Glücklich und erstaunt schauende Frau mit einem Fahrradhelm auf dem Kopf

Pedelec: Mit Motor-Unterstützung in die Pedale treten

Mit einem Elektrofahrrad radelt man leichter und kommt schneller voran. Welche Unterschiede gibt es bei den Varianten und wie nachhaltig sind sie tatsächlich?

E-Bike, Pedelec, S-Pedelec: Das sind die Unterschiede

Das Fahren mit dem Elektrofahrrad liegt im Trend. Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen es als schnelles Transportmittel. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2021 in gut 13 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland mindestens ein Pedelec. In diesem Artikel werden die verschiedenen Arten von Elektrofahrrädern vorgestellt, Vor- und Nachteile der Elektrofahrräder betrachtet sowie deren Nutzung im Sinne der Nachhaltigkeit beleuchtet.

Pedelec: Fahrrad mit Tretunterstützung

Als Pedelecs gelten Fahrzeuge, die durch Pedalkraft angetrieben werden. Ein Motor wird lediglich als Unterstützung bis maximal 25 km/h eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine progressive Unterstützung. Je mehr mit eigener Kraft in die Pedale getreten wird, desto geringer fällt die zugesteuerte Motorkraft aus. Der Motor selbst darf die Nennleistung von 250 Watt nicht überschreiten. In dieser Tret-Motor-Kombination gelten die Bikes weiterhin als Fahrräder. Wichtig ist bei der Anschaffung, dass Motor, Bremsen und Akku aufeinander abgestimmt sind. Dies ist insbesondere zu beachten, wenn geplant wird, ein bestehendes Fahrrad mittels Bausatz zu einem Pedelec aufzuwerten.

S-Pedelec: Schneller, aber kein Fahrrad mehr

Wer noch schneller elektromotorisiert unterwegs sein möchte, kann sich auch ein S-Pedelec zulegen. Diese Flitzer zählen nicht mehr zu den Fahrrädern, denn sie fahren mit Motorunterstützung bis Tempo 45 km/h. Somit gehören sie zu den Leichtkrafträdern (Kennung L1e-B). Für S-Pedelecs gilt, dass sie eine Betriebserlaubnis vom Kraftfahrtbundesamt sowie ein Versicherungskennzeichen (Haftpflichtversicherung für S-Pedelecs) benötigen. Die Fahrer (Mindestalter 16 Jahre) müssen einen Führerschein der Klasse AM besitzen und einen geeigneten Helm tragen. Was in diesem Fall geeignet heißen soll, steht nicht genauer in der Straßenverkehrsordnung. Es sollte aber auf jeden Fall ein Helm gewählt werden, der so ausgelegt ist, dass die höhere Fahrgeschwindigkeit in die Helmkonstruktion eingeflossen ist. Auch technisch unterscheiden sich S-Pedelecs von ihren kleinen Varianten - den „ohne-S-Pedelecs“. Vom Rückspiegel, über Bremslicht und Hupe bis zu seitlichen Strahlern gibt es einige Vorschriften, die baulich das S-Pedelec unterscheidbar machen. Auch die genutzte lichttechnische Einrichtung (Fahrradlicht) muss am Fahrrad fest verbunden sein. Abnehmbare Akkulichter, die für normale Räder eine Zulassung nach der Straßenverkehrsordnung haben, können nicht an einem S-Pedelec genutzt werden. Achtung: Fahren unter Alkoholeinfluss eines S-Pedelecs unterliegt den gleichen Beschränkungen wie das Führen eines Autos!

Doch damit nicht genug: Es müssen auch bei der Nutzung des S-Pedelecs im Straßenverkehr einige Aspekte beachtet werden. So sind Fahrradwege (inner- wie außerorts) nicht für S-Pedelecs zugelassen. Auch Feld-, Wald- und Wiesenwege sind nur stark eingeschränkt nutzbar, denn S-Pedelecs gelten als Kraftfahrzeuge und die Wege in weiter Flur sind häufig für Kraftfahrzeuge gesperrt. Der Kindertransport via Anhänger ist mit einem S-Pedelec nicht gestattet.

Das „echte“ E-Bike

Der Begriff E-Bike hat Eingang in die deutsche Sprache gefunden und wird mehrheitlich für die oben beschrieben Pedelecs genutzt. Dabei ist die Einordnung falsch. E-Bikes fahren ohne Tretunterstützung, was sowohl das herkömmliche Pedelec wie auch das S-Pedelec als Voraussetzung mitbringen, um überhaupt in Bewegung zu kommen. Ein E-Bike fährt gänzlich ohne Muskelkraft, es kann allein mit dem Elektromotor gefahren werden. Ähnlich wie ein Mofa lassen sich E-Bikes mittels Drehgriff oder einem Schaltknopf fahren. Dieser Fahrzeugtyp ist in Deutschland noch recht selten und wer über ein solches Gerät nachdenkt sollte sich im Vorfeld genau informieren, ob eine Zulassung überhaupt möglich ist und welchen Einschränkungen die Nutzung unterliegt.

Vor- und Nachteile eines Pedelecs

Vom City- oder Trekkingrad bis zum hochgezüchtetem Mountainbike - inzwischen gibt es für fast jeden Anwendungsbereich eine Variante mit Elektromotor. Es bleibt also jedem die Wahl, ob er sich mit oder ohne Unterstützung fortbewegen möchte. Pedelecs können besonders für diejenigen von Vorteil sein, die sich aufgrund körperlicher Einschränkungen oder mangelhafter Fitness bisher nicht oder nicht mehr aufs Rad trauen. Mit dem Elektroantrieb können meist mühelos längere Fahrstrecken oder Bergauffahrten bewältigt werden.

