Tomatensämlinge

Ohne Torf in die Gartensaison starten

Wer im Sommer pralle Tomaten oder knackige Paprika ernten möchte, kann jetzt mit der Anzucht der Gemüsepflanzen beginnen. Die Auswahl der Anzuchterde ist entscheidend für den Erfolg beim Aufwuchs der Keimlinge. Auf jeden Fall sollte die Erde torffrei sein.

Rund 95 Prozent der Torfflächen in Deutschland sind bereits verschwunden oder akut bedroht. Nur noch an wenigen Stellen lassen sich die letzten Flecken an unberührten Torfflächen finden. Circa 1.000 Jahre braucht es, bis sich eine Torfschicht um einen Meter entwickelt. Somit wird klar, dass nur noch torffreie Anzucht- und Blumenerden im Garten zum Einsatz kommen sollten.

Was ist Torf?

Bei Torf handelt es sich um Pflanzenreste die sich über Jahrtausende abgelagert haben. Durch den Ausschluss von Sauerstoff unter Wasser und einem sauren pH-Wert sammelt sich das Torf in Mooren an. Das besondere Sediment entfaltet in unseren Beeten, Töpfen und Rabatten eine unglaubliche Kraft als Nährboden für Pflanzen. Seine Struktur speichert viel Wasser. Deshalb wird Torf gerne mit Dünger, Sand, Kalk oder etwas Ton vermischt, als Erde im Gartenbau verwendet.

Klimaschädlicher Abbau

Ganz klar, nachhaltig ist das Gärtnern mit einer solchen Erde nicht, denn der Abbau des Torfs zerstört die Jahrtausende alten Moore. Dadurch schwindet nicht nur Lebensraum für viele Tieren und Pflanzen, sondern auch das Klima leidet erheblich. Um an den Torf zu gelangen, werden die Moore zunächst entwässert. Dadurch entweicht CO2 in die Atmosphäre, das ursprünglich in den Feuchtgebieten gespeichert war. Das erklärt auch, warum Moore eine wichtige Rolle für den Klimaschutz spielen: Sind sie noch intakt, können sie überproportional viele Treibhausgase im Boden binden. Es ist also unerlässlich die Moore zu schützen.

In Deutschland wird deshalb Torf aus noch intakten Mooren nicht mehr abgebaut, allerdings in Osteuropa. So steckt in deutscher Gartenerde häufig Torf aus Ländern wie Estland, Litauen, Lettland oder Polen. Dort sind die Moore deutlich schlechter geschützt.

Junge Pflanzen mit Ansprüchen

Das ideale Substrat für die Aufzucht von Setzlingen muss einigen Ansprüchen genügen. So soll die Erde eine hohe Wasser- und Luftkapazität mitbringen. Das heißt, dass einerseits das Substrat genügend Feuchte hält und nicht so schnell austrocknet und andererseits nicht zu Staunässe neigt, die das Wurzelwachstum der Pflänzchen hemmt. Ein stabiler pH-Wert und eine geringe Auswaschung der Pflanzennährstoffe sollen auch sichergestellt sein.

Nicht zu verwechseln ist Anzuchterde mit der klassischen Blumenerde. Diese ist zumeist nährstoffreicher, was bei den Keimlingen zu einem unerwünschten Schnellwachstum führen kann. Eine spezielle Anzuchterde ist nährstoffärmer und lässt daher die Setzlinge mehr Wurzelmasse ausbilden. Das kommt der Pflanze beim Wuchs und der Anlage der Fruchtstände zugute.

„Bio-Erde“, „torfreduziert“ – Wo ist wirklich kein Torf drin?

Noch immer hält sich hartnäckig die Überzeugung, dass torfhaltige Substrate die einzig richtige Grundlage für eine erfolgreiche Anzucht von Jungpflanzen ist. Um kritische Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu verschrecken, greifen einige Anbieter zu Fantasiebezeichnungen wie „Bio-Erde“. Auch die Deklaration als „torfreduziert“ sagt nur aus, dass das Produkt nicht ausschließlich aus Torf besteht. Bis zu 80 Prozent kann der Torfanteil in solchen reduzierten Mischungen betragen.

