Eier in einem Korb, Butter dekroiert mit Gänseblümchen auf einem Teller und mIlch in einer Glaskaraffe

Das ist ja direkt um die Ecke! –Regionale Produkte in Hessen

Zunehmend möchten Verbraucher beim Einkauf auf regionale Produkte setzen, doch das finden viele gar nicht so leicht. Ein Grund ist, dass der Begriff „Region“ gesetzlich nicht geschützt ist und entsprechende Kennzeichnungen daher unspezifisch und verwirrend sein können. Auf welche Angaben kann man sich verlassen und was hilft wirklich beim regionalen Einkauf?

Warum regional?

Wer Produkte aus der Region bezieht, stärkt mit seinem Einkauf nicht nur die regionale Produktion und Wertschöpfung. Lebensmittel aus der Region können in der Saison bis zur Ernte reifen und auf lange Transport- und Lagerzeiten verzichten. Sie punkten dadurch in Frische und Geschmack sowie durch einen besonders hohen Vitamin- und Nährstoffgehalt. Auch werden in der Regel schädliche Treibhausgase durch kürzere Transportwege und weniger Kühl- und Lageraufwand reduziert.

Regional bedeutet nicht gleichzeitig, dass ein Produkt ökologisch erzeugt wurde, Tierschutzstandards erfüllt oder aus der Saison stammt. Wer Klarheit sucht, muss einen genauen Blick auf Codes, Qualitätszeichen und Siegel werfen. Einige Regionalzeichen garantieren neben der Herkunft auch weitere ökologische, soziale oder qualitative Kriterien.

Regional – ein ungeschützter Begriff

Ein Produkt aus der Region zu erkennen, ist oft nicht so leicht. Das liegt daran, dass der Begriff „Region“ gesetzlich nicht definiert ist und auch die persönliche Definition von „regional“ bei Verbrauchern stark schwanken kann. Werbebegriffe wie „von hier“, „regionale Herkunft“ oder „aus der Region“ sind oft unspezifisch und werden daher als täuschend empfunden. Häufig variiert auch der Anteil regionaler Zutaten bei Produkten, die aus mehreren Zutaten zusammengesetzt sind, wie beispielsweise Wurstwaren.

Das „Regionalfenster“ schafft Klarheit

Um hier Klarheit zu schaffen, gibt das RegionalfensterÖffnet sich in einem neuen Fenster– ein blau-weißes Logo mit einheitlichen Vorgaben – Auskunft über Region, den Ort der Verarbeitung, den Anteil verwendeter regionaler Zutaten sowie die Kontrollstelle. Auch die Herkunft von landwirtschaftlichen Vorstufen oder Betriebsmitteln wie Futtermitteln oder Saatgut kann optional im Regionalfenster angegeben werden. Nicht zugelassen sind Aussagen zur Art der Erzeugung wie fairem Handel, ökologischem Anbau, dem Verzicht auf Einsatz von Gentechnik oder zur tiergerechten Haltung.

Mehr als die Hälfte aus der Region

Bei zusammengesetzten Produkten müssen die Hauptzutat und die wertgebenden Zutaten zu 100 Prozent aus der definierten Region stammen, wenn das Regionalfenster verwendet wird. Zudem müssen mindestens insgesamt 51 Prozent des Gesamtgewichts aus Zutaten aus der Region bestehen.

Da Produkte mit dem Regionalfenster deutschlandweit vermarktet werden können, lohnt ein genauer Blick auf die Herkunftsangabe. Das Regionalfenster findet sich allerdings nicht auf allen Produkten. Welche Angaben verraten noch, woher ein Produkt stammt? Und wo finde ich Produkte aus Hessen?

Durchblick im Siegel-Dschungel

Eine sichere Orientierung bietet Verbrauchern auch die geschützte UrsprungsbezeichnungÖffnet sich in einem neuen Fenster (g. U.) sowie die Öffnet sich in einem neuen Fenstergeschützte geographische AngabeÖffnet sich in einem neuen Fenster (g. g. A.). Das rote LogoÖffnet sich in einem neuen Fenster (g. U.) garantiert, dass ein Lebensmittel in einem abgegrenzten geographischen Gebiet und nach anerkannten Verfahren, die mit der Herstellungsregion zusammenhängen, erzeugt, verarbeitet und hergestellt wurde (Beispiel Allgäuer Emmentaler). Das blaue LogoÖffnet sich in einem neuen Fenster (g. g. A.) garantiert, dass mindestens eine Produktionsstufe im Herkunftsgebiet durchlaufen wird. Das kann beim Schwarzwälder Schinken bedeuten, dass dieser im Schwarzwald verarbeitet, also beispielsweise gepökelt und geräuchert wurde. Schweinehaltung und Schlachtung können in anderen Regionen erfolgt sein.

