Eine junge Frau greift im Supermarkt zu einem Artikel im Regal

Marketing oder Einkaufshilfe? Auszeichnungen für Lebensmittel

Kaum eine Verpackung von Lebensmitteln kommt ohne zusätzliche Label, Siegel oder Signets daher. Informieren diese Auszeichnungen oder sind es am Ende doch nur Werbemaschen, um Verbraucher zum Kauf zu bewegen?

Klappern gehört bekanntlich zum Handwerk. Und so versuchen Anbieter von Lebensmitteln ihre Produkte stets ins beste Licht zu rücken. Dabei nutzen sie eine kaum überschaubare Menge von Qualitäts-, Sozial- und Herkunftsauszeichnungen, um ihre Produkte im Regal hervorzuheben. Welcher Herausgeber hinter den Auszeichnungen steht oder welche Kriterien angelegt wurden, um eine solche Auslobung zu bekommen ist nicht immer ersichtlich.

Orientierung im Überfluss?

Die Konkurrenz im Lebensmittel-Handel ist groß. Discounter oder Eigenmarken setzen etablierte Handelsunternehmen und Hersteller mit Billigangeboten unter Druck. Nicht jedes Unternehmen kann und will sich dem Preiskampf stellen. Daher ist es naheliegend, den eigenen Produkten besondere Eigenschaften oder Auszeichnungen zukommen zu lassen, um im Wettbewerb an der Ladenkasse zu bestehen. Verbraucher treffen ihre Kaufentscheidung oft nicht anhand der gesetzlich vorgeschriebenen Angaben zu den Inhaltsstoffen-, sondern aufgrund der bunt und auffällig gestalteten Auszeichnungen, die ein gutes Gewissen beim Kauf mitgeben sollen.

Auszeichnungen können eine Orientierung geben, gerade bei komplexen Zusammenhängen wie etwa Tierhaltung, ökologischen Produktionsweisen oder einer sozialen bzw. regionalen Komponente. Nur gilt es im Auszeichnungsdschungel den Überblick zu behalten und die Spreu vom Weizen zu trennen.

Welche Formen von Auszeichnungen gibt es für Lebensmittel?

  • Eigen- oder Handelsmarken: Mit ihren Eigen- und Handelsmarken versuchen Anbieter Vertrauen auf die Qualität ihrer Produkte mit dem Aspekt „günstiger Preis“ zu kombinieren. Damit soll darauf abgezielt werden, dass es sich um Produkte handelt, die Verbraucher sonst im höherpreisigen Bereich vermuten.
  • Güte- und Prüfzeichen: Zum einen sollen diese Auszeichnungen besondere Qualitäten der Inhaltsstoffe oder der Form der Verarbeitung der Lebensmittel hervorheben. Zum anderen sollen Siegel, Labels oder Signets dieser Art zeigen, dass die Qualität von Dritten geprüft und bestätigt wurde. Für Verbraucher ist es aber zumeist nicht möglich, die Seriosität der Auszeichnungsgeber einzuordnen. Nach welchen Kriterien die Auszeichnung vergeben wurden oder ob eine Unabhängigkeit im Prüfvorgang sichergestellt ist, kann nicht immer klar erkannt werden.
  • Geografische Herkunftszeichen können eine gesetzliche Grundlage haben, wie beispielsweis eine „Geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.)“. Es steht für eine regionale Rohstoffgewinnung und auch eine traditionelle regionale Herstellung. Varianten wie „Geschützte geografische Angaben (g.g.A.)“ oder „Garantiert traditionelle Spezialität (g.t.S.)“ sind da schon schwächer in ihrer Aussagekraft. So kann eine „regionale Nähe“ eine deutlich größere Distanz einnehmen oder nur die traditionelle Herstellungsform ausloben, ohne dass diese in der vermuteten Gegend auch tatsächlich stattgefunden haben muss. 
  • Herkunfts- und Qualitätszeichen der Bundesländer werben für Produkte, die im jeweiligen Bundesland hergestellt werden. In Hessen existieren die drei VariantenÖffnet sich in einem neuen Fenster „Gutes aus Hessen“, „Bio aus Hessen“ oder „Geprüfte Qualität aus Hessen“. Die Vergabekriterien unterliegen aber unterschiedlichen Anforderungen in den jeweiligen Bundesländern und müssen sich daher nicht gleichen.
  • Ökolabel, Soziallabel und Umwelt-/Tierschutzzeichen haben einen großen Verbreitungsgrad erlangt. Insbesondere die Siegel der traditionellen ökologischen Anbauverbände, Fair-Trade-Unternehmen oder das EU-Ökolabel haben sich eine große Bekanntheit erarbeitet. Bei den Verbänden sind die Kriterien der Vergabe transparent, was aber nicht heißt, dass alle Ökolabels im Lebensmittelbereich die gleiche Aussagekraft und Nachvollziehbarkeit mitbringen

Fazit: Auszeichnungsflut sorgt für Unübersichtlichkeit

Kaum eine Verpackung ohne eine zusätzliche Auszeichnung, das ist die Wirklichkeit in den Regalen des Lebensmittelhandels. Nicht nur Verbraucher sind von der Flut an Labeln, Siegeln oder Signets überfordert. Auch Experten blicken nicht mehr durch. Es bleibt den Konsumenten daher wohl nur übrig, sich auf wenige und für ihr Einkaufsverhalten relevante Auszeichnungen zu konzentrieren und deren Aussagekraft zu überprüfen.

Einen Überblick im Auszeichnungsdschungel bieten folgende Informationsseiten:

(eck)

Stand: Dezemver 2023

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