Getrockneter Oregano

Oregano – Stichproben auf Beimengungen und kritische Inhaltsstoffe untersucht

Oregano ist ein beliebtes Gewürz für Pizza und Pasta. Doch die getrockneten Blätter können Pyrrolizidinalkaloide enthalten, die wegen ihrer leberschädigenden Eigenschaften und ihres kanzerogenen Potenzials gesundheitlich bedenklich sind. Zudem enthielten einige der im Hessischen Landeslabor untersuchten Proben Zusätze von Olivenblättern.

Das Hessische Landeslabor hat 38 Proben Oregano auf eine Verfälschung mit Olivenblättern überprüft. Fünf der Proben wurden zusätzlich auf eine Kontamination mit Pyrrolizidinalkaloiden (PA) untersucht.

Jede fünfte Probe enthielt Olivenblätter

Acht der untersuchten Proben – das entspricht rund 21 Prozent – wurden positiv auf eine mögliche Verfälschung mit Olivenblättern getestet. Die Untersuchung wurde mittels PCR (englisch: polymerase chain reaction) durchgeführt. Es handelt sich dabei um eine molekularbiologische Untersuchungsmethode. Mit dem PCR-Test kann man anhand eines spezifischen DNA Abschnittes feststellen, um welche Art von - in diesem Fall pflanzlichem -  Gewebe es sich handelt.

Die Laboruntersuchungen ergaben einen deutlichen Hinweis darauf, dass acht Oregano-Proben einen nicht unerheblichen Anteil an Olivenblättern enthielten. Einen technologisch unvermeidbaren Eintrag im Rahmen der Produktion schließt das Labor aus, da Blätter des Olivenbaumes keine Bedeutung als Lebensmittel haben und auf Grund der unterschiedlichen Wuchsformen (Baum bzw. Kraut) auch kein erntebedingter Eintrag vorliegen kann. Es ist daher von einer vorsätzlichen Verfälschung und somit von Lebensmittelbetrug auszugehen.

Warum wird Oregano mit Olivenblättern gestreckt?

Der Markt verlangt nach Oregano in Mengen, die durch die Produktion nicht gedeckt werden. Rund 15.000 Tonnen jährlich werden von dem Gewürz beispielsweise aus der Türkei exportiert. Dem steht eine durchschnittliche Erntemenge von etwa 12.000 Tonnen gegenüber. Produkte werden mit Fremdmaterial wie Blättern von Olivenbäumen, Erdbeeren, Myrte, Zistrose oder Sumach gestreckt. Die Beimengungen zu identifizieren ist mit bloßem Auge kaum möglich. Verbraucher können echten Oregano vor allem am intensiven Geruch erkennen.

Zwei der Proben enthielten kritische Gehalte an Pyrrolizidinalkaloiden

Bei Pyrrolizidinalkaloiden handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Abwehr von Fraßfeinden gebildet werden. Zu den PA bildenden Pflanzen zählen unter anderem Greiskraut, Wasserdost, Huflattich, Borretsch oder auch das Jakobskreuzkraut. Diese Pflanzen oder Teile davon, auch Blütenpollen, können als Verunreinigung unbeabsichtigt in Lebensmittel gelangen. Betroffen davon sind hauptsächlich Honig oder Tees (insbesondere Kräutertees). Von mehr als 660 bekannten PA und ähnlichen Verbindungen haben insbesondere die 1,2-ungesättigten PA ein gesundheitsschädigendes Potenzial und sind daher in Futter- und Lebensmitteln unerwünscht.

Zwar sind Höchstgehalte von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln derzeit lebensmittelrechtlich nicht festgelegt. Dennoch wurde für PA im Hinblick auf nicht-kanzerogene Leberschäden bei chronischer Exposition ein so genannter „gesundheitsbasierter Richtwert“ (engl. Health Based Guidance Value, HBGV) in Höhe von 0,1 Mikrogramm pro Kilogramm (μg/kg) Körpergewicht (KG) durch das BfR abgeleitet. Dieser gesundheitsbasierte Richtwert (HBGV) wurde aus einer chronischen Tierstudie abgeleitet. Unterhalb dieser Dosis sind noch keine nicht-kanzerogene Leberschädigungen zu erwarten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weist ferner darauf hin, dass bei längerfristigem Verzehr von Produkten mit hohen PA-Gehalten insbesondere bei Kindern, Schwangeren und Stillenden das Risiko einer gesundheitlichen Gefährdung durch kanzerogene Effekte besteht. Aus einer aktualisierten Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ergab sich, dass eine PA - Tagesdosis von weniger als 0,024 µg/kg KG (entspricht einer max. Tagesdosis von 1,44 µg bei Erwachsenen (60 kg) und 0,72 µg bei Kindern (30 kg)) in Bezug auf Krebsrisiken wenig bedenklich ist.

In zwei der untersuchten Proben wurden so hohe Gehalte an PA nachgewiesen, dass von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen war. Somit wurden die Proben ins europäische Schnellwarnsystem (RASFF) eingestellt. In diesen beiden auffälligen Produkten wurden PA-Gehalte von über 13.000 µg/kg festgestellt. Legt man den erwähnten HBGV zugrunde, so nähme ein Erwachsener mit hypothetischen 60 kg Gewicht mit weniger als 0,5 Gramm dieser Proben täglich bereits die noch tolerable Dosis bezüglich nicht-kanzerogener Leberschäden auf. Für Kinder mit einem Gewicht von 30 kg wäre die tolerable Dosis bereits mit weniger als täglich 0,25 Gramm dieser Oregano-Produkte erreicht. Das entspricht etwa einem halben Teelöffel Oregano. Die wenig bedenkliche Menge in Bezug auf Krebsrisiken würde beim Erwachsenen mit einem Körpergewicht von 60 kg mit 100 Milligramm und bei Kindern (ca. 30 kg) mit 50 Milligramm des Erzeugnisses fast erreicht werden.

Worauf sollten Verbraucher achten?

Wer Mahlzeiten wie Pizza und Pasta gerne mit Oregano würzt und häufig mit Oregano gewürzte Fertiggerichte und –soßen auf dem Speiseplan hat, kann die oben genannten Verzehrsmengen durchaus erreichen oder überschreiten. Das BfR empfiehlt, die Gesamtexposition mit PA aus allen Lebensmitteln so niedrig wie möglich zu halten, da vor allem bei regelmäßigem Verzehr selbst geringe Aufnahmemengen mit einer Erhöhung gesundheitlicher Risiken verbunden sein können. (ack)

Stand: November 2019