Mann mit Locken mach eine Kaugummiblase

Kaugummi: Kunststoff mit Geschmack

Wer wollte schon gern in Plastik beißen? Doch die wenigsten Liebhaber von Kaugummi wissen, dass die handelsüblichen Kaugummis vor allem Kunststoffe aus Erdöl enthalten. Welche guten und schlechten Seiten hat das stundenlange Kauen? Gibt es auch Kunststoff-freie Kaugummis? Und was passiert mit einem verschluckten Kaugummi?

Kaugummi sind nicht nur bei Kindern und Jugendlichen beliebt. Auch mancher Erwachsener hat noch Freude daran, die klebrige Masse zu einer Blase zu pusten. Schätzungen zufolge kaut jeder Deutsche jährlich 100 Kaugummis.

Was ist im Kaugummi drin?

Kaugummi ist eine flexible und leicht formbare Masse, die sich auch nach mehreren Stunden Kauen nicht auflöst. Je nach geschmacksgebenden Inhaltsstoffen kann sie süß, sauer oder auch scharf schmecken.

Die Rohmasse für Kaugummi wird meistens synthetisch hergestellt. Grundlage hierfür sind Kunststoffe aus Erdöl. Zucker ist mit 50 bis 70 Prozent ein wesentlicher Bestandteil von Kaugummi. Zur Herstellung von zuckerfreiem Kaugummi wird statt Zucker der natürliche Süßstoff Xylit verwendet. Außerdem werden der Gummimasse Weichmacher, Feuchthaltemittel, Emulgatoren, Farbstoffe und Füllstoffe zugesetzt.

Es gibt auch natürliche Grundstoffe zur Herstellung von Kaugummi:

  • Die Früchte des weißen Breiapfelbaumes enthalten einen weißen Milchsaft, der zu der Rohmasse Chicle verarbeitet werden kann. Diese Kaugummis sind vor allem in Japan beliebt.
     
  • Mastix ist ein Weichharz des Mastix-Pistazienbaumes. Daraus hergestellte Kaugummis werden vor allem im arabischen Raum gekaut.

Kaugummisorten: Zeitvertreib und Zusatznutzen

Kaugummis werden nicht nur zum Zeitvertreib gekaut. Häufig möchte man damit auch einen bestimmten Zweck erreichen. Deshalb gibt es heutzutage viele verschiedene Produkte, die unterschiedliche Wirkungen versprechen:

  • Kaugummi zur Zahnpflege
    Gerne werden diese Kaugummis nach dem Essen gekaut, wenn keine Möglichkeit zum Zähneputzen besteht. Diese Gummis sollen nicht nur die Zähne säubern, sondern sie auch mit Mineralien versorgen. Enthalten Zahnpflegekaugummis noch Natriumkarbonat, soll dies Zahnverfärbungen vorbeugen.
     
  • Kaugummi gegen Mundgeruch
    Dieser Kaugummi hilft, geruchsbildende Bakterien zu bekämpfen. Zudem enthält er mehr Aromen, die den schlechten Mundgeruch überdecken. Dies gelingt jedoch meist nur kurze Zeit.
     
  • Kaugummi gegen Reiseübelkeit
    Bei diesem Verwendungszweck enthält das Produkt einen Wirkstoff, der im Gehirn das Zentrum für Übelkeit hemmen soll.
    Bei Flugreisen ist Kaugummi kauen auch deshalb hilfreich, da die Kaubewegung beim Druckausgleich hilft und die Ohren wieder „frei“ sind.
     
  • Kaugummi mit Koffein
    Durch das Kauen wird das enthaltene Koffein freigesetzt und über die Schleimhäute vom Körper aufgenommen. Dadurch soll – ähnlich wie bei einer Koffeinaufnahme mit Kaffee -  einer Müdigkeit vorgebeugt werden.
     
  • Kaugummi mit Nikotin
    Mit dem Rauchen aufzuhören ist für langjährige Raucher nicht einfach. Nikotinkaugummis sollen dabei helfen, indem statt eine Zigarette zu rauchen ein Nikotinkaugummi gekaut wird. Durch das Kauen wird das enthaltene Nikotin freigesetzt und gelangt über die Schleimhäute ins Blut. Dadurch sollen die Entzugserscheinungen gemildert werden. Je nach vorherigem Zigarettenkonsum wählt man Nikotinkaugummis mit 2 oder 4 Milligramm Nikotin.

Kaugummi ist gut für die Zähne und die Konzentration

Das Kauen von Kaugummi wirkt auf die Gesundheit ein. Zum einen werden durch das Kauen die enthaltenen Inhaltsstoffe aus dem Kaugummi gelöst, gelangen so in den Körper und entfalten dort ihre Wirkung, zum anderen hat langanhaltendes Kauen positive Effekte.

