochplatten, Fritteuse oder Bügeleisen nicht aus dem Blick verlieren. Nach der Benutzung kontrollieren, ob alles ausgeschaltet ist.

Chemikalien

  • Beim Umgang mit Chemikalien – ob Haushaltsreiniger oder Terpentin – die Gebrauchsanleitung und die Warnhinweise lesen.
  • Verwechslungen vermeiden, indem die Chemikalien in der Originalflasche aufbewahrt werden und nicht in Getränkeflaschen oder andere Lebensmittelverpackungen.

Kinder

Sind Kleinkinder im Haushalt ist besondere Vorsicht geboten. Steckdosen sind mit Kindersicherungen zu versehen. So sollte im Bad der Stecker von elektrischen Geräten wie Fön oder Rasierapparat immer aus der Steckdose gezogen werden. Produkte wie Arzneimittel, Reinigungsmittel oder Pflanzenschutzmittel sind kindersicher zu lagern, möglichst in einem abschließbaren Schrank. Giftige Pflanzen können für Kinder, aber auch für Haustiere gefährlich sein. Kinder dürfen keinen Zugang zu heißen, spitzen und scharfen Gegenständen haben. Nicht umsonst heißt es: „Messer, Schere, Gabel, Licht –sind für kleine Kinder nicht.“

Für den Notfall

Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und SchweizÖffnet sich in einem neuen Fenster

 

Stand:April 2020