Die andere Seite der Medaille zeigt aber, dass der Pedelec-Boom sich negativ in der Unfallstatistik niederschlägt. So nahmen mit der Verbreitung der elektrisch unterstützten Räder laut des Statistischen Bundesamts im Jahr 2021 die tödlichen Unfälle zu. Pro 1000 Unfälle sind mehr als doppelt so viele Personen zu beklagen, wenn sie per Pedelec und nicht per herkömmlichen Fahrrad unterwegs waren. Im Schnitt waren die tödlich Verunglückten auf einem Pedelec knapp 15 Jahre älter als die Gruppe, die nicht motorisiert verunglückte. Doch die Zahlen in der Unfallstatistik zeichnen einen Trend ab, dass auch Jüngere zunehmend das Elektrofahrrad für sich entdecken. Waren es 2014 noch mehr als die Hälfte der Verunglückten mindestens 65 Jahre alt (54,5 Prozent), sind es 2021 nur noch ein Drittel (33,5 Prozent). Mit der Verbreitung der Pedelecs auch in jüngeren Zielgruppen werden sich womöglich auch die Auslöser für einen Unfall und die resultierenden Folgen verschieben.

Durch ihre kraftsparende Fahrweise stellen Pedelecs und E-Bikes auch für Berufspendler eine gesunde und ökologisch sinnvolle Alternative zum Auto dar - Parkplatzsuche oder Staus entfallen.

Der Preis ist für viele Interessenten allerdings abschreckend. Zwar gibt es auch günstige E-Bike-Modelle, wer jedoch Wert auf Qualität und Langlebigkeit der Akkus legt, muss wohl oder übel tiefer in die Tasche greifen. Schnell können einige tausend Euro an der Kasse fällig werden. Allerdings: Vergleicht man die Anschaffungskosten mit denen eines Autos inklusive Treibstoff und Instandhaltungskosten, kommt man mit einem E-Bike immer noch weitaus günstiger weg.

Pflegehinweise und Wartung beachten

Die Reinigung der Elektro-Fahrräder ist etwas aufwändiger als bei den stromlosen Modellen. Es versteht sich fast von selbst, dass wegen der Elektrik auf den Einsatz eines Hochdruckreinigers verzichtet werden muss. Beim Putzen mit Bürsten ist darauf zu achten, dass man den Schmutz nicht in mechanische oder elektrische Bauteile drückt. Ist der grobe Dreck weg, wäscht man sein Pedelec am besten mit Wasser und Schwamm und trocknet es danach sorgfältig ab.

Auch die Wartung ist nicht so einfach selbst durchzuführen, wie das vielleicht bei einem herkömmlichen Fahrrad ohne Tretunterstützung möglich ist. Motor, Akku und Bremsen sind Teile am Pedelec, die regelmäßig von einer fachkundigen Person in Augenschein genommen werden sollten. Dies ist besonders bei gebraucht gekauften Rädern sinnvoll, wenn von diesen der Wartungszustand nicht dokumentiert wurde.

Auch der Akku braucht Pflege, andernfalls kann sich die Lebensdauer (normalerweise etwa 500 bis 1000 Ladezyklen) deutlich verkürzen. So sollte er weder Hitze noch Kälte ausgesetzt sein und am besten bei Zimmertemperatur aufbewahrt werden. Zudem sollte man ihn nie ganz entladen und nach jeder Tour neu aufladen.

Wie nachhaltig sind Pedelecs?

Zwar schneiden die Räder mit E-Antrieb in Bezug auf Treibhausgase während der Nutzung sehr gut ab, die Herstellung, zum Beispiel von Alu oder den elektronischen Komponenten, beeinflusst die Umweltbilanz allerdings negativ. Dabei gilt der Akku als größte Schwachstelle in Sachen Nachhaltigkeit. So werden die in der Batterie enthaltenen Rohstoffe Lithium und Kobalt unter teilweise kritischen Bedingungen abgebaut. Daher sollte die Akkugröße entsprechend der wirklichen Nutzung gewählt werden. Ein übergroßer Akku kostet nicht nur viel Geld in der Anschaffung und macht das Gefährt schwerer als sein müsste, sondern belastet die Ökobilanz des Fahrrades.

Zudem werden defekte Fahrradakkus oftmals nicht sachgerecht recycelt oder entsorgt. Zwar sind die Hersteller dazu verpflichtet, die Akkus kostenfrei wieder zurückzunehmen, die vorgeschriebene Recyclingquote liegt derzeit aber nur bei 50 Gewichtsprozent. Die meisten Hersteller führen zudem keine Reparaturen an Akkus durch. Hier gibt es jedenfalls noch Verbesserungsbedarf.

Die alten Akkus im Hausmüll zu entsorgen, ist übrigens verboten!

Lastenrad mit E-Antrieb

Ob für den Wocheneinkauf, den Kindertransport oder zum Pizzaausliefern: Mittlerweile gibt es auch immer mehr Anbieter von Lastenrädern mit Elektroantrieb. Hier gibt es bei der Anschaffung sogar eine Fördermöglichkeit von 1000 Euro vom Land Hessen. Manche Kommunen unterstützen den Kauf ebenfalls mit einem Zuschuss. Die Mittel sind teilweise recht schnell vergriffen, daher lohnt es sich, bei der Planung einer Anschaffung eines Lasten-Fahrrades, sich frühzeitig um eine mögliche Förderung zu kümmern.

Verbraucherfenster-Tipp: Vor dem Kauf eines Pedelecs („normal“ oder „S“) ist es ratsam einen qualifizierten Fachhändler aufzusuchen und sich ausführlich beraten zu lassen sowie Probefahrten zu unternehmen.

(eck/KT) Stand: November 2022

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