Drei Gläser mit unterschiedlichen Bieren neben Bierflasche

Craft Beer – von traditionell bis extravagant

Sommerzeit ist Grillzeit! Wo, wenn nicht zu Steak und Bratwurst, passt ein kühles Bier? Aber: Haben Sie schon mal ein India Pale Ale probiert? Oder ein Stout? Die sogenannten Craft Beere sorgen für Abwechslung im Bierkasten. Und wir haben mal recherchiert, was es mit den neuen Biersorten so auf sich hat.

Craft Beer – Was ist das denn?

Bei Craft Beer handelt es sich um, von kleineren Brauereien, handwerklich gebrautes Bier. Wichtig dabei ist, dass die Brauereien möglichst unabhängig sind. Lediglich 25 Prozent dieser Craft-Beer-Produzenten sollen einem Großkonzern der Getränkeindustrie gehören.

Der Gedanke hinter dem Craft Beer ist, innovatives Bier herzustellen, welches sich durch ausgeprägte und sehr unterschiedliche und kreative Aromen auszeichnet. Traditionelle Herstellungsmethoden, natürliche Rohstoffe und der Verzicht von Zusatzstoffen haben beim Brauen dieser speziellen Biere höchste Priorität.

USA: Herkunft des Craft Beer

Ursprünglich kommt das Craft Beer aus den USA. Dort hatte das herkömmliche Bier lange Zeit einen schlechten Ruf: Es hieß, dass es dünn und geschmacksarm wäre. Auch gab es keine große Auswahl an Biersorten – bis 1985 gab es lediglich eine Hand voll Großbrauereien, welche den Biermarkt bestimmten. Dies war sozusagen die Geburtsstunde des Craft Beer. Anfang der 90er Jahre begannen kleine Privatbrauereien gegen diese Eintönigkeit ihr eigenes Bier mit einem eigenen Geschmacksprofil zu brauen. Seit dem ist die Craft Beer–Bewegung aus den USA nicht mehr weg zu denken. Mittlerweile gibt es dort mehr als 4000 Kleinbrauereien, die 11 % des Marktanteils für Bier innehaben.

Craft Beer - in Deutschland nichts Neues

In Deutschland sieht der Biermarkt hingegen ganz anders aus. Hier gibt es eine Vielzahl von kleinen und mittelständischen Brauereibetrieben, welche handwerklich brauen und signifikante Marktanteile aufweisen. Im Grunde genommen bedeutet das: Craft Beer, oder handwerklich gebrautes Bier, haben wir hier schon immer. Dennoch, auch in Deutschland verbreitet sich der internationale Craft Beer-Trend und die Verbraucher wünschen sich immer häufiger Biere mit besonderen Aromen, wie etwa die alten Biersorten Märzen, Weizenbock oder aber auch in Deutschland eher exotischere Bierarten wie Pale Ale, India Pale Ale oder fassgereifte Biere.

Wie wird das Craft Beer gebraut?

Craft Beer wird in der Regel nach dem Reinheitsgebot gebraut. In Deutschland ist dies sowieso der Fall. Das bedeutet, dass das Bier nichts weiter als Wasser, Hopfen, Malz und Hefe enthält. Hierfür können die Brauer auf etwa 40 Malzsorten, 200 Hopfen- und 200 Hefesorten zurückgreifen. Da für die Craft Beer-Herstellung außerdem wichtig ist, keine künstlichen Aromen und Konservierungsstoffe zu verwenden, bedeutet dies, dass die fruchtigen oder würzigen Noten des Bieres lediglich durch die richtige Kombination und Sortenauswahl dieser vier Zutaten resultieren. Selten verwenden die Craft-Beer-Brauer nur eine Sorte Malz oder Hopfen für ihr Bier. Meistens werden verschiedene Sorten gleichzeitig herangezogen. Auch bei der Reifung, ist der Fantasie der Brauer keine Grenzen gesetzt. So werden zur Lagerung einer Craft Beer-Sorte beispielsweise spezielle Eichenfässer verwendet, welche zuvor als Wein- oder Whiskeyfässer fungierten und bestimmte Aromen im Bier bilden.

Somit kann ein gebrautes Bier bis zu 8000 verschiedene Aromen enthalten - sechsmal mehr als im Wein. Diese Tatsache macht das Bierbrauen zu einer wahren Kunst!

Hopfen – das Geheimnis des Geschmackerlebnisses

Den Brauern des Craft Beer hat es besonders der Hopfen angetan. Denn dieser enthält viele ätherische Öle, welche maßgeblich an der Aromenvielfalt beteiligt sind. Zudem weist der Hopfen Bitterstoffe, die sogenannten Alpha-Säuren, auf, welche nicht nur ebenfalls geschmacksgebend sind, sondern auch noch konservierende Eigenschaften aufweisen. Die Geschmacksnuancen, die der Hopfen also zu bieten hat reichen von Maracuja über Holunder bis Zitrus. Hier wird schnell klar, dass mit dem Craft Beer-Trend auch die Zahl der Hopfen-Neuzüchtungen angestiegen ist. Manche Hopfensorten sind sogar richtig schwer umkämpft, besonders dann, wenn beispielsweise das Anbaugebiet sehr klein, der Hopfen aber für ein besonders intensives Aroma bekannt ist.

Alte Verfahren der Braukunst erfreuen sich neuer Beliebtheit

Aufgrund der großen Hopfenbeliebtheit in der Craft Beer-Gemeinde haben sich in der Braukunst um die kreativen Biere auch alte Verfahren der Hopfenverarbeitung durchgesetzt, wie etwa das Kalthopfen, auch Hopfenstopfen genannt. Während normalerweise beim Brauvorgang die Dolden des Hopfens bei hohen Temperaturen im Sudhaus zum Bier hinzukommen, werden beim Kalthopfen die Dolden zum Erhalt des Aromas erst wesentlich später, nämlich bei der Lagerung, hinzugegeben. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass alle Aromen des Hopfens ins Bier übergehen, jedoch kaum Bitterstoffe.

Gewürze und Früchte für spezielle Aromen – wann ist das Bier ein Bier?

Einige Craft Beer-Brauer nutzen auch verschiedene Gewürze oder Früchte um gewissen Aromen zu erzielen. Ist dies der Fall, darf ein solches in Deutschland gebrautes Bier allerdings nicht als ein Bier im Sinne des Reinheitsgebotes betitelt und angeboten werden. In anderen Ländern hingegen gibt es das Reinheitsgebot gar nicht. Dort gilt es trotz Gewürzen und Früchten weiterhin als klassisches Bier. Auch dann, wenn es nach Deutschland exportiert und hier in Supermärkten angeboten wird.

Stand: März 2020

Das deutsche Reinheitsgebot ist das älteste Lebensmittelgesetz der Welt

Im Jahre 1516 wurde von Herzog Wilhelm IV von Bayern ein Gesetz erlassen, welches lediglich Wasser, Hopfen und Mals als Zutaten für Bier erlaubt. Damit beschloss er eines der wenigen Gesetze, welche über Jahrhunderte bestand hat, denn bis heute wirkt sich dieses sogenannte Reinheitsgebot auf die deutsche Braukunst aus. Gleichzeit ist das Deutsche Reinheitsgebot das älteste Lebensmittelgesetz der Welt.

Schlagworte zum Thema