Liebstes Getränk in Deutschland ist der Kaffee
In Deutschland ist der schwarze Muntermacher auf Platz eins der beliebtesten Getränke, noch vor Mineralwasser und anderem Erfrischungsgetränken. Im Durchschnitt trinken wir etwa 162 Liter Kaffee pro Person und Jahr. Viele Menschen sind dabei der festen Überzeugung, dass ohne die morgendliche Dosis Kaffee „nix geht“. Nicht selten steigt der Kaffeekonsum bei den Kaffeejunkies nach und nach immer weiter an.
Ist Kaffeetrinken gesund?
Derzeit gehen Forscher zwar davon aus, dass ein moderater, regelmäßiger Kaffeekonsum aufgrund der vielen enthaltenen Inhaltsstoffe, wie unter anderem der antioxidativ wirkenden Chlorogensäure und zellschützenden Faktoren, wie zum Beispiel dem Koffein, positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben kann. So zeigen Studien, dass sich das Risiko für Herz- und Atemwegserkrankungen, Infektionskrankheiten oder Schlaganfälle verringern kann. Einzelne Untersuchungen weisen außerdem auf einen präventiven Effekt bei Diabetes mellitus und Parkinson hin. Aufgrund dieser Studienergebnisse Kaffee für eine gesunde Ernährung zu empfehlen, würde allerdings zu weit führen, schließlich ist Kaffee nur ein kleiner Bestandteil der gesamten Ernährungsweise.
Außerdem: Wer Koffein in hohen Mengen zu sich nimmt, kann auch mit gesundheitlichen Beschwerden, wie Herz-Kreislauf-Problemen, Nervosität, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Schlaflosigkeit rechnen. Die Säure im Kaffee kann außerdem Magenbeschwerden begünstigen.
Gene, Geschlecht und Alter spielen eine Rolle bei der Wirkung des Kaffees
Koffein ist der belebende Stoff im Kaffee. Es steigert den Blutdruck kurzzeitig, stimuliert die Stresshormone Cortisol und Adrenalin, erweitert die Bronchien und aktiviert die Nieren und den Darm. Der wachmachende Effekt setzt etwa nach 15 bis 30 Minuten ein, kann aber mehrere Stunden anhalten.
Koffein wirkt bei jedem anders. So reagieren manche Menschen auf Koffein auch mit Schweißausbrüchen, Zittern und Nervosität – insbesondere nach einem erhöhten Konsum.
Die Verstoffwechselung des Koffeins im Organismus wird dabei maßgeblich von den Genen mit beeinflusst. Während manche Personen das Koffein bereits nach vier Stunden vollständig abgebaut haben, ist es bei anderen noch nach acht Stunden im Körper nachweisbar. Forscher diskutieren sogar darüber, ob Koffein bei einigen Menschen mit einer bestimmten Genvariation zu einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Bluthochdruck führen kann.
Auch Geschlecht, Alter, Medikamenteneinnahme und Rauchen haben einen Einfluss auf die jeweilige Verstoffwechselung. So wirkt zum Beispiel Koffein bei Frauen teilweise doppelt so lange.
Die Tatsache, dass Menschen so unterschiedlich auf Kaffee ansprechen, macht Aussagen zu den möglichen gesundheitlichen Effekten für die Allgemeinheit also nochmal um einiges schwerer.
Suchtgefahr: Koffein macht abhängig
Wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich an das Koffein und die Wirkung. Um noch einen wachmachenden Effekt zu spüren, müssen die Vieltrinker ihren Konsum daher nach und nach erhöhen.
Koffein kann demzufolge auch als eine psychoaktive Substanz bezeichnet werden, die eine gewisse Abhängigkeit auslöst. Innerhalb Europas lässt sich sogar eine Koffeinsucht nach dem Klassifizierungssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem ICD-10Öffnet sich in einem neuen Fenster, feststellen.
