Eine Gartenschaufel mit schwarzer Erde

Terra Preta – warum die schwarze Urzeit-Erde gut für den Garten ist

Unter Hobby-Gärtnern gilt Terra Preta schon lange als Geheimtipp. Warum humose Erde wichtig ist und wie man sie bekommt, erklären wir im Beitrag.

Was versteht man unter Terra Preta?

„Terra Preta“ ist portugiesisch und steht für „schwarze Erde“. Im 19. Jahrhundert entdeckten Forscher im Regenwald rund um das Amazonasbecken eine dicke Schicht schwarzen, fruchtbaren Boden, obwohl die Erde im Regenwald bis dahin eher als karg und nährstoffarm galt. Tatsächlich handelt es sich hierbei nicht um ein natürliches Phänomen, sondern ist auf die jahrhundertelange Bewirtschaftung durch die brasilianischen Ureinwohner zurückzuführen. Diese reicherten die Erde mit einem Gemisch aus Pflanzenresten, menschlichen Fäkalien, Mist, Kohle, Tonscherben, Knochen- und Fischgräten an.

Entstanden ist dabei ein großer Kohlenstoffanteil im Boden, der für einen hohen Gehalt an Nährstoffen sorgt und ein beachtliches Wasserspeichervermögen aufweist. So enthält die Erde etwa doppelt so viel Stickstoff und das Vierfache an Phosphor. Zudem ermöglicht die luftig-poröse Struktur die Ansiedlung wertvoller Mikroorganismen.

Terra Preta auch für den heimischen Garten

Nach dem brasilianischen Vorbild gibt es hierzulande mittlerweile Terra Preta-Substrate von verschiedenen Herstellern für den eigenen Garten – was können sich Hobbygärtner schließlich mehr wünschen, als einen fruchtbaren Boden, der das Wachstum der Pflanzen unterstützt? So sollen zum Beispiel Tomaten in Terra Preta bis zu vier Mal mehr Ernte einbringen. In Zeiten des Klimawandels und trockener Sommer wirkt die humose Erde außerdem wie ein Schwamm, der über längere Zeit Feuchtigkeit, Nährstoffe und Mikroorganismen im Boden hält. Demzufolge braucht Terra Preta auch weniger Wasser als herkömmliche Böden in Gemüsebeeten. Auch Schädlinge, wie Schnecken, haben es in dem lockeren Boden schwer.

Verwendung findet die schwarze Erde in Blumen-, Hoch- oder Gemüsebeeten, unter Obststräuchern, in Balkonkübeln, für Zimmerpflanzen, an Bäumen, Sträuchern oder für einen üppigen Rasen. Oft reicht es dabei schon aus, die Terra Preta mit herkömmlicher Erde zu vermengen.

Fruchtfolge einhalten und fleißig kompostieren macht Terra Preta unnötig

Wer allerdings im Gemüsebeet auf sinnvollen Fruchtwechsel und eine optimale Fruchtfolge setzt sowie eine Kompost-Miete anlegt, ist in Deutschland gar nicht auf Terra Preta angewiesen.

Fruchtfolge
Unter einer Fruchtfolge versteht man den Anbau verschiedener Gemüsesorten in einem Beet innerhalb eines Gartenjahres, etwa Frühkartoffeln im Juni, Mangold oder Kohl später im Jahr. Mittels einer optimalen Planung der Pflanzen-Reihenfolge im Beet bleibt der Boden feucht, ertrag- und nährstoffreich.

Fruchtwechsel
Beim Fruchtwechsel geht es um einen jährlichen Wechsel der angebauten Pflanzenart im Beet – von Starkzehrern, also Pflanzen mit einem hohen Nährstoffbedarf, über Mittelzehrer zu Schwachzehrern mit einem geringen Nährstoffbedarf, zum Beispiel im ersten Jahr Gurken, im zweiten Jahr Möhren und im dritten Jahr Zwiebeln. Im vierten Jahr liegt das Beet ein Jahr brach. Es wird lediglich eine Gründüngung ausgesät. Auf diese Weise bekommt der Boden verlorengegangene Nährstoffe zurück und kann Wasser besser speichern.

Kompost
KompostÖffnet sich in einem neuen Fenster ist das Gold des Gärtners. Denn hier wird aus Bioabfällen humusreiche Erde, die sich sehr gut als Dünger macht und gleichzeitig den Boden im Gemüsebeet wieder mit Nährstoffen anreichert. Um Komposterde herzustellen, kann man im Garten eine Kompost-Miete anlegen oder in der Wohnung eine WurmkisteÖffnet sich in einem neuen Fenster oder einen Bokashi-EimerÖffnet sich in einem neuen Fenster aufstellen. Letztere eignen sich allerdings eher für Gemüseaufzucht auf dem Balkon oder Kübelpflanzen.

Schwarze Erde selbst herstellen

Wer die Terra Preta einmal ausprobieren möchte, kann die Wundererde auch selbst herstellen – als Grundmasse dienen Kompost oder Küchenabfälle, zum Beispiel aus der Wurmkiste. Außerdem benötigt man Pflanzenkohle, Gesteinsmehl und effektive Mikroorganismen in aktivierter Form (EM-a) zum Beispiel aus dem Gartencenter. Unter den EM-a werden hauptsächlich Milchsäure- und Photosynthesebakterien verstanden. Sie verhindern Fäulnis und schützen die Pflanzen vor Krankheiten oder Schädlingen. Bei der Terra Preta-Herstellung sind sie zudem für die Fermentation unerlässlich.

Grillkohle sollte zur Herstellung nicht verwendet werden, denn diese enthält häufig Schadstoffe.

Als Faustformel gilt: Um 100 Liter der schwarzen Erde herzustellen, braucht man etwa neun Liter Pflanzenkohle, zwei Kilogramm Gesteinsmehl und einen Liter EM-a.

Am besten funktioniert die Fermentation zur schwarzen Erde bei warmem Wetter oder warmer Umgebungstemperatur. Kompost oder Küchenabfälle werden auf Rinder- oder Pferdemist gegeben, fest zusammengepresst und mit der zerkleinerten Pflanzenkohle bestreut. Als nächster Schritt wird der gepresste Kompost mit einem Gemisch aus Wasser und EM-a übergossen. Die Mikroorganismen verbinden die im Kompost enthaltenen Nährstoffe mit der Kohle. Dann wird die „Terra Preta-Miete“ mit einer Plane abgedeckt. Nach etwa sechs bis acht Wochen ist die schwarze Erde bereitet, um sie aufs Beet auszutragen.(Sie)

Stand: Mai 2021

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