  • Kaugummi kauen gegen Karies
    Durch das Kauen wird vermehrt Speichel in den Mundschleimhäuten gebildet, so dass damit Speisereste leichter entfernt werden. Auch die zahnschädlichen Säuren werden weggespült, wodurch der pH-Wert im Mund ansteigt und Bakterien sich nicht so gut vermehren können. Hierfür eignen sich vor allem zuckerfreie Produkte, da sie für Bakterien keine Nahrung bieten. Zuckerfreie Kaugummi, die Xylit enthalten, beugen nicht nur Karies vor, sondern durch die Wachstumshemmung von schädlichen Bakterien auch Mittelohrentzündungen.
     
  • Kaugummi kauen fördert die Konzentration
    Das lange Kauen fördert die Durchblutung im Gehirn, so dass mehr Sauerstoff ins Gehirn transportiert wird und dadurch die Konzentration und das Denkvermögen erhöht werden.
     
  • Kaugummi kauen kurbelt den Stoffwechsel an
    Auch der Stoffwechsel wird durch das intensive Kauen angeregt. Bei einer Stunde Kauen sollen 11 Kalorien verbraucht werden. Das sind fast so viel, wie in einem Würfelzucker (12 Kalorien).

Nicht zu viel Kaugummi kauen

Kaugummis enthalten oft Zusatzstoffe, damit sie einen angenehmen Geschmack haben und sich gut kauen lassen. Wer viel Kaugummis kaut, nimmt somit auch mehr Zusatzstoffe zu sich, die zu Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Unwohlsein führen können.
Wer viel Gummis kaut, die den Zuckerersatzstoff Sorbit anstelle von Zucker enthalten, riskiert, eine Fruktoseintoleranz zu entwickeln.

Auch wenn Kauen den Speichelfluss anregt und den Zähnen gut tut, zu viel Kauen strapaziert die Muskeln und die Gelenke im Kiefer ganz ordentlich. Dies kann dann zu einem Knacken im Kiefer bei einer Kaubewegung führen.

Kaugummi ist nicht umweltfreundlich

Herkömmliche Kaugummis sind wegen der enthaltenen Kunststoffanteile nicht biologisch abbaubar. Ausgespuckte oder weggeworfene Kaugummis sind somit noch jahrelang auf der Straße oder unter der Schulbank zu finden.  Das Säubern der Straßen von Kaugummiresten ist sehr aufwändig. Wer erwischt wird beim Kaugummi spucken auf die Straße, kann dafür einige Euros Strafe bezahlen müssen. In Baden-Württemberg ist in Städten wie Stuttgart oder Mannheim jetzt mit einem Bußgeld in Höhe von 50 bis 250 Euro zu rechnen.

Kaugummiliebhaber sollten deshalb die Kaumasse nicht gedankenlos ausspucken, sondern in Papier verpackt im Müll entsorgen.

Wer einen Kaugummi ohne Kunststoffe haben möchte, kann zu Kaugummis aus Chicle greifen. Bio-Kaugummi, der zu 100 Prozent abbaubar ist, gibt es in Reformhäusern zu kaufen.

Kaugummi ist schwierig zu entfernen

Gekauter Kaugummi, der aus Unachtsamkeit oder anderen Gründen am Baumwollpullover, in der Jeansjacke, in einer Ritze des Sessels oder gar im Haar landet und dort eintrocknet, ist nicht so leicht zu entfernen.

Folgende Tipps helfen dabei:

  • Kleidung mit dem Kaugummifleck einige Stunden lang im Gefrierfach aufbewahren. Danach müsste sich der Kaugummi abkratzen lassen. Mögliche Reste können mit Spiritus oder Waschbenzin, das auf ein Tuch gegeben wird, abgerieben werden.
  • Auf Teppichen oder Möbelstücken sollten die Kaugummis erst ausgehärtet werden. Kühl—Akkus oder ein kühlendes Sportspray helfen hierbei. Danach kann der Kaugummi abgekratzt werden. Noch anhaftende Reste werden ebenfalls mit Spiritus angerieben.
  • Kaugummi aus dem Haar zu entfernen ist aufwändig. Um den Kaugummi geschmeidig zu machen, wird er mit Öl oder einer Creme eingerieben. Danach den Kaugummi in kleinen Stücken aus dem Haar ziehen.

Übrigens: Verschluckter Kaugummi ist unschädlich

Kinder wie Erwachsene brauchen keine Angst zu haben, dass ein gelegentlich verschluckter Kaugummi den Magen oder den Darm verklebt. Im Körper – egal ob Mund oder Magen – legt sich um die Kaumasse ein Feuchtigkeitsfilm, der ein Festkleben verhindert. Die klebrige Masse geht dann den Weg wie alles, was nicht verdaulich ist und der Körper nicht brauchen kann: Sie wird mit dem Stuhl ausgeschieden. (fra)

Stand: März 2020