Wieviel Kaffee ist noch vertretbar?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nennt als Faustregel eine Aufnahmemenge von etwa 400 Milligramm Koffein über den Tag verteilt als unbedenklich. Das sind in etwa vier Tassen Kaffee. Als Einzeldosis gelten laut der Behörde täglich 200 Milligramm Koffein, also zwei Tassen Kaffee. Für Schwangere, Stillende oder Kinder gelten diesbezüglich nochmal andere Aufnahmemengen.
Wann ist Zeit für einen Entzug?
Personen, die bereits bei mehr als fünf Tassen Kaffee am Tag angekommen sind, unter Schlafproblemen leiden und eine innere Unruhe verspüren, kann ein zeitweiliges Kaffee-Fasten helfen (vorausgesetzt andere gesundheitliche Ursachen für die Beschwerden sind nach ärztlicher Abklärung ausgeschlossen worden).
Ein Kaffeeentzug geht nicht selten zu Beginn mit Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Verstopfung und Müdigkeit einher. Nach etwa ein bis zwei Wochen klingen die Entzugserscheinungen aber ab.
Ungünstige Zeitpunkte für das Kaffee-Fasten sind stressige Zeiten. Besser sind ruhigere Lebensabschnitte, zum Beispiel im Urlaub, an verlängerten Wochenenden oder nachdem ein wichtiges Projekt abgeschlossen ist.
Dabei kann es hilfreich sein, von vornherein den Zeitraum für die Kaffeepause festzulegen. Wie lange soll verzichtet werden: Zwei Wochen oder vielleicht sogar zwei Monate?
Tipps und Tricks für die Kaffeepause
- Wachmacher am Morgen: Wer denkt, er kommt ohne den morgendlichen Kaffee nicht aus dem Bett, dem sind Wechselduschen, eine Trockenbürstenmassage, eine Runde joggen oder spazieren gehen sowie andere belebende Heißgetränke, wie grüner Sencha-Tee, frischer Ingwer-Tee oder eine Heiße Zitrone zu empfehlen.
- Ausschleichen: Um die Begleiterscheinungen der Kaffeeentwöhnung möglichst gering zu halten, kann es hilfreich sein, den Konsum langsam und Tasse für Tasse herunterzufahren, bis man bei null angekommen ist.
- Gegen die Müdigkeit: Überkommt einen doch nach der Mittagspause die Bettschwere, kann statt einer Tasse Kaffee auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft helfen, die grauen Zellen wieder in Fahrt zu bekommen.
- Stopp dem Mittagstief: Damit es erst gar nicht zum Mittagstief kommt, empfiehlt es sich, während der Pause nicht zu viel und zu schwer zu essen und stattdessen lieber auf Obst, Gemüse oder Suppen zurückzugreifen.
- Nur für den Geschmack: Auch ein Abstinenzler muss auf den köstlichen Röstgeschmack nicht verzichten. Alternativen wie Lupinenkaffee, Kaffee aus Löwenzahnwurzeln, Getreidekaffee oder koffeinfreier Bohnenkaffee machen es möglich.
- Verdauungshilfe Kaffee? Kaffee bringt die Verdauung in Schwung – besonders nach schwerem Essen. Trockenobst, Leinsamen, Flohsamen oder Weizenkleie helfen hier aber genauso gut und können den Kaffee während der Fastenzeit gut ersetzen.
Und nach der Pause?
Ob nach dem Verzicht wieder Kaffee getrunken wird und wenn ja, wie viel, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Aber vielleicht sind die Mengen, die vor der Kaffeepause getrunken wurden, gar nicht mehr nötig. Vielleicht reicht eine Tasse nach der Mittagspause für den Endspurt bis zum Feierabend oder, um fit zu werden, der Cappuccino als Start in den Tag. Nicht ausgeschlossen, dass ausreichend Schlaf, Bewegung an der frischen Luft, ein guter Kräutertee und eine ausgewogene Ernährung auch auf lange Sicht den ein oder anderen Kaffee ersetzen können – hin zu einem moderaten Kaffeekonsum. (Sie)
Stand: Februar 2024