Torffreie Erde ist teurer und es gibt einige Dinge zu beachten

Mittlerweile gibt es Erde, die gänzlich torffrei ist. Dies sollte aber auch genau so auf der Verpackung deklariert sein. Allerdings ist torffreie Erde deutlich teurer. Hier wird meist ein Gemisch von verschiedenen Stoffen verwendet, zum Beispiel Kompost, Rindenhumus, Holz- oder Kokosfasern sowie Bims, Ton- oder Quarzsand. Ein Nachteil der torffreien Erde ist, dass sie weniger Wasser speichern kann. Die beigemischten Holz- und Kokosfasern sorgen dafür, dass die Erde obendrauf schon ausgetrocknet erscheint, in tieferen Schichten aber noch feucht oder sogar nass ist. Für Gärtner bedeutet das, regelmäßig mit dem Finger zu testen, ob die Erde unter der Oberfläche genauso trocken ist und danach das Gießverhalten anzupassen.

Da der pH-Wert vom Torfersatz oft basisch ist, ist es zudem ratsam, beim Gießen Regenwasser oder enthärtetes Wasser zu verwenden. Nur dann sind die Nährstoffe für die Pflanzen verfügbar.

Torf-Alternative für die Anzucht

Als weitere, alternative Anzuchtsubstrate gibt es zudem Tabs aus Kokosfasern. Die Fasern werden in Tablettenform gepresst und durch einen Mantel aus Zellulosematerial zusammengehalten. Kokosfasern wird eine ähnlich gute Stabilität und Wasserspeicherfähigkeit bei gleichzeitiger Luftigkeit wie Torf zugesprochen. In der Mitte des Quellkörpers ist eine Vertiefung vorhanden, in der das Saatgut zur Anzucht eingelegt wird. Weitere Anzuchterde in der Saatschale wird nicht benötigt. Es ist ratsam, die Düngeinformation, die mit den Tabs geliefert wird, aufmerksam zu lesen. Je nach Pflanzenart müssen bei solchen Tabs die Setzlinge später mit Nährstoffen versorgt werden.

Anzuchterde – selbst hergestellt aus Kompost

Ein Substrat für die Anzucht selbst herzustellen, ist gar nicht so schwierig. Es gibt auch nicht nur das eine richtige Mischungsverhältnis der möglichen Bestandteile. Denn die unterschiedlichen Gemüsesorten haben ihre eigenen Ansprüche. Ein häufiger Fehler ist, die eigene Mischung mit zu vielen Nährstoffen zu versehen. Die Setzlinge sollen aber dazu gebracht werden, möglichst viel Wurzelwerk auszubilden und das gelingt am besten in einer nährstoffarmen Umgebung.

Ein Mischungsverhältnis, das häufig verwendet wird, besteht aus je einem Drittel Gartenerde, reifem Kompost und Sand. Neben der Feinkrümeligkeit des Substrates ist darauf zu achten, dass die eigene Anzuchterde möglichst keimfrei und ohne Fremdsamen ist. Wer sichergehen will, sollte die Mischung sterilisieren. Das gelingt bei Temperaturen um die 150 Grad. Wer noch einen alten Bräter im Keller stehen hat, kann diesen dafür nutzen. Je nach Ausgangsfeuchte der Mischung dauert die Sterilisation zwischen 30 und 45 Minuten. Die Trocknung sollte dabei immer im Auge behalten werden, da sich im Kompostanteil noch entflammbare Materialien befinden können. Mit ein wenig Aufwand lassen sich zumeist die unerwünschten Fremdsprößlinge auch ohne Erhitzung im Zaum halten. (sie)

März 2024

Hessens Moore

Renaturierung von Mooren in Hessen

Auch die Niedermoore in Hessen sind stark gefährdet. Die NABU-Stiftung Hessische Naturstiftung und die Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen planen daher bis zu sechzig MoorstandorteÖffnet sich in einem neuen Fenster zu pachten und damit langfristig zu erhalten. Im BurgwaldÖffnet sich in einem neuen Fenster zeigen erfolgreiche Renaturierungsprojekte wie Moore wiederbelebt werden können.

Besuch in Hessens Niedermooren

Interessierte können die natürlichen Klimaretter in Hessen sogar besuchen und zum Beispiel eine Führung durch das Moor machen. Hierbei kann man spannende Dinge erfahren. Auch Wanderungen auf den Wegen entlang der Moore sind möglich. Weitere Informationen hierzu hält die Website von Hessen TourismusÖffnet sich in einem neuen Fenster bereit.

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