„Milch“ oder „Drink“?
Ein Blick in die Supermarktregale zeigt, dass bei allen Milchalternativen von Soja-, Reis-, Hafer- oder Mandel- „Drink“ die Rede ist. Hintergrund ist eine rechtliche Vorschrift, die besagt, dass nur Kuhmilch als Milch bezeichnet werden darf. Bei der Milch von anderen Tieren muss die Tierart mit angegeben werden, zum Beispiel Ziegenmilch oder Schafsmilch. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden pflanzliche Ersatzprodukte häufig weiterhin als Milch bezeichnet.
Pflanzliche Milchalternativen – Was steckt drin?
Zwar kann keine der Milchalternativen mit dem Nährstoffgehalt der Kuhmilch mithalten, dafür kommen die pflanzlichen Drinks aber komplett ohne Cholesterin oder Milchzucker (Lactose) aus. Sie sind also auch für Menschen mit Lactoseintoleranz geeignet. Soja- und Mandelmilch enthalten zudem kein Gluten und eignen sich daher für Menschen mit Zöliakie, die pflanzliche Milchalternativen nutzen möchten.
Calcium
Pflanzenmilch enthält von Natur aus kein Calcium. Dieses braucht unser Körper vor allem für den Knochenaufbau und –erhalt. Besonders wichtig ist eine gute Calciumversorgung im Wachstum und Alter. Milchersatzprodukte aus dem Einzelhandel sind daher häufig mit Calcium angereichert. Auch Süßungsmittel, Zucker, Verdickungsmittel, Aromen oder pflanzliche Öle kommen bei der Produktion manchmal zum Einsatz.
Kohlenhydrate
Insgesamt ist der Kohlenhydrat- und Zuckergehalt bei pflanzlichen Milchalternativen aus Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen in der Regel geringer als der von Kuhmilch. Der Kohlenhydratgehalt von Milchalternativen aus Getreide fällt höher aus.
Proteine
Der Proteingehalt ist bei pflanzlichen Milchdrinks meist geringer als der von Kuhmilch. Eine Ausnahme sind Produkte aus Hülsenfrüchten, vor allem Soja, welche der Kuhmilch in Proteingehalt und -qualität ähneln. Während Proteine aus tierischen Lebensmitteln in der Regel alle essentiellen Aminosäuren in ausreichender Menge enthalten, weisen pflanzliche Proteine oft nicht das komplette Spektrum auf. Durch die gezielte Kombination unterschiedlicher Lebensmittel wie Getreide mit Hülsenfrüchten kann dies ausgeglichen werden. Die Bioverfügbarkeit, also die Menge der Aminosäuren, die tatsächlich vom Körper aufgenommen und genutzt werden kann, ist bei pflanzlichen Proteinen meist geringer. So können beispielsweise Tannine in Getreide und Hülsenfrüchten die Aufnahme der Aminosäuren verringern. Durch Keimen oder Erhitzen kann die Bioverfügbarkeit positiv beeinflusst werden.
Fette
Auch was den Fettgehalt anbelangt, können sich die pflanzlichen Milchalternativen untereinander deutlich unterscheiden. Der Anteil gesundheitsförderlicher, ungesättigter Fettsäuren ist bei Pflanzendrinks aus Samen und Nüssen höher als in Kuhmilch. Darüber hinaus enthalten pflanzliche Milchalternativen weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterin.
Kuhmilch besser als Milchalternativen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) empfiehlt die Kuhmilch und daraus hergestellte Produkte wie Joghurt oder Käse. Diese Produkte liefern dem Körper wichtige Nährstoffe, darunter Calcium, Jod, Vitamin B2 und B12. Zudem kann der Verzehr von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten das Risiko für Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Adipositas und Typ-2-Diabetes verringern. Die Empfehlung der DGE lautet, täglich zwei Portionen Milch und Milchprodukte zu verzehren. Für einen Erwachsenen wären das zum Beispiel eine Scheibe Käse und ein Glas Milch.
