Vom wichtigen Nahrungsmittel zur ausgefallenen Sättigungsbeilage
Ursprünglich stammt Topinambur aus Nordamerika und kam erst im 17. Jahrhundert durch die Seefahrt nach Europa. In Deutschland hat die bizarre Knolle besonders zur Zeit des 30-jährigen Krieges als Grundnahrungs- und als Futtermittel eine große Rolle gespielt. Nach und nach wurde sie allerdings von der ergiebigeren Kartoffel verdrängt.
Heutzutage wird Topinambur zwar auf allen Kontinenten angebaut – allerdings mit nur geringer wirtschaftlicher Bedeutung. In Deutschland gibt es nur kleine Anbaugebiete, zum Beispiel in Niedersachsen, Brandenburg oder Baden-Württemberg. Über 90 Prozent des dort geernteten Topinamburs dienen Obstbrennereien für die Herstellung von Spirituosen.
Halb Ingwer, halb Kartoffel?
Die Form von Topinambur ist äußerst eigenwillig und erinnert an eine Ingwerwurzel. Geschmacklich sowie in der Größe liegt Topinambur allerdings eher bei Kartoffeln. In Deutschland gibt es etwa 24 verschiedene Topinambursorten, die sich zum Beispiel in Größe, Form und Schalenfarbe unterscheiden können. So gibt es etwa birnen-, apfel- oder spindelförmige und hellbraune, bläuliche oder violette Topinamburknollen. Als besonders schmackhaft gelten aber die „Gute Gelbe“, „Bianka“ oder die „Waldspindel“. Je nach Zubereitungsart schmecken die bizarren Knollen süß-nussig oder leicht bitter.
Botanisch ist Topinambur übrigens eng mit der Sonnenblume verwandt.
Nicht nur für Diabetiker geeignet
Die Inhaltsstoffe von Topinambur können sich sehen lassen. Neben dem Provitamin A, das sich gut auf die Sehleistung der Augen auswirkt, enthält die Knolle Vitamine der B-Gruppe, Vitamin C und Mineralstoffe wie Kalium und Eisen. Darüber hinaus weist Topinambur einen hohen Gehalt an Ballaststoffen auf, sodass eine Mahlzeit mit Topinambur äußerst sättigend wirkt. Allerdings: Im Gegensatz zu Kartoffeln enthält das knubbelige Wurzelgemüse keine Stärke, sondern den Ballaststoff Inulin. Dies macht Topinambur zu einem besonders interessanten Gemüse für Diabetiker, denn das Inulin hat keinerlei Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel.
Aber auch für Personen, die nicht auf ihren Blutzuckerspiegel achten müssen, birgt Topinambur Vorteile. So wirkt die Knolle zum einen präbiotisch. Das bedeutet, dass durch den Verzehr das Wachstum und die Aktivität verschiedener Darmbakterien angeregt wird. Zum anderen ist das Inulin recht kalorienarm und macht die Knolle somit zu einem sättigenden Gemüse für Figurbewusste.
Hier gibt es die knubbeligen Knollen
Zwischen Oktober und März hat Topinambur Saison und ist in gut sortierten Supermärkten, Bioläden, auf dem Wochenmarkt oder in Feinkostgeschäften zu finden. Da sich die Knollen nicht allzu lange halten, sollte beim Einkauf darauf geachtet werden, dass sie noch fest sind und keine Runzeln aufweisen. Nur dann schmecken sie noch frisch und knackig.
Nach dem Einkauf sollten die Knollen dann am besten in ein feuchtes Tuch eingewickelt und bis zur Verarbeitung im Kühlschrank aufbewahrt werden. Allerdings: Auch im Kühlschrank halten sich die Knollen nur wenige Tage!
Wer Topinambur längere Zeit lagern möchte, sollte die Knollen daher in Würfel oder Scheiben geschnitten einfrieren. Hierfür den Topinambur kurz in kochendem Salzwasser blanchieren, in einem Sieb abtropfen lassen und in einen Gefrierbeutel füllen.
Ob roh oder gekocht, Topinambur ist vielseitig einsetzbar
Ein Glück für alle, die bereits Panik vorm Schälen der unregelmäßig geformten Knolle bekommen haben: Topinambur kann mit und ohne Schale gegessen werden. Wer sich also gegen das etwas mühsamere Abschälen der Schale entscheidet, sollte die Knollen allerdings vor der Weiterverarbeitung gründlich mit Wasser und einer Bürste säubern.
Tipp fürs Schälen: Einfacher geht’s, wenn die Knollen vorher für ein bis zwei Minuten in kochendem Wasser vorgegart und danach unter fließendem Wasser abgeschreckt wurden.
Bei Topinambur gibt es nicht nur die Optionen „mit oder ohne Schale“, sondern auch „roh“ oder „gegart“, denn die Knollen schmecken zum Beispiel roh in einen Salat geraspelt, etwa zu Apfel und Feldsalat oder grünen Bohnen, mindestens genauso köstlich, wie gekocht als Suppe oder Püree. In Scheiben oder Würfel geschnitten, können sie auch angebraten oder gedünstet werden und verfeinern als Beilage Fisch- oder Fleischgerichte. Hierfür eignet sich zum Beispiel die Kombination mit Butter, Thymian und Rosmarin oder Walnussöl besonders gut. Im Backofen lassen sich besonders dünn geschnittene Scheiben außerdem zu knusprigen Gemüsechips backen.
(Sie)