Wie kommt es zu Muschelvergiftungen?
Ob Muscheln giftig sind, kann man ihnen weder ansehen noch rausschmecken. Muscheln filtern das Meereswasser und je nachdem, wie verschmutzt dieses ist, können sich Schadstoffe im Muschelfleisch anreichern. Hauptsächlich ernähren Muscheln sich von Algen. Da in den Monaten Juni bis August die Algenblüte stattfindet und einige Algenarten dabei giftige Substanzen produzieren, gelangen diese Giftstoffe auch in den Muschelkörper. Werden diese Muscheln verzehrt, kommt es zu gefährlichen Magen-Darm-Beschwerden, die in sehr seltenen Fällen bis zum Tode führen können.
Gut zu wissen ist, dass in den Fang- beziehungsweise Erntegebieten die Wasserqualität behördlicherseits streng und engmaschig überwacht wird. Sollte dabei festgestellt werden, dass das jeweilige Fanggebiet mit Algen belastet ist, dürfen die Muscheln nicht geerntet beziehungsweise nicht verkauft werden.
Muscheln, die im Handel angeboten werden, müssen zudem vor dem Verkauf eine Zeit lang gründlich gewässert werden. Damit soll erreicht werden, dass möglicherweise vorhandene Giftstoffe ausgeschieden werden. Deshalb können diese Muscheln auch in den Monaten ohne „r“ verzehrt werden. Selbst gesammelte Muscheln sollten daher besser nicht zubereitet werden.
Wenn aus Muscheln faule Früchtchen werden
Ein weiterer Risikofaktor ist der Verderb dieser empfindlichen Ware. Zwar wird vom Fangschiff bis zum Kunden eine durchgängige Kühlkette eingehalten. Allerdings sollten Verbraucher darauf achten, die Muscheln nach dem Kauf so kühl wie möglich und dann auch nur kurz aufzubewahren und umgehend zu verzehren. Eine längere Fahrt im heißen Auto kann alles verderben.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, verzichtet trotz aller Kontrollen und technischer Errungenschaften im Sommer auf Muschelgerichte und freut sich auf die nächste Saison.
Muscheln schmecken im Winter besser
Ein weiterer, eher kulinarischer Grund für den Verzicht auf Muscheln im Sommer ist der Umstand, dass Muscheln in dieser Jahreszeit weniger gut schmecken als im Winter. Das hängt damit zusammen, dass die Muscheln zwischen Mai und August laichen. Deshalb sind sie zu dieser Zeit weniger fleischig und somit qualitativ minderwertiger als in den Wintermonaten.
In einigen Regionen gelten für Muscheln auch Schonzeiten, in denen sie nicht geerntet werden dürfen. Dies dient der Sicherstellung der Aufzucht. Betroffen davon ist zum Beispiel das holsteinische Wattenmeer in der Zeit vom 15. April bis zum 1. Juli.
Fazit
- Die alte Regel, Muscheln nur in Monaten mit „r“ zu verzehren, hat nur noch bedingt Gültigkeit.
- Aufgrund durchgängiger Kühlketten, strenger Auflagen und Kontrollen seitens der Behörden ist die Lebensmittelsicherheit weitestgehend gewährleistet.
- Wer ganz sichergehen will, verzichtet in den fraglichen Monaten auf den Muschelverzehr.
- Muscheln sind wegen der Laichperiode im Sommer von geringerer Qualität.
- In vielen Mittelmeeranrainerstaaten, aber beispielsweise auch in Belgien, stehen trotz möglicher (Rest-)Risiken viele beliebte Muschelgerichte auch im Sommer auf den Speisekarten der Restaurants in den Küstenregionen.
Generell gilt zu allen Jahreszeiten:
- Frisch sind nur lebende Muscheln. Dies ist daran zu erkennen, dass sich die Muscheln schließen, wenn man sie unter fließendes Wasser hält und/oder auf sie klopft. Muscheln, die sich nicht schließen, sind meist verdorben und müssen entsorgt werden. (Ack)
Stand: März 2020