Zu Hause fühlt man sich normalerweise am wohlsten und am sichersten. Doch der Schein trügt, denn rund drei Millionen Menschen verunfallen in Deutschland jährlich im eigenen Zuhause. Für rund 8.000 Menschen enden diese Unfälle sogar tödlich. Unfälle in den eigenen vier Wänden fordern demnach mehr als doppelt so viele Todesopfer wie im Straßenverkehr. Deshalb ist es wichtig, sein eigenes Verhalten zu reflektieren. Warum passieren so viele Unfälle zu Hause und wie kann man sie vermeiden?
Häufige Unfallursachen
Bei vielen alltäglichen Tätigkeiten können Unfälle passieren, auch wenn es unwahrscheinlich erscheint: Finger werden beim Gebrauch von Holzklappstühlen gequetscht, beim Abspülen verletzt man sich am scharfen Messer oder man rutscht beim Duschen im Badezimmer aus.
Zu den häufigsten Unfallursachen gehören
- Stürze
Die meisten Unfälle im Haushalt sind Stürze. Ein ebener Fußboden stellt eigentlich keine Gefahr dar, doch durch Ausrutschen und Stolpern passieren viele Unfälle. So ist man schnell über herumliegende Schuhe im Flurbereich, den mitten im Zimmer abgestellten Putzeimer oder über ein quer durch das Zimmer liegende Kabel gestolpert.
- Sorgloser Umgang mit Energie und Feuer
In der Küche lässt sich mancher beim Kochen ablenken, sei es durch die Klingel an der Haustür, einen Telefonanruf, den eingeschalteten Fernseher oder durch intensive Gespräche mit den Mitbewohnern. Dadurch wird auf heiße Flüssigkeiten in Töpfen und Pfannen zu wenig geachtet. Schnell kocht dann das Nudelwasser oder die Milch für den Pudding über. Beim hektischen Wegziehen der Töpfe von der Herdplatte kann folglich die heiße Flüssigkeit überschwappen und es kommt zu Verbrühungen. Besonders gefährlich in der Küche ist heißes Fett, da dies bei einer Überhitzung auch einen Brand auslösen kann. Wer dann reflexartig Wasser zum Löschen nimmt, verursacht auch noch eine Verpuffung.
Beim Umgang mit dem Grill sind schmerzhafte Verbrennungen leider auch keine Seltenheit, denn beim Anzünden von brennbaren Flüssigkeiten wie Spiritus oder Benzin kann sich eine Stichflamme bilden.
- Scharfe und spitze Gegenstände
Ob in der Küche, beim Basteln, Reparieren oder bei der Gartenarbeit: beim Umgang mit scharfen und spitzen Gegenständen ist volle Konzentration gefordert. Ansonsten ist man schnell abgerutscht und Schnitt- und Stichverletzungen sind die Folge. Mit stumpfen Messern zu arbeiten ist ungleich gefährlicher als der Umgang mit scharfen Messern. Das Wegrutschen des Schneidebrettes lässt sich durch das Unterlegen eines feuchten Tuches vermeiden.
- Chemikalien in Haus, Garage und Garten
Im Haushalt werden viele verschiedene Produkte wie Reinigungs-, Wasch- und Putzmittel verwendet. Die vielen Warnhinweise weisen darauf hin, dass gefährliche Stoffe wie Säuren, Laugen, Chlorverbindungen oder Tenside enthalten sind. Diese wirken bei direktem Kontakt oft reizend bis ätzend auf Haut und Schleimhäute. Deshalb ist das Tragen von Handschuhen oder eine gute Lüftung bei der Anwendung bestimmter Reinigungsmittel eine wichtige Vorsorgemaßnahme.
Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sollten stets im Originalbehälter aufbewahrt und nicht in leere Getränkeflaschen umgefüllt werden, um eine Verwechslung zu vermeiden.
Auch beim Renovieren mit Farben und Lacken ist ein sorgsamer Umgang zur Vermeidung von gesundheitlichen Beeinträchtigungen nötig. Gerade beim Gebrauch von Lösungsmitteln wie Terpentin, Terpentinersatz oder Nitroverdünnung kann es bei unzureichender Frischluftzufuhr beim Einatmen größerer Mengen zu Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit kommen.
Ruhiges und sicherheitsbewusstes Verhalten
Jeder kann zu seiner eigenen Sicherheit beitragen. Durch sorgfältige Information und richtiges Verhalten können die meisten Unfälle vermieden werden. Dazu gehören vor allem:
- Mit Ruhe arbeiten
Viele Unfälle passieren, wenn es schnell gehen muss. Zeit für eine gute Planung, sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der Tätigkeit ist vermeintlich nicht vorhanden. Doch der Zeitmangel begünstigt ein unkonzentriertes und hudeliges Arbeiten, was fatale Folgen haben kann. Bestes Beispiel sind Stürze beim Fensterputzen, wenn auf das Holen einer trittsicheren Leiter verzichtet wird und man sich stattdessen auf die Kommode stellt.
Besser ist es, seine Aufgaben gut zu planen und sich über Folgendes Gedanken zu machen:
1. Was ist zu tun?
2. Wie lange dauert es?
3. Welche Materialien benötige ich?
4. Sind Vorarbeiten nötig? (zum Beispiel Stolperfallen aus dem Weg räumen)
- Bedienungsanleitungen vor der ersten Benutzung von Geräten und Maschinen durchlesen. Das kostet nur wenig Zeit, während ein Arztbesuch wegen unsachgemäßen Gebrauchs deutlich länger dauert.
- Beachten von Sicherheitshinweisen
Sicherheitshinweise werden nicht ohne Grund angegeben. Nicht jeder denkt daran, dass sich beim Umgang mit der Bohrmaschine lange Haare oder Kleiderbändel um den Bohrer wickeln und dann zu Verletzungen führen können.
Tipps zur Vermeidung von Unfällen im Haushalt
Fußboden
- Kabel an der Wand entlang verlegen, notfalls mit einer Verlängerung. Quer über den Fußboden liegende Kabel sind eine Stolperfalle.
- Abhilfe schaffen bei rutschenden Läufern oder aufgerollten Teppichrändern, indem diese entsprechend befestigt werden.
- Feuchte Böden sind sehr rutschig! Deshalb nass gereinigte Böden erst nach dem kompletten Abtrocknen betreten oder rutschfeste Schuhe anziehen.
Leiter
Bei Arbeiten über Augenhöhe sollte man eine rutschfeste, sicher stehende Leiter verwenden. Dies gilt vor allem für das Fensterputzen. Nicht immer geht es gut, wenn man sich zum Fensterputzen auf einen wackeligen Stuhl oder die Fensterbank stellt. Leicht verliert man hierbei das Gleichgewicht und stürzt ab.
Treppen
Machen Sie das Treppensteigen sicher durch eine ausreichende Beleuchtung, ein stabiles Geländer, unbeschädigte Stufenkanten und einen rutschfesten Belag.
Elektrische Geräte
Eingeschaltete elektrische Geräte wie Kochplatten, Fritteusen oder Bügeleisen nicht aus dem Blick verlieren. Nach der Benutzung kontrollieren, ob alles ausgeschaltet ist.
Chemikalien
- Beim Umgang mit Chemikalien, egal ob Haushaltsreiniger oder Terpentin, die Gebrauchsanleitung und die Warnhinweise lesen.
- Verwechslungen vermeiden, indem die Chemikalien in der Originalflasche aufbewahrt werden und nicht in Getränkeflaschen oder anderen Lebensmittelverpackungen.
Besonders auf Kinder aufpassen
Sind Kleinkinder im Haushalt ist besondere Vorsicht geboten:
- Steckdosen sind mit Kindersicherungen zu versehen. So sollte im Bad der Stecker von elektrischen Geräten wie Fön oder Rasierapparat immer aus der Steckdose gezogen werden.
- Kinder dürfen keinen Zugang zu heißen, spitzen und scharfen Gegenständen haben. Nicht umsonst heißt es: Messer, Schere, Gabel, Licht sind für kleine Kinder nicht.
- Produkte wie Arzneimittel, Reinigungsmittel oder Pflanzenschutzmittel sind kindersicher zu lagern, möglichst in einem abschließbaren Schrank. Werden sie benutzt, ist aufzupassen, dass sie nicht in die Reichweite von Kindern gelangen.
- Giftige Pflanzen können für Kinder, aber auch für Haustiere gefährlich sein.
Für den Notfall:
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Giftinformationszentrum (GIZ) der Länder Rheinland-Pfalz, Hessen und für das Saarland: Öffnet sich in einem neuen Fenster
Notruf: 06131-19240 - Liste der Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren in Deutschland, Österreich und SchweizÖffnet sich in einem neuen Fenster
(fra)
Stand: Juli 2025