Wer keine Kuhmilch oder Kuhmilchprodukte verzehren möchte oder mehr als zwei Portionen am Tag, für den können pflanzliche Milchprodukte eine gute Option sein. Aktuell fehlen Daten aus Langzeitstudien, sodass Aussagen zum gesundheitlichen Nutzen schwierig sind. Ohne Anreicherung mit Nährstoffen wie Calcium, Jod oder Vitamin B2 und B12 sind die Milchalternativen ernährungsphysiologisch nicht mit der Kuhmilch gleichzusetzen. Insbesondere bei vegetarischer oder veganer Ernährung sollte man daher auf eine ausreichende Versorgung mit den B-Vitaminen sowie Calcium achten und diese Nährstoffe über andere Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel decken. Auch eine Ernährungsberatung durch eine Fachkraft ist sinnvoll. Zudem empfiehlt die DGE Produkte ohne Zuckerzusatz zu bevorzugen.
Wie klimafreundlich sind die Drinks?
Immer mehr Verbraucher greifen zu vegetarischem Milchersatz, um so einen Beitrag zum Tierwohl und Klimaschutz zu leisten. Tatsächlich können pflanzliche Milchalternativen dazu beitragen, ernährungsbedingte Umweltbelastungen zu reduzieren. Gleichzeitig schwanken die Werte für Umweltwirkungen von Kuhmilch und Milchdrinks stark und für manche Umweltindikatoren fehlen Daten. Allgemeingültige Aussagen sind daher schwierig bis unmöglich.
Die ökologisch beste Alternative zur Kuhmilch ist die Hafermilch. Hafer ist eine heimische Kultur und kann daher aus Deutschland oder Europa bezogen werden, sodass die Transportwege kürzer und die CO2-Emissionen geringer ausfallen. Auch der Flächenbedarf pro Liter Hafermilch ist bis zu 80 Prozent und der Energiebedarf bis zu 60 Prozent geringer als bei Kuhmilch. Zudem wird bei der Produktion weniger Wasser verbraucht und die Phosphateinträge in Gewässer fallen niedriger aus.
Bei der Produktion von einem Liter Sojadrink wird durchschnittlich nur ein Drittel der Menge an CO2 verursacht, die bei der Produktion eines Liters Kuhmilch ausgestoßen wird. Das gilt jedoch nur, wenn die Sojabohnen aus Deutschland stammen. Informationen über die Herkunft des verwendeten Sojas können bei einer klimabewussten Entscheidung helfen. Einige Hersteller informieren zum Beispiel darüber, nur europäischen Soja zu nutzen und auf einen nachhaltigen, boden- und wasserschonenden Anbau sowie einen maßvollen Dünger- und Pestizideinsatz zu achten. Demgegenüber birgt der industrielle Anbau von Soja beispielsweise in Brasilien Probleme. Dort verdrängen riesige Soja-Felder Regenwaldbestände und belasten Böden und Grundwasser unter anderem durch einen hohen Einsatz von Pestiziden. Der Wasserverbrauch bei der Erzeugung von Sojadrink fällt insgesamt geringer aus als der von Kuhmilch.
Deutlich mehr Wasser wird hingegen für den Anbau von Mandeln und die Produktion von Mandelmilch benötigt. Über 80 Prozent der weltweit angebauten Mandeln stammen aus den USA, insbesondere aus Kalifornien. Sie werden also nicht nur über weite Strecken nach Deutschland transportiert, wobei CO2 ausgestoßen wird, sondern tragen vor Ort mit ihrem enormen Wasserverbrauch auch dazu bei, dass das ohnehin knappe Wasser weiter verknappt. Dieser Effekt und ein Absinken des Grundwasserspiegels sind auch in den europäischen Anbaugebieten wie Spanien zu beobachten. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, werden außerdem immer mehr Flächen zu Gunsten des Mandelanbaus gerodet.
Weniger gut ist die Ökobilanz von Reismilch aufgrund weiter Transportwege, dem Ausstoß von Treibhausgasen und einem sehr hohen Wasserverbrauch. (kup)
Stand: Oktober 2024