Stofftasche mit Recycling Symbol

Jute statt Plastik – ist dieser Trend wirklich nachhaltig?

Früher wurden „Jute-statt-Plastik“-Anhänger gelegentlich als „Öko-Spinner“ verspottet. Doch seit Plastiktüten des Handels out sind, erleben Stoffbeutel eine Renaissance und ihre Nutzung ist hip. Die wiederverwendbaren Taschen haben aber nicht nur Vorteile. Ihre Ökobilanz ist zumindest fragwürdig, und bei falscher Handhabung können sie sogar Gesundheitsgefahren bergen.

Nachhaltig ist anders

Den Textilbeuteln wird eine schlechte Ökobilanz nachgesagt. Zumindest jenen, die aus konventioneller Baumwolle hergestellt werden. Denn deren Produktion ist mit hohem Wasserverbrauch und intensivem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verbunden. Laut dem Naturschutzbund Deutschland muss eine Baumwolltasche mehr als einhundertmal eingesetzt werden, damit sie eine bessere Ökobilanz als eine aus Erdöl hergestellte Plastiktüte hat. Also ist aus ökologischer Sicht nur eine intensiv genutzte Baumwolltasche sinnvoll. Der häufige Gebrauch kann  aber weitere Probleme heraufbeschwören.

Keimschleuder Stoffbeutel

Je nach verwendetem Material und Häufigkeit der Nutzung verschmutzen die Einkaufstaschen aus Stoff mehr oder weniger stark. Damit verbunden ist eine Vermehrung von Keimen, die bei Übertragung auf in den Baumwolltaschen transportierte Lebensmittel zu einer Gesundheitsgefahr werden können. Dies hat das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festgestellt.

Egal ob aus Jute, Baumwolle oder Leinen – den Keimen in den Beuteln kann man nur den Garaus machen, wenn man die Taschen regelmäßig mit bleichhaltigen Waschmitteln und bei 60 Grad in der Waschmaschine wäscht. Wie die Taschen und insbesondere deren bunte Aufdrucke nach dieser Prozedur aussehen, sei mal dahingestellt, vor allem wenn man - wie von Experten gefordert - die Taschen jedes Mal vor einem Lebensmitteleinkauf wäscht. Dass die häufigen 60 Grad-Wäschen Strom und Wasser benötigen sollte Verbrauchern ebenfalls bewusst sein.

Lieber Tüten aus Plastik mehrfach nutzen?

Das BfR rät davon  ab, weil sich Plastiktüten nicht in der Waschmaschine waschen lassen und eine Reinigung von Hand mit Lappen im Hinblick auf die Keimbelastung zu keinen befriedigenden Resultaten führt.  Zwar kann man eine gebrauchte Plastiktüte auch zum Transport  von Produkten, die keiner besonderen Hygienebedingungen bedürfen, mehrfach verwenden. Allerdings  verursacht zumindest eine gewöhnliche Plastiktüte aus Polyethylen (PE) allein durch ihre Herstellung bereits Umweltschäden. Hinzu kommt  die spätere Entsorgung entweder in der Müllverbrennung, oder sie wird günstigenfalls energetisch aufwendig recycelt. Schlimmstenfalls landet sie in der Umwelt und zersetzt sich erst im Laufe von 100 bis 500 Jahren.

Und was ist mit Bioplastiktüten? Die kann man doch kompostieren, oder? Bioplastiktüten zersetzen sich aber leider – entgegen früherer Annahmen – in modernen Schnellkompostieranlagen nicht vollständig. Der Kompost mit übrigbleibenden Plastikfetzen ist praktisch unverkäuflich. Am ehesten gehören die Tüten daher in die Müllverbrennung, da sie auf diese Weise zumindest noch der Stromerzeugung dienen und bei der Verbrennung keine Schadstoffe freigesetzt werden.

Papiertüten als Alternative?

Nicht zwangsläufig. Die Produktion der Papiertüten benötigt sehr viel Energie und belastet die Umwelt zudem mit Chemikalien, die zur Herstellung verwendet werden müssen. Da Papier nicht wasserfest ist, taugen Papiertüten nicht zum Transport beispielsweise von feuchten Lebensmitteln. Die Wiederverwendbarkeit ist aufgrund der Materialeigenschaften eingeschränkt. Im Einzelfall können Papiertüten – je nachdem ob sie beispielsweise aus Altpapier hergestellt wurden – eine Alternative zu Plastiktüten darstellen.   

Fazit

Um der Umwelt etwas Gutes zu tun, kann man (PE- oder Bio-)Plastiktüten möglichst oft nutzen und sie nach Gebrauchsende fachgerecht entsorgen. Zum hygienischen Lebensmitteltransport verwendet man am besten neue Tüten.

Mit Baumwolltüten macht man aus ökologischer Sicht dann nichts falsch, wenn man sie sehr lange benutzt. Allerdings sollte man sie, wenn mit ihr Lebensmittel transportiert werden sollen, häufig bei 60 Grad in der Waschmaschine waschen.

Stand: Juli 2019