Milch, Käse und Joghurt

Auf Milch, Käse und Joghurt verrät das Identitätskennzeichen aus welcher Region das Produkt stammt. Das ovale, schwarze Kennzeichen stellt die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln tierischen Ursprungs sicher. Wer ein Produkt aus Hessen sucht, orientiert sich am besten an den Buchstaben „DE“ für Deutschland in der ersten Zeile sowie am Kürzel „HE“ für das Bundesland Hessen in der zweiten Zeile vor der Zulassungsnummer, die den produzierenden oder verarbeitenden Betrieb kennzeichnet.

Neben Molkereien und Käsereien gibt es in Hessen zahlreiche Hofkäsereien und Hofmolkereien, die ihre Produkte vor Ort und auch über den Einzelhandel vermarkten. Wer Milch und Käse  regional einkaufen möchte, der findet Unterstützung bei der Landesvereinigung Milch und Milcherzeugnisse Hessen e.V., die in einem FaltblattÖffnet sich in einem neuen Fenster regionale Molkereien und Käsereien listet.

Einkaufen in der Hessischen Milch- und Käsestraße

Darüber hinaus gibt es Milch- und KäsestraßenÖffnet sich in einem neuen Fenster bereits in 17 hessischen Landkreisen. In bisher sechs Etappen werden Besucher hier durch hessische Regionen geführt, wobei sie Milch und Milchprodukte aus der Region kennenlernen können und erleben wo und wie sie erzeugt und verarbeitet werden. Auf diese Weise können Verbraucher Kontakt zu regionalen Betrieben, Direktvermarktern, (Hof-)Molkereien und Käsereien knüpfen und deren Produkte vor Ort erwerben.

Flexibel einkaufen an Milchautomaten

Einige der Betriebe, die ihre Türen und Tore für die Milch- und Käsestraße öffnen, bieten ihre Produkte auch über Automaten an. Insbesondere das Angebot an MilchautomatenÖffnet sich in einem neuen Fenster wächst stetig. An etwa 60 Milchautomaten können Verbraucher flexibel, zum Teil rund um die Uhr, frische Milch aus der Region einkaufen. Die gekühlte Milch wird dabei an Milchtanksäulen in saubere Flaschen abgefüllt und über den Automaten bezahlt. Wer das Angebot nutzen möchte, bringt entweder eigene Flaschen mit oder nutzt bereitgestellte Flaschen vor Ort. Wichtig ist, dass die Rohmilch gekühlt nach Hause transportiert und vor dem Verzehr abgekocht wird. Immer mehr Betriebe bieten weitere Produkte aus eigener Erzeugung über ihre Warenautomaten an. Zeitlich flexibel und regional können auf diese Weise auch Eier, Fleisch, Kartoffeln oder Käse eingekauft werden.

Eier

Auf der Suche nach regional produzierten Eiern aus Freilandhaltung unterstützt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH). In einer ÜbersichtskarteÖffnet sich in einem neuen Fenster können sich Verbraucher über die Standorte mobiler Hühnerställe informieren und denjenigen Betrieb ausfindig machen, der in ihrer Nähe Eier vertreibt .

Regional einkaufen: Leicht gemacht

Auch Obst und Gemüse, Kartoffeln, Brot und Getreide sowie Fleisch und viele weitere Produkte können aus der Region bezogen werden. Wer gerne digital unterwegs ist, kann Apps wie die RegioApp nutzen, um Hofläden, Direktvermarkter, Wochenmärkte oder andere Verkaufsstellen regional erzeugter Produkte in der Nähe zu finden.

Für alle anderen hat der LLH einen regionalen EinkaufsführerÖffnet sich in einem neuen Fenster entwickelt. Er bündelt Informationen zu entsprechenden Verkaufsstellen sortiert nach Landkreisen und unterstützt Verbraucher, Produkte aus der Region zu finden und zu erwerben.

Wissenswertes rund um Regionalität

Hinter Werbebezeichnungen wie „Gutes aus der Heimat“, „Das Beste von hier“ oder „nah“ können teils erhebliche Entfernungen verborgen sein oder die Angaben beziehen sich nur auf die Verarbeitung des Produktes. Wer wissen will, woher ein Produkt stammt, das im Lebensmitteleinzelhandel oder dem Supermarkt angeboten wird, muss sich fit machen in Sachen Regionalkennzeichnung. (Kup)

Stand: März 2024

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