Eine Frau mit schockiertem Gesichtsausdruck am Telefon

Vorsicht Schockanrufe: Wie man sich vor Telefon-Gaunern schützt

Eine üble Masche hat derzeit Konjunktur. Betrüger setzen ihre Opfer am Telefon mit Schockanrufen unter Druck, um an Geld zu kommen. Dabei gaukeln sie vor, Familienangehörige seien in Not. Wir haben darüber mit Ute Bitter gesprochen. Sie leitet das Team Kommunikation bei der Verbraucherzentrale Hessen.

Frau Bitter, wir hören in letzter Zeit viel von Schockanrufen bei älteren Leuten. Sie auch?

Ja. Wir von der Verbraucherzentrale Hessen kennen dieses Phänomen schon seit einiger Zeit. Immer wieder schildern Betroffene uns ihre Erlebnisse. Manche haben schon davon gehört und fallen auf die Maschen nicht mehr herein. Manche verlieren sehr viel Geld, das sich in der Regel nicht zurückholen lässt.

Wie laufen solche Anrufe ab?

Typisch ist, dass die Anrufer eine Notsituation vorspielen, die sich angeblich nur durch Zahlung eines hohen Gelbetrages abwenden lässt. Häufig ruft zunächst eine Person an, die sich als Angehöriger ausgibt. Im weiteren Verlauf spricht dann jemand, der angeblich von der Polizei oder der Staatsanwaltschaft ist.

Worum geht es bei diesen Anrufen?

In diesem Sommer kursierte folgende Masche: Der angebliche Angehörige soll in einen Verkehrsunfall verwickelt gewesen sein, bei dem eine andere Person zu Tode gekommen sein soll. Damit der Angehörige nicht ins Gefängnis muss, sei sofort eine hohe Kautionszahlung erforderlich.

Es gibt auch Fälle, wo mit künstlicher Intelligenz die Stimme bekannter Personen nachgeahmt wurde, um sich so das Vertrauen der Opfer zu erschleichen.

Das ist eine ganz üble Masche. Was kann man tun?

In meinen Augen ist diese Betrügerei äußerst gemein. Wer auf diese Anrufe eingeht, kann sein gesamtes Erspartes auf einen Schlag verlieren. Und von dem psychischen Schaden, den die Angerufenen erleiden, weil sie einen Angehörigen in einer Notlage glauben, wollen wir gar nicht erst sprechen.

Wir empfehlen deshalb:

  • Bewahren Sie Ruhe.
  • Gehen Sie nicht auf diese Anrufe ein und beenden Sie das Gespräch sofort.
  • Rufen Sie den angeblichen Angehörigen direkt an. Meist stellt sich dann schon heraus, dass alle Aufregung umsonst war.
  • Sprechen Sie mit den Anrufern nicht über Details zu Ihren persönlichen und finanziellen Verhältnissen.
  • Übergeben Sie Bargeld oder Wertgegenstände nicht an Menschen, die Sie nicht kennen.
  • Öffnen Sie ihre Wohnungs- oder Haustür nur für Personen, die Sie kennen.
  • Informieren Sie unbedingt die nächstgelegene Polizeidienststelle und erstatten dort Anzeige.

Das sind wirkungsvolle Tipps. Wie kann man sinnvoll vorbeugen?

Wir empfehlen, auf Einträge in öffentlichen Telefonbüchern zu verzichten. Wer öfter solche Anrufe erhält, kann sich auch eine neue Telefonnummer geben lassen. Beides trägt dazu bei, dass man solche Anrufe gar nicht erst bekommt.

Was halten Sie davon, dass jeder, der dieses Interview liest, zwei ältere Menschen aus dem Bekanntenkreis konkret anspricht und vor Schockanrufern warnt?

Ich finde diese Idee ganz großartig, so könnten ganz schnell viele Menschen vor diesem Betrug gewarnt werden. Ob beim Spaziergang, beim Seniorenkaffee oder nach dem Theaterbesuch – es gibt viele Gelegenheiten, wo man kurz darüber sprechen kann. Meiner Meinung nach sollten auch jüngere Menschen untereinander darüber sprechen, denn jeder hat in der Familie ältere Personen, die es zu warnen gilt.

Danke, Frau Bitter. Dann schicken wir am Ende des Gesprächs eine herzliche Bitte raus: Sprechen Sie doch in diesen Tagen mit zwei Menschen aus Ihrem Umfeld und warnen sie ganz konkret vor dieser Masche. So können wir Tausende in Hessen wirksam schützen!

(zö)

Stand: September 2023

Frau Ute Bitter als Portraitfoto aufgenommen
Ute Bitter Verbraucherzentrale Hessen e.V. Leitung Stabsstelle